Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
20.03.2011 | Freizeitparks | Kolumnen
Knut ist tot!
Auf dem Video ist ein Eisbär zu sehen, der sich um sich selbst dreht, plötzlich zusammenbricht, ins Wasser fällt und zum lautstarken Entsetzen der Zoobesucher ertrinkt. Die Rede ist hier übrigens nicht von dem in unserem Teaserbild gezeigten Bären aus der ZOOM Erlebniswelt, sondern vom deutschen Lieblingsbären "Knut", der am Samstag im Berliner Zoo verstarb.
Das Herz des Eisbären hatte nur wenige Stunden aufgehört zu schlagen, da kamen auch schon die ersten selbsternannten Tierschützer aus ihren Löchern gekrochen, um mit Schuldzuweisungen Publicity für ihre jeweiligen Organisationen zu erheischen. Allen voran natürlich wieder einmal die umstrittene Tierrechtsorganisation Peta, die flugs ein Statement durch den Ticker jagte, in dem sie die Zoodirektion und den Bärenkurator für den Tod Knuts verantwortlich machte und Konsequenzen forderte. Auch der deutsche Tierschutzbund äußerte Kritik an der Haltung des Eisbären. Ob Knut nun tatsächlich aufgrund von Stress, vielleicht bisher unentdeckten angeborenen körperlichen Leiden oder sogar durch einen gezielten Anschlag eines geistig verwirrten Menschen ums Leben gekommen ist: man weiß es nicht. Zumindest noch nicht, denn der tote Körper Knuts wird natürlich noch entsprechend untersucht werden. Insofern scheint das forsche Voreilen mit dem Verteilen des Schwarzen Peters vielleicht etwas verfrüht – zumindest wenn man um eine sachliche Einordnung des Vorgangs bemüht sein will. Doch was solls? Vorverurteilungen sind ja hip – besonders, wenn man bei der Gelegenheit ein bisschen Werberummel für die eigenen Zwecke mitnehmen kann! Bitte nicht falsch verstehen: wenn es sich bei der Obduktion herausstellen sollte, dass wirklich eklatante Fehler in der Haltung des Eisbären unmittelbar zu dessen Tode führten, wären personelle Konsequenzen durchaus angebracht – allerdings sollte man auch erst einmal die Ergebnisse abwarten, bevor der Pranger auf dem Marktplatz präsentiert wird.
Die Geburt von Knut war ein internationales mediales Ereignis, an dem sich viele finanziell bereichern konnten und auch haben. Die Vermenschlichung des Tieres und die "Freundschaft" mit dessen Pfleger war ein Renner der Boulevardpresse, die Merch-Maschinerie lief auf vollen Touren. Es steht zu befürchten, dass sein Tod ähnlich ausgeschlachtet wird. Auf der Online-Präsenz einer großen deutschen Tageszeitung steht das Ableben des Bären auf dem ersten Platz der News – noch vor den Neuigkeiten aus Japan. Und auch die Bombardierung in Libyen hat es schwer, wenn Deutschlands beliebtester Eisbär in den Himmel kommt. Auf der Seite des Zoos gibt es inzwischen eine Art Kondolenzbuch, wo Besucher sich ihre Trauer von der Seele schreiben können, in den Social Networks rollen die virtuelle Tränen, dass wirklich jede Verhältnismäßigkeit in Frage gestellt werden muss. Hätte es den Eisbären aus Gelsenkirchen getroffen – mehr als eine Randnotiz in der Lokalpresse wäre dies der deutschen Medienlandschaft kaum wert gewesen.
Und hat der Tod des in letzter Zeit überregional scheinbar in Vergessenheit geratenen Knut nicht für alle Seiten auch etwas Positives? Der Zoo ist wieder im Gespräch, die Tierrechtsorganisationen konnten ihre lauten Stimmen gut in der öffentlichen Wahrnehmung plazieren, Fremdfirmen werden sich mit Knut-Andenken eine goldene Nase verdienen, die Auflagen der Medien sind gesichert, die Menschen können nach einer Woche Dauerbetroffenheit endlich ein anderes Thema zum emotionalen Abreagieren nehmen. Nur Knut selbst ist der große Verlierer – nach nur vier Jahren starb das Tier. Und dies mit einem ähnlichen Rummel wie bei seiner Geburt. Aber zum Glück gibt es ja noch "Flocke"...
Das Herz des Eisbären hatte nur wenige Stunden aufgehört zu schlagen, da kamen auch schon die ersten selbsternannten Tierschützer aus ihren Löchern gekrochen, um mit Schuldzuweisungen Publicity für ihre jeweiligen Organisationen zu erheischen. Allen voran natürlich wieder einmal die umstrittene Tierrechtsorganisation Peta, die flugs ein Statement durch den Ticker jagte, in dem sie die Zoodirektion und den Bärenkurator für den Tod Knuts verantwortlich machte und Konsequenzen forderte. Auch der deutsche Tierschutzbund äußerte Kritik an der Haltung des Eisbären. Ob Knut nun tatsächlich aufgrund von Stress, vielleicht bisher unentdeckten angeborenen körperlichen Leiden oder sogar durch einen gezielten Anschlag eines geistig verwirrten Menschen ums Leben gekommen ist: man weiß es nicht. Zumindest noch nicht, denn der tote Körper Knuts wird natürlich noch entsprechend untersucht werden. Insofern scheint das forsche Voreilen mit dem Verteilen des Schwarzen Peters vielleicht etwas verfrüht – zumindest wenn man um eine sachliche Einordnung des Vorgangs bemüht sein will. Doch was solls? Vorverurteilungen sind ja hip – besonders, wenn man bei der Gelegenheit ein bisschen Werberummel für die eigenen Zwecke mitnehmen kann! Bitte nicht falsch verstehen: wenn es sich bei der Obduktion herausstellen sollte, dass wirklich eklatante Fehler in der Haltung des Eisbären unmittelbar zu dessen Tode führten, wären personelle Konsequenzen durchaus angebracht – allerdings sollte man auch erst einmal die Ergebnisse abwarten, bevor der Pranger auf dem Marktplatz präsentiert wird.
Die Geburt von Knut war ein internationales mediales Ereignis, an dem sich viele finanziell bereichern konnten und auch haben. Die Vermenschlichung des Tieres und die "Freundschaft" mit dessen Pfleger war ein Renner der Boulevardpresse, die Merch-Maschinerie lief auf vollen Touren. Es steht zu befürchten, dass sein Tod ähnlich ausgeschlachtet wird. Auf der Online-Präsenz einer großen deutschen Tageszeitung steht das Ableben des Bären auf dem ersten Platz der News – noch vor den Neuigkeiten aus Japan. Und auch die Bombardierung in Libyen hat es schwer, wenn Deutschlands beliebtester Eisbär in den Himmel kommt. Auf der Seite des Zoos gibt es inzwischen eine Art Kondolenzbuch, wo Besucher sich ihre Trauer von der Seele schreiben können, in den Social Networks rollen die virtuelle Tränen, dass wirklich jede Verhältnismäßigkeit in Frage gestellt werden muss. Hätte es den Eisbären aus Gelsenkirchen getroffen – mehr als eine Randnotiz in der Lokalpresse wäre dies der deutschen Medienlandschaft kaum wert gewesen.
Und hat der Tod des in letzter Zeit überregional scheinbar in Vergessenheit geratenen Knut nicht für alle Seiten auch etwas Positives? Der Zoo ist wieder im Gespräch, die Tierrechtsorganisationen konnten ihre lauten Stimmen gut in der öffentlichen Wahrnehmung plazieren, Fremdfirmen werden sich mit Knut-Andenken eine goldene Nase verdienen, die Auflagen der Medien sind gesichert, die Menschen können nach einer Woche Dauerbetroffenheit endlich ein anderes Thema zum emotionalen Abreagieren nehmen. Nur Knut selbst ist der große Verlierer – nach nur vier Jahren starb das Tier. Und dies mit einem ähnlichen Rummel wie bei seiner Geburt. Aber zum Glück gibt es ja noch "Flocke"...
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
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