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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
29.02.2012 | Freizeitparks | Kolumnen

Französischer Irrsinn


Wer in diesem Sommer mit dem Auto nach Disneyland oder Parc Asterix fahren möchte, muss demnächst verpflichtend einen Alkoholtest im Fahrzeug bereit halten – so will es Frankreichs Verkehrsminister Thierry Mariani. Kann ein Fahrer bei einer Kontrolle keinen Test vorweisen, wird ein Bußgeld von vermutlich elf Euro fällig.

Was sich anhört wie ein verfrühter Aprilscherz wird also demnächst auf den Straßen der Grande Nation zur seltsamen Realität: Wer auf Aufforderung nicht in sein eigenes Röhrchen blasen kann, wird zur Kasse gebeten. Dass hier alleine schon aufgrund von Unwissenheit der Gäste des Landes sicherlich ein erkleckliches Sümmchen zusammen kommen dürfte, wird den Finanzminister angesichts der angeschlagenen Staatsfinanzen sicherlich freuen – und dass gerne ein genaueres Auge auf ausländische Autos gelegt wird, ist ja auch nichts Neues. Interessant wäre hier einzig die Begründung, mit der Frankreich diesen skurrilen Vorstoß rechtfertigen mag.

Wer sich betrunken ans Steuer setzen will, wird sich wohl kaum davon abhalten lassen, wenn er vorher einen Test macht, dessen Ergebnis er im Vorstadium des Deliriums vermutlich ohnehin nicht ablesen kann. Wer aus Prinzip keinen Alkohol zu sich nimmt, wenn er fahren muss, wird einen solchen Test gar nicht erst benötigen. Oder will man gar die Ausgaben der öffentlichen Hand reduzieren, indem die Autofahrer die Instrumente für die Überführung eventueller Verkehrsverstöße selbst bezahlen sollen? In diesem Falle wäre das natürlich eine prima Idee, um die Kosten für die Polizei ein Stück weit zu reduzieren. Und vor allem bietet sie noch Potential nach oben … Falls Herrn Mariani die Ideen für die kommenden Jahre ausgehen sollten, habe ich vielleicht noch ein paar Vorschläge, wie man auf der einen Seite Materialkosten einsparen und auf der anderen Seite die Einnahmen durch Bußgelder noch einmal deutlich erhöhen kann: Wie wäre es zum Beispiel mit einem Gesetz, das die Autofahrer rechtlich verpflichtet, im Handschuhfach einen Block mit Blanko-Strafzetteln aufzubewahren, damit die Verkehrspolizei sich nicht mit dem zusätzlichen Gewicht des Papiers herum schlagen muss? Auch die obligatorische Mitnahme einer "Kralle" im Kofferraum für Parksünder wäre eine tolle Sache – so kann der notorische Falschparker seine Räder gleich selbst vor Ort blockieren und die Ordnungshüter sparen Zeit und Geld.

Der Gipfel der Originalität wäre natürlich, den Autofahrern per Gesetz vorzuschreiben, in ihrem Fahrzeug eine mobile Blitzanlage zu verstauen – so könnte die Polizei einen PKW anhalten, wenn man Lust auf eine spontane Geschwindigkeitsmessung hat und bräuchte nicht erst umständlich die Technik dafür aus der Zentrale anfordern. Dann noch ein saftiges Bußgeld, wenn man keinen Alkoholtest, keine Strafzettel, keine Kralle und keine Blitzanlage im Auto hat – schon ist die französische Staatsbank bei einer Verschärfung der Wirtschaftskrise aus dem Schneider und Sarkozy kann wieder mit Merkel um die Wette lächeln.

Ob durch den Vorstoß des Verkehrsministeriums in Frankreich auch nur ein einziger alkoholbedingter Unfall verhindert werden kann, ist mehr als fraglich – zumal es sich bei den Alkoholtests auch um Einwegtests handelt. Fest dürfte hingegen stehen, dass es zusätzliche Einnahmen durch Bußgelder geben wird, was sicherlich bei der Durchsetzung des Gesetzes eine gewisse Rolle gespielt haben dürfte. Freuen dürfen sich auch die Apotheker und Tankstellenbetreiber, bei denen die schon länger erhältlichen Alkoholtests im jährlichen Turnus von einer staubigen Ecke des Geschäfts in die andere verlagert wurden. So kann man auch eine künstliche Nachfrage generieren …


Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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