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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
28.01.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Parks im Ausverkauf?


Freizeitparks zum Schnäppchenpreis gefällig? Kein Problem in Deutschland! "Wer will nochmal, wer hat noch nicht?" - so scheint die Devise schon seit längerem zu lauten. Die Zeiten der Familienbetriebe, die meistens von ehemaligen Schaustellern in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gegründet wurden, scheinen endgültig vorbei zu sein.

Die Auflistung aller Verkäufe der letzten zehn Jahre ist erschreckend. Hans-Jürgen Tiemann überschrieb seinen Heide-Park 2001 an die britische Tussauds Group, nur ein Jahr später ging das Fort Fun Abenteuerland von Karl Freiherr von Wendt an die französische Grevin & Cie-Gruppe, 2003 traf es den traditionsreichen Panorama-Park – die Betreiberfamilie Schulte-Wrede verkaufte ebenfalls an die Franzosen, im vergangenen Jahr wurde schließlich der Holiday Park von Wolfgang Schneider vom belgischen Fernsehsender Studio 100 erworben und wie man zahlreichen Zeitungsberichten entnehmen kann, steht auch das Freizeit-Land Geiselwind, bisher betrieben von Familie Mensinger, zum Verkauf. Die Krux daran ist: den meisten Käufern ist der Freizeitpark als solcher völlig egal – es geht ausschließlich um Umsatzzahlen, Gewinne und Bilanzen. Ob das Geld nun mit einem Wachsfigurenkabinett, Aquarien, Skiliften oder was sich auch immer sonst in den Portfolios der Gruppen befinden mag, verdient wird, spielt für die neuen Betreiber keine Rolle: Hauptsache, die Zahlen am Ende des Jahres sind schwarz. Dies trifft natürlich auch auf private Betreiber zu, aber neben dem rein ökonomischen Aspekt gibt es hier noch eine zusätzliche persönliche Verbundenheit, dank der auch finanzielle Risiken eingegangen werden, die sich eben nicht sofort am Ende des Jahres in bare Münze auszahlen. Entscheidungen werden hier nicht nur mit dem spitzen Bleistift getroffen, sondern auch mit dem Bauch und mit dem Herzen.

Natürlich birgt dies Gefahren, und man braucht sicherlich Nerven aus Stahl, um seine eigenen Visionen im großen Konkurrenzkampf um Besucher und Werbepartner in die Realität umzusetzen. Auf der anderen Seite wundert es nicht, dass die beiden erfolgreichsten Freizeitparks in Deutschland, nämlich der Europa-Park und das Phantasialand, eben aufgrund solcher Visionen der Familien Mack und Löffelhardt an der Spitze stehen. Stillstand oder Stagnation ist für diese Branche tödlich – und genau hier können die privat geführten Parks ihre Trümpfe ausspielen. Finanzielle Entscheidungen werden eben nicht von irgendwelchen Bürohengsten im Ausland getroffen, die keine Erfahrungen mit dem Thema haben, sondern von den Eigentümern, die ihren Park und ihre Situation genau kennen.

Hier liegt dann auch die Chance der eher kleineren Regionalparks, die gerade in den letzten Jahren mächtig aufgeholt haben. Während die großen Ketten und Investoren ihr eigenes Freizeitpark-Monopoly spielen und sich gegenseitig ein- und verkaufen, wurde hier kräftig nachgerüstet. Der Erlebnispark Tripsdrill hat sich inzwischen zu einer Top-Destination entwickelt, der Schwabenpark oder der Bayernpark errichten Achterbahnen, die so manchem deutschen Großpark mehr als gut zu Gesicht stünden, und der Hansa-Park kauft dem vermeintlich größeren Konkurrenten in Soltau immer mehr den Schneid ab. Und während der Panorama-Park inzwischen von Grevin geschlossen wurde und das Fort Fun an der langen Hand der Franzosen verhungern muss, wird bei vielen Familienbetrieben weiter investiert.

Trotzdem ist die Freizeitparkwelt Deutschland inzwischen ein Haifischbecken geworden, in dem der Überlebenskampf immer schwieriger wird. Die Zahl der Parks, die entweder verkauft oder gar wie im Falle CentrO.PARK oder Space Center Bremen endgültig geschlossen werden, könnte in Zukunft durchaus noch höher werden, wenn sich die privat geführten Destinationen nicht auf das berufen, was sie eben den mächtigen Konzernen voraus haben: Visionen, Unabhängigkeit und die Chance des Muts zum Risiko.

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV