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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
28.03.2006 | Zoos und Tierparks | Kolumnen

Bruno brüllt... Der Zoobesucher - das unbekannte Wesen


Die deutschen Zoos werden in jedem Jahr von mehreren Millionen Menschen besucht. Aus welchen Gründen zieht es aber die Menschen in einen zoologischen Garten?

Die Tiergärten selbst haben darauf eine einfache Antwort gefunden und stellen vier wichtige Punkte heraus, die den Sinn und Zweck eines Zoos beschreiben. So soll ein Zoo eine Bildungseinrichtung für biologische, zoologische und ökologische Zusammenhänge sein. Er soll dem Natur- und Artenschutz dienen und Forschung im Bereich der Tiergartenbiologie und Tiermedizin betreiben. Schließlich soll er auch eine Stätte der Erholung und Freizeitgestaltung sein. Was den größten Teil seiner Besucher angeht, so ist eindeutig der letzte Punkt der wichtigste. Wirklich interessant ist aber, was viele Besucher unter "Erholung und Freizeitgestaltung in einem Zoo" verstehen. Die meisten Zoobesucher möchten sich nur an den Tieren erfreuen, ein paar nette Stunden in entspannter Atmosphäre verbringen oder wollen einfach nur die quengelnden Blagen für einige Zeit ruhig stellen. Offensichtlich gibt es aber auch noch ganz andere Motive...

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In jedem Zoo werden sie irgendwann einem der folgenden Archetypen begegnen:

1. Der Besserwisser

Der Besserwisser ist zumeist männlich und in Begleitung seiner wehrlosen Familie. Egal was auch immer auf dem Gehegeschild über die dort lebenden Bewohner geschrieben steht, der Besserwisser wird stets das Gegenteil behaupten. Rudimentäres Rest-Schulwissen gekreuzt mit schlechter Erinnerung an den vor 20 Jahren gesehenen Tierfilm von Professor Grzimek, führen zu teils haarsträubenden zoologischen Äußerungen. Da das fehlende Fachwissen in jedem Fall durch ein übermäßig ausgeprägtes Selbstbewusstsein kompensiert wird, wagt auch kaum jemand zu widersprechen. Am häufigsten tritt der Besserwisser nach der folgenden Frage in Aktion: "Papa, wie heißt dieses Tier?" (Die Antwort des Besserwissers lautet etwa so: "Du meinst diesen schwarz-weißen Bären, der dauernd Bambus mampft? Das ist ein Koalabär!")

2. Die Betroffene

Die Betroffene ist mehrheitlich weiblich (DER Betroffene wurde aber auch schon in diversen Tiergärten gesichtet) und besonders häufig als Lehrerin für Sozialwissenschaften oder Deutsch tätig. Mit dem stets einzelnen Einzelkind an der Hand läuft sie alle Tiergehege der Reihe nach ab. Vor jedem Gehege schüttelt die Betroffene theatralisch den Kopf und lässt mit brüchiger Stimme ihr Kind folgendes hören: "Nein, die armen Tiere...schau nur, wie schlecht sie es hier haben...die Löwen können nur noch depressiv unter dem Baum liegen...sie haben keine Kraft mehr, stolz durch ihr Gefängnis zu streifen..." Nachdem im weiteren Verlauf des Zoorundgangs Parallelen zwischen diesen "Tierknästen" und gewissen amerikanischen Gefängnissen auf Kuba hergestellt wurden, hat das Martyrium für das einzelne Kind (welches häufig Torben-Lukas oder Anna-Luisa heißt) am Zooausgang nur scheinbar ein Ende. Auf der Heimfahrt wird es nämlich von der Betroffenen im Auto noch zugequalmt, während hinten der Aufkleber prangt: "Saubere Luft für sauberen Wald"

3. Der Selbstdarsteller

Der Selbstdarsteller ist zu 100% männlich und braucht ein Publikum, welches er häufig schon mit sich führt. Es gibt ihn eigentlich in jedem Alter, jedoch überwiegen Halbwüchsige und junge Familienväter bis 40. Den Selbstdarsteller interessiert es prinzipiell nicht, ob Füttern im Zoo verboten ist. Er tritt an das jeweilige Gehege, überwindet meist noch einige Absperrungen und stellt sich dann in Pose. Ist er sicher, dass er genug Publikum versammelt hat, wird der Selbstdarsteller einen Gesichtsausdruck wie einst Clint Eastwood im Showdown von "Dirty Harry" aufsetzen und beginnen, die (bevorzugt) Affen mit allem zu füttern, was er an Essbaren bei sich trägt. Und so wechseln unter lautem Gezänk der Affenhorde Bananen, altes Brot, Himbeereis mit Schokolade und Haribos neueste Kollektion den Besitzer. Sind seine Taten bestaunt und Fotos gemacht lässt er großzügigerweise die letzten Reste - je nach Alter des Selbstdarstellers - entweder von den eigenen Kindern oder von der heißesten Teeniemaus an die Tiere verteilen.
Befriedigt soviel Aufmerksamkeit erhascht zu haben, kann jetzt nichts mehr seinen Tag verderben...

4. Die "Süßen"

Die "Süßen" beginnen ihre Karriere schon im frühen Kindesalter. Doch während sich die männliche Variante bald schon zum Selbstdarsteller oder zumindest zum Besserwisser entwickelt, bleibt die weibliche Form zeitlebens eine "Süße". Sie geht bevorzugt zu den Gehegen, in dem sich Tiere befinden, die dem sogenannten "Kindchenschema" entsprechen. Große Augen, großer Kopf, kleiner Körper, flauschiges Fell und tapsige Bewegungen ziehen sie geradezu magisch an. Besonders häufig sind sie deshalb bei den Kleinen Pandas und den Koalas anzutreffen, sowie bei allem frisch geborenen oder geschlüpften Getier. Zu einer besonderen Plage werden sie, wenn der entsprechende Zoo handaufgezogene Schimpansen in Windeln und Daunenbettchen im Angebot hat. Dort ertönt dann der typische Ruf der "Süßen", der ihnen auch ihren Namen eingebracht hat: "Süüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüß"

All diese Formen können sie bei einem Zoobesuch am Sonntagnachmittag in freier Wildbahn erleben - direkt und ohne Gitter. Und wenn sie tatsächlich keinen davon begegnen sollten, dann schauen sie doch einmal unauffällig in ihren Spiegel...





Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

© Parkscout / AK / Affenlogo mit freundlicher Genehmigung vom NaturZoo Rheine / Teaserpics teils aus pixelquelle.de