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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
06.11.2006 | Zoos und Tierparks | Magazin

Brunos Zoowelten... (K)eine Frage des Alters - Wien-Schönbrunn, der älteste Zoo der Welt


Fast jeder Besucher der österreichischen Hauptstadt Wien plant einen Besuch im berühmten Schloss Schönbrunn ein, dass mit seinen 1441 Zimmern seit 1996 zum Weltkulturerbe zählt. Für den Besuch des weitläufigen Schlossparks fehlt aber häufig die Zeit. Eigentlich schade - befindet sich hier doch der älteste, beständig frei zugängliche Zoo der Welt.



Eröffnet wurde der Tiergarten Wien-Schönbrunn im Jahre 1752 als privater Tierpark von Kaiser Franz dem Ersten und Kaiserin Maria Theresia (die offiziell "nur" Erzherzogin von Österreich war). Zunächst durften nur geladene Besucher die Anlage betreten, es wurden aber bald schon Schulklassen eingeladen. Ab 1778 wurde der Tiergarten Sonntags allen Bürgern zugäglich gemacht, sofern diese "anständig gekleidet" waren. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts war der Tiergarten für die Wiener täglich geöffnet. Im Zoo verweisen viele denkmalgeschützte Gebäude auf die reiche, mehr als 250-jährige Geschichte. Die war aber nicht immer problemlos. Denn nicht nur zwei Weltkriege setzten dem Tiergarten zu, sondern auch das Bewusstsein seiner Besucher. Der Zoo legte mehr Wert auf seine kulturelle Aufgabe im Verbund mit dem Schloss Schönbrunn, als auf seine tierschützerischen Aufgaben. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts geriet der völlig veraltete Zoo immer mehr in die Kritik. Besucher blieben aus und radikale Tierschützer ketteten sich zum Protest an die Gitter. 1987 stand sogar die Schließung und Verlegung des Tiergartens zur Diskussion. Doch der Eigentümer der Gesamtanlage Schönbrunn, die Republik Österreich, entschied sich anders - und eine große Zoo-Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Und diese hat einen Namen: Helmut Pechlaner




1992 übernahm der Direktor des Innsbrucker Alpenzoos den Tiergarten Wien-Schönbrunn, der vorher in eine private Gesellschaft umgewandelt wurde. Pechlaner, ein äußerst charismatischer Mann, war in Österreich durch viele moderierte Tiersendungen in etwa so bekannt wie in Deutschland Bernhard Grzimek. Er ließ sich von der Republik Österreich eine hohe Investitionsbereitschaft zusichern, förderte die Gründung eines Zoovereins zur Unterstützung des Tiergartens und aquirierte private Großsponsoren. Mit dem so eingenommenen Geld führte er eine totale Modernisierung des deutlich in die Jahre gekommenen Zoos durch - ohne dabei die Atmosphäre der alten Gesamtanlage zu zerstören. Das Resultat kann sich in jedem Fall sehen lassen. Die Anlage ist immer noch ein zoologischer Garten - eine durchgethemte Abenteuerlandschaft wie sie etwa in Gelsenkirchen entsteht, wäre auch unvereinbar mit dem denkmalgeschützten Baubestand gewesen. Helmut Pechlaner hat aber nahezu alle wirklich schlechten Gehege beseitigt und zum Teil faszinierende Anlagen neugeschaffen. Die Besucherzahlen haben sich inzwischen mehr als verdoppelt, die Mitgliederzahlen im Zooverein steigen benahe stündlich, Sponsoren reißen sich geradezu darum im Tiergarten zu investieren und auch die Republik Österreich hat ihre Investitionszusagen noch einmal aufgestockt. Helmut Pechlaner hat es außerdem geschafft, ein gutes Verhältnis zu Tier- und Umweltschutzorganisationen herzustellen (bis auf die Minderheiten, die Zoos grundsätzlich ablehnen) und wurde im Jahre 2000 zum Vorsitzenden des WWF Österreich gewählt. In die Kritik geriet er allerdings, als es zwei tödlich verlaufende Unfälle von Tierpflegern gab - wobei Helmut Pechlaner, bei der versuchten Rettung der tödlich verletzten Tierpflegerin, selbst von einem Jaguar schwer verletzt wurde. Am 31.12. 2006 endet seine Amtszeit als Direktor des Tiergarten Wien - Schönbrunn. Seine Nachfolgerin wird die bisherige Nr. 2 im Tiergarten, Dagmar Schratter.

Und das sind die Highlights, die in der Ära Pechlaner entstanden

- Der Tirolerhof
...ein Parkteil, der den einheimischen Tieren gewidmet ist. Man geht durch den natürlichen Wald und muss lernen, die Tiere zu entdecken. Auf dem Präsentierteller gibt es hier keinen Bewohner zu sehen. Sehr schön ist die Wolfbeobachtungsstation "Wolfblick". Für das leibliche Wohl sorgt ein Gasthaus, das ein Nachbau des alten Tirolerhauses ist, welches einst in Wien von Erzherzog Johann erbaut wurde. Außerdem gibt es im denkmalgeschützten Haidachhof, der in Tirol abgebaut und im Tiergarten wieder aufgebaut wurde, Verkostungen von ökologisch hergestellten Tierprodukten ohne Chemie und Schadstoffe direkt vom Bauern. Diese kann man dort auch erwerben. Wer sich von dort keinen Käse mitbringt, ist eh selbst schuld...

- Der Elefantenpark
... ist die modernste Elefantenanlage im Alpenraum mit großer Außenanlage. Sowohl innen wie außen gibt es mehrere Beobachtungsebenen...

- Das neue Raubtierhaus
... eigentlich ein Umbau des alten Hauses. Didaktisch sehr schön sind die Zuschauerbereiche in den alten Außenkäfigen. Hier sind die Verhältnisse umgedreht: der Besucher steht in den kleinen Käfigen und schaut raus auf die große Außenanlage der Tiere. Für die Geparden gibt es einen Futtersimulator, der Fleischbrocken mittels Seilbahn im hohen Tempo durchs Gehege zieht...

- Das Aquarium/Terrarium
...Krokodilhalle und freifliegende Schmetterlinge, ein großes Korallenbecken, ein Tunnel durch das Amazonasbecken und nicht oft gezeigte Quallen sind hier die Attraktionen...

- Das Regenwaldhaus
...ist eine große Tropenhalle, die Pflanzen und Tiere der Insel Borneo zeigt. Beeindruckend!

- Das Polarium
...Robben- und Pinguingehege mit großen Unterwasserscheiben, um die Tiere beim "Fliegen" unter Wasser zu sehen. Eine Premiere gibt es bei den Mähnenrobben. Hier kann man beim "Robbenfenster", auf einem Glasboden stehend, die Tiere UNTER sich herschwimmen sehen...

- Die Brillenbärenanlage
... groß, wunderschön, sehr gut einzusehen - trotzdem muss man die Bären suchen...

- Der Kinderzoo
...Streicheln und Reiten...

- Das Wüstenhaus
...außerhalb des Zoos im Schlosspark in der Nähe des Zooeingangs gelegen. Eines der seltenen Wüstenthemenhäuser in Europa. !Achtung Extraeintrittspreis!

Und natürlich die tierischen Superstars: Koalas und große Pandas (mit wunderschöner Freianlage)...



Es gibt auch noch ein Insektarium, ein Mexikohaus, eine neue Nashornanlage, Unterwassereinsicht bei den Flusspferden, begehbare Vogelvolieren und vieles mehr. Und wie in fast jedem Zoo gibt es auch hier noch Schwachpunkte in der Tierhaltung, die aber von Jahr zu Jahr weniger werden. Als Beispiel sei hier die Anlage der Orang-Utans genannt, die zwar gegenüber früher deutlich verbessert wurde, aber immer noch weit entfernt davon ist, optimal zu sein. Doch auch für die Orangs ist das neue Zuhause schon im Bau - in einem Bereich, der noch außerhalb des Tiergartens liegt und unter anderem noch ein Naturschutzzentrum beherbergen wird.



Der Tiergarten Schönbrunn besitzt gerade im Bereich des Tirolerhofs eine akzentuierte Topographie mit einigen Höhenunterschieden. Dies sollte man insbesonders als Gehbehinderter, Kinderwagenchauffeur oder Rollstuhlfahrer bedenken. Eine Kleinbahn fährt allerdings regelmäßig zur höchstgelegenen Stelle. Wenn die Kinder nicht zu klein sind, ist ein Besuch des Schloss Schönbrunn sowie des Schlossparks ein unbedingtes Muss...

Weitere Informationen: Tiergarten Schönbrunn


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