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Fort Fear Horrorland – so lautet der Name des Grusel-Events, das alljährlich im Oktober das Sauerland erschaudern lässt. Schuld daran ist eine psychisch gestörte Kostümbildnerin mit dem klangvollen Namen "Jackie Moon", die aus Rach- und Eifersucht die Mitarbeiter eines kleinen Theaters zu lebenden Puppen gemacht hat, welche seitdem die Region um das Fort Fun Abenteuerland im Oktober unsicher machen.
Die ganze Hintergrundgeschichte, die bereits vor zwei Jahren von Romanautor Sascha Ehlert in einem spannenden Thriller verewigt wurde, der in diesem Jahr seine literarische Fortsetzung erfährt, wird von dem Kreativteam des Parks kontinuierlich entwickelt und mit neuen oder umgestalteten Gruselattraktionen im Herbst umgesetzt. Nachdem also Jackie Moon ihre "Killing Dolls" in den vergangenen Jahren gut im Griff zu haben schien, haben sich diese 2013 nun gegen ihre Schöpferin gestellt und agieren sozusagen aus freiem Willen. Dies betrifft zum einen die Puppen von Märchen- und Sagengestalten, die noch im letzten Jahr in Containern auf dem parkeigenen Güterbahnhof zwischengelagert wurden und im allgemeinen Chaos des Aufstandes gegen Jackie in den angrenzenden Wald geflohen sind, um dort ein neues märchenhaftes Leben zu führen – so will es zumindest die Geschichte.
Social Media meets Maze
Leider sind bei dieser Flucht anscheinend einige der Puppen verloren gegangen – der grandiose Weihnachtsmann samt Elfe wurden zum Beispiel leider fallen gelassen. Die Atmosphäre des Waldes ist natürlich gewohnt unheimlich, und auch die Grundidee, die Finsternis den "Scary Tales" zu überlassen, passt wie die Faust auf das Auge. Allerdings wurde hier einiges an Potential verschenkt: die Lautsprecher in den Büschen sind mit den Sounds hoffnungslos überlastet, wodurch der Ton völlig übersteuert klingt. Es wäre auch schön gewesen, wenn statt generischer Musik Auszüge aus den jeweils dargestellten Märchen ertönt wären – gerne auch in verfremdeter Form. Bei einem Event, das in den vergangenen zwei Jahren sogar Bertold Brecht in einem Maze zitieren ließ, wäre dies eine künstlerisch adequate Vorgehensweise gewesen. Wenn der Froschkönig den Gästen stattdessen ein "Komm her - ich zeig' Dir, wo der Frosch die Locken hat" entgegenwirft, sind wir dann leider bei Atze Schröder gelandet statt bei Wilhelm und Jacob Grimm. Auch wäre eine optische Anlehnung an die "Twisted Tales"-Figuren von Todd mcFarlane ein echter Zugewinn gewesen – aber dies sei nur am Rande erwähnt. Eine originelle Idee hingegen ist ein Morphing-Screen am Eingang des Waldes, mit dem sich der Besucher in einen Werwolf verwandelt und das Bild auch gleich bei Facebook posten kann – Social Media meets Horror.
Impressionen des Fort Fear Horrorland 2013
Andere bekannte Dolls wie "Ruby" oder "Scarlett" findet man nun in dem neuen Maze "Vorgeführt", das größentechnisch auf dem Niveau des altehrwürdigen "Killing Dolls Theatre" liegt. Die gesamte Ausstattung ist wieder einmal gelungen, und auch die Darsteller legen sich mächtig ins Zeug, um die Gäste in Angst und Schrecken zu versetzen. Dabei wird hier vor allem mit Dunkelheit gespielt – oftmals weiß man zuerst gar nicht, wie die Wegeführung verläuft und sucht nach den Ausgängen, die zu den nächsten Räumlichkeiten führen. Dabei gibt es auch wirklich gute Special Effects, mit denen man nicht unbedingt rechnet. Doch bei aller hoher gebotener Qualität: Man vermisst das "Schräge", das "Unkoventionelle", das Mazes wie das mehr oder weniger unveränderte "TRAUMAtisiert" und die beiden Vorgänger "Ausgeliefert" und "Killing Dolls Theatre" so ausgezeichnet hatte. Fast erscheint "Vorgeführt" wie eine Verbeugung vor dem Mainstream, die zweifellos vor allem das jugendliche Publikum begeistern wird, aber die subtile Raffinesse, die man immer vom Fort Fear Horrorland gewohnt war, etwas vermissen lässt.
Seltsame Gestalten im Mais
Tolle Atmosphäre
Neu in diesem Jahr ist auch ein Mais-Labyrinth, das zwar sehr klassisch angelegt ist, aber dafür mit einer gehörigen Portion Atmosphäre aufwarten kann – besonders in den Abendstunden, wenn das ganze auch noch entsprechend illuminiert ist. Hier überzeugt vor allem der Soundteppich, der über dem gesamten Feld zu schweben scheint, sowie die Möglichkeit, in dem Maze verschiedene Aufgaben zu lösen. Gut aufgelegte Darsteller geben diesem eigentlich als Familienattraktion ausgelegten Labyrinth dann noch die passende Würze. Die Eingänge zum Mais-Maze, "Vorgeführt" und zum Wald wurden in diesem Jahr rund um einen großen Platz gelegt, auf dem Bänke an einem Lagerfeuer und verschiedene gastronomische Angebote zum Verweilen einladen. Nebel, Beleuchtung und ein gutes Dutzend lebender Puppen, die mit den Besuchern interagieren, sorgen für ein wirklich gutes "Street Entertainment" an dieser Stelle.
Die letzte diesjährige Neuheit des Fort Fear Horrorland betrifft schießlich den Show-Bereich. Nachdem bereits 2012 die Illusionistin Bianca Farla und ihre "Showgirls of Magic" im Western-Saloon des Parks eine absolute Top-Präsentation hinlegten, wurde in diesem Jahr noch einmal kräftig zugelegt. "Die Rache der Puppen" ist eine wirklich sehenswerte Magie-Show mit Tanz, in der noch einmal gezeigt wird, wie die Dolls gegen Jackie Moon rebellieren – mit hochwertigen Illusionen und einer beeindruckenden Choreographie. Nicht verpassen!
Das Fort Fun Abenteuerland hat in seinem inzwischen nun fünften Halloween-Event vor allem die bisweilen manchmal doch suboptimale Infrastruktur rigoros verbessert, was vor allem der allgemeinen Atmosphäre zugute kommt. Dass die Killing Dolls in diesem Jahr eine größere Rolle spielen und Jackie Moon etwas in den Hintergrund verdrängt haben, ist ein richtiger und konsequenter Schritt, um beim Storytelling mehr Möglichkeiten zu haben. Dabei sollte man aber auch in Zukunft das im Auge behalten, was die Veranstaltung in den letzten drei Jahren so ausgezeichnet hat: Skurrilität sowie ein literarisch und künstlerisch anspruchsvoller Grusel, der sich von dem üblichen Halloween-Brei erfrischend abhebt. Wen das Splatter-Zombie-Blut-Gedönse anderer Veranstaltungen auch so anödet wie den Autor dieser Zeilen, ist im Sauerland jedenfalls immer noch bestens aufgehoben. Weitere Informationen finden Sie unter www.fortfear.de.