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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
30.09.2010 | Freizeitparks | Magazin

Colossos


Der 52 Meter hohe Koloss in der Heide
Geschätzte 30 bis 35 Meter maß er, der antike Koloss von Rhodos, der zu seiner Zeit als Weltwunder betrachtet wurde. Der Koloss von Soltau, Baujahr 2001, kann über solche Ausmaße nur müde lächeln. Mit ihren 52 Metern ist die von der Schweizer Firma Intamin AG hergestellte Holzachterbahn "Colossos" im Heide-Park mehr als anderthalbmal so hoch wie ihr antiker Namensvetter.

Diese Höhe erreichen die Fahrgäste dank des modernen Kettenlift-Systems schon nach etwa einer halben Minute. In der auf den Lifthill folgenden Rechtskurve, die in langsamem Tempo durchfahren wird und besten Überblick über die gesamte Bahn bietet, haben sie anschließend die Gelegenheit, sich auf das einzustimmen, was in den nächsten zweieinhalb Minuten auf sie zukommt. Aber nicht lange, denn schon folgt der First Drop und es geht mit 120 Stundenkilometern den 61 Grad steilen Abhang hinunter. Bei der Eröffnung des "Colossos" im Jahr 2001 war dies die steilste Abfahrt auf einer Holzachterbahn weltweit. Zwar wurde die Bahn in dieser Kategorie mittlerweile von anderen Coastern wie etwa "El Toro" im amerikanischen Six Flags Great Adventure oder dem südkoreanischen "T Express" überholt, die ihre Fahrgäste auf einer um 76 bzw. 77 Grad geneigten Schiene in die Tiefe stürzen lassen, aber das tut dem Adrenalinkick im Heide-Park keinen Abbruch.

Hierfür sorgt neben der freien Sicht in die Tiefe, die durch das Stadium-Seating auch auf den hinteren Plätzen garantiert wird, auch die erste Airtime der Fahrt. Minus 1,5 g bringen die Fahrgäste zum Fliegen, nur Sicherheitsbügel und -gurt verhindern ein vollständiges Abheben. Gleich darauf macht sich die andere Seite der Erdbeschleunigung in Form von 4,3 g bemerkbar, die die im Tal ankommenden Fahrgäste mit dem fast viereinhalbfachen des eigenen Körpergewichts in die Sitze pressen. Nach zwei Hügeln, die wiederum reichlich Airtime versprechen, folgt eine Kehrtwende, die es in sich hat. Die Steilkurve lässt die Wagen nicht nur eine 180-Grad-Drehung vollziehen, sondern führt sie gleichzeitig auch um 30 Meter in die Tiefe.
Rasante Fahrt durch das Holzgewirr
Um die bei diesem Manöver auftretenden Lateralkräfte in einem für die Fahrgäste erträglichen Rahmen zu halten, ist eine gleichzeitige Querneigung um 67 Grad erforderlich. Die Strecke verläuft nun parallel zum Hinweg. Weiter geht es über einen hügeligen Streckenabschnitt der in einen Kreisel mit etwa 40 Metern Durchmesser mündet. In steigendem Tempo dreht sich der Zug hier um beinahe 500 Winkelgrade im Kreis, bis er kurz in die Holzstruktur der Achterbahn eintaucht und sich dann dem letzten Streckenabschnitt zuwendet. Nach drei Bunny-Hops und einer weiteren 180-Grad-Kurve haben die Passagiere schließlich ihr Ziel erreicht.

Dass die höchste Holzachterbahn Europas auch bei ihren zum Teil extremen Geschwindigkeiten noch mit exzellenten Fahreigenschaften aufwarten kann, ist einem neuen Schienfertigungsverfahren zu verdanken, das vom Münchener Ingenieurbüro Stengel entwickelt wurde, das auch für das Design der Anlage verantwortlich war. Hierbei werden die Schienen nicht mehr, wie sonst üblich, auf der Baustelle aus einzelnen Holzlagen laminiert und in Form gepresst, sondern im Werk vorgefertigt, so dass auf der Baustelle nur noch die einzelnen Segmente zusammengefügt werden müssen. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass die Fertigungstoleranzen deutlich geringer sind als früher, weshalb die Wagen auf den Schienen nicht mehr so viel Spielraum haben und somit weniger ruckeln als bei anderen Holzachterbahnen üblich. Darüber hinaus wurden die Lauf- und Seitenräder der Wagen mit Vulkollan, einem harten aber elastischen Kunststoff, beschichtet und sind zusätzlich auf Schwingen gelagert, die von einem harten Gummipuffer gedämpft werden, was zusätzlichen Schutz vor Stößen bietet.

Das Prinzip der Vorfertigung wurde allerdings nicht nur auf die Schienen, sondern auf die gesamte Achterbahn angewendet. Sämtliche Holzteile wurden fertig vorgeschnitten an die Baustelle geliefert und mussten hier nur noch zusammengesetzt werden. Auf diese Weise konnte innerhalb von nur sieben Monaten aus etwa 120.000 Einzelteilen der hölzerne Koloss entstehen. Zudem kann durch dieses Verfahren die Lebensdauer der Achterbahn deutlich erhöht werden, da die Imprägnierung der Holzteile nach dem Zuschnitt stattfindet, wodurch sich deutlich weniger Angriffsflächen für einen Pilzbefall durch Feuchtigkeit ergeben. Aus diesem Grund gestehen die Planer der Achterbahn eine Lebenserwartung von etwa 100 Jahren zu. Bei Eintreffen dieser Prognose würde "Colossos" seinen antiken Namensvetter aus Rhodos um mehr als 20 Jahre überbieten, da dieser im zarten Alter von 76 Jahren einem Erdbeben zum Opfer fiel.

© parkscout/US

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