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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
21.09.2006 | Musicals und Shows | Magazin

Afrika! Afrika!


Afrika – jener geheimnisvolle Kontinent, über den wir soviel zu wissen glauben aber über dessen (Lebens)kultur wir in Wahrheit doch so wenig Einblick haben. André Heller, wohl einer der bekanntesten und erfolgreichsten Multimediakünstler der Welt, bringt mit "Afrika! Afrika!" ein Stück eben jener Kultur mitten hinein nach Europa und zeigt in seiner bunten Mischung aus Akrobatik, Zirkuskunst, Musik, Gesang und Tanz ein ganz anderes, ungewöhnliches und erstaunliches Bild Afrikas.

"Das magische Zirkuserlebnis vom Kontinent des Staunens" – so lautet der Untertitel seiner seit 2005 in Deutschland tourenden Show. Und tatsächlich kommt der Besucher angesichts der Zeltpaläste im maurischen Look, in denen man die Reise nach Afrika unternimmt, aus dem Staunen nicht heraus. Das Hauptzelt, das übrigens mit seinen 26 Metern das höchste Zirkuszelt Europas ist, wird dabei umringt von mehreren Nebenzelten, in denen zum Beispiel eine Kunstausstellung, ein orientalisches Cafe oder Veranstaltungsräumlichkeiten untergebracht sind. Wuchtige Lampen beleuchten eine Szenerie, die mit Berberteppichen und stilisierten afrikanischen Ausstellungsstücken und Motiven in passender Weise auf die Show vorbereiten.

Über einhundert Künstler aus den verschiedensten Regionen Afrikas verzaubern die Besucher in den kommenden zwei Stunden des Programms. Die einzelnen Artistik-Nummern sind dabei eigentlich nichts Neues – Darbietungen dieser Art konnte man schon in anderen Zirkus- oder Variete-Shows bestaunen. Was die afrikanischen Akrobaten jedoch von ihren (meist) asiatischen und osteuropäischen Kollegen unterscheidet, ist eine gewisse spielerische Leichtigkeit, mit der sie selbst die schwierigsten Dinge präsentieren. Und genau diese kleine Nuance ist es dann auch, die den meisten Nummern tatsächlich eine völlig neue Ausstrahlung einhaucht und zum Beispiel selbst eine klassische Strapatennummer in einem anderen Licht erscheinen läßt. Während bei ähnlichen Darbietungen dieser Art der Artist meist viel Schwung benötigt, um sich an den Strapaten in die Höhe zu drehen, scheinen bei Jean-Claude Belmat aus Martinique alle Grenzen der Schwerkraft aufgehoben zu sein: Mit einer unglaublichen Eleganz schraubt er sich langsam Richtung Zeltdach.







André Heller
Einen Tick besser

Auch andere wohlbekannte Nummern scheinen immer einen winzigen Tick besser zu sein als bereits in diversen Variete-Shows gesehen. Der äthiopische Jongleur Abdurazak Reshid Adem läßt seine (bis zu zehn) Bälle schneller durch die Luft wirbeln als andere, die Kortorsionistin Nokulunga Buthelezi aus Südafrika scheint sich noch mehr verbiegen zu können als ihre Kolleginnen. Und auch die Stangennummer der Gruppe "Hakuna Matata" birgt für die afrikanischen Künstler, wie es bereits der Name andeutet, keinerlei Probleme. Opulente Kostüme - manchmal mit Tribal-Ornamenten verziert, manchmal eher im "Buschmann-Klischee" und manchmal auch eher modern – und ein wirklich hervorragendes Orchester mit Live-Gesang sorgen für weitere Pluspunkte von Hellers ambitionierter Show.

Allerdings muß auch ein Wort der Kritik erlaubt sein: So hervorragend die artistischen Leistungen der Künstler auch sind, so überzeugend die Kostüme auch herüberkommen und so mitreißend die Musik auch sein mag: Heller stellt seinem Ensemble für die Darbietungen leider nur eine sehr spartanisch ausgestattete Bühne zur Verfügung. Er verzichtet auf jegliche Form der Effekthascherei (wenn man mal von eher gut gemeinten als gut gemachten Bildprojektionen an die Zeltwand absieht) und will gerade die Artisten offensichtlich "von ganz alleine" wirken lassen. Aufwendige Lichtinstallationen a la "Flic Flac" oder "Cirque du Soleil" zur emotionalen Verstärkung sucht man hier vergebens. Dekorationen sind nur sporadisch vorhanden und deren vorhandene Symbolik dürfte sich wohl nur den wenigsten Besuchern aufgrund fehlender Hintergrundinformationen erschließen (nicht jedem ist die "Hand Fatimas" geläufig). Der große Träumer Heller überläßt bei "Afrika! Afrika!" vieles der Phantasie der Zuschauer und überfordert sie damit ein Stück weit. Er zwängt die ausnahmslos hochklassigen Nummern in ein eher steriles Korsett, das zwar alle Klischees zu vermeiden versucht, aber der Reise in die afrikanische Kultur damit auch die Chance nimmt, die Herzen der Besucher zu erreichen. Der konzeptionellen Bodenständigkeit fehlt dadurch leider der notwendige Schuß emotionaler Berührung, der "Afrika! Afrika!" dank des enormen Potentials wirklich zu einer absoluten Ausnahme-Show gemacht hätte.

Termine

"Afrika! Afrika" wird noch bis zum 4. November 2006 in Düsseldorf gastieren. Die weiteren Termine sind: 16.11.2006 bis 13.01.2007 in Wien, 27.01.2007 bis 17.03.2007 in Stuttgart, 29.03.2007 bis 12.05.2007 in Zürich, 24.05.2007 bis 07.07.2007 in Köln und 19.07.2007 bis 01.09.2007 in Hannover. Weitere Informationen finden Sie unter www.afrikaafrika.de.


© parkscout/MV, Bilder: Afrikanische Zirkus GmbH & Co.KG

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