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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
24.05.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Immer vester druff... Psychologie für Anfänger


Überall in den deutschen Freizeitparks konnte man bereits schon Ende April die ersten Jubelschreie über hohe Zuwachsraten bei den Besucherzahlen vernehmen. Aber wie ist es zu erklären, daß der Deutsche nach Jahren der Abstinenz plötzlich wieder Gefallen an Achterbahn & Co. zu finden scheint? Liegt es am Ende vielleicht an der Großen Koalition, die nun schon seit Monaten gebetsmühlenartig den Aufschwung herbeiredet?

So absurd der Gedanke, Angela Merkel könne wirklich die Heilige Jungfrau von Freizeitparkhausen sein, auch klingen mag – so wenig abwegig ist er doch in der Realität. Wie sagte Roman Herzog doch einst so schön? Es muß ein Ruck durch das Land gehen. Und anscheinend hat das neuerliche Erdbeben der positiven Energie, ausgelöst durch Wirtschaftsweise und Boulevard, tatsächlich für Bewegung gesorgt. Die Grundstimmung ist optimistischer geworden im Land der Gartenzwerge, Jammerlappen haben keine Chance mehr gegen die Gute-Laune-Fraktion aus Politik, Wirtschaft und Medien. Fast möchte man meinen, Franz Müntefering persönlich hat mit einem Voodoo-Tänzchen in der SPD-Bundeszentrale für den passenden Sonnenschein in den Osterferien gesorgt.

Alles ist halt irgendwie immer Psychologie. Zwar hat der Deutsche im Moment keinen müden Cent mehr im Portemonnaie als letztes Jahr, aber jetzt hat er wenigstens den Spaß wiedergefunden, mal hineinzuschauen. Und wo die Zukunftsaussichten doch gerade so rosig sind und das Wetter für deutsche Verhältnisse geradezu bombastisch ist, gibt man auch gerne etwas von dem sauer verdienten Geld aus und läßt sich von Mehrwertsteuererhöhungen und Einschnitten im Gesundheitswesen nicht länger den Tag versauen. Gestern noch am finanziellen Tropf und heute wieder mit wehenden Fahnen hinein in den Konsum.

Nicht, daß dies schlecht wäre: Krankte Deutschland doch schließlich zuletzt vor allem bei der Binnennachfrage, könnte der neu entdeckte mentale Aufschwung wirklich zu einer positiven Entwicklung führen – schließlich bedeutet mehr Konsum auch neue Investitionen und dadurch letztendlich auch neue Arbeitsplätze. Aus einem undefinierbaren Glücksgefühl wird eine solide Basis für die Zukunft, aus Merkels Durchhalte-Parolen mit viel Dusel eine Self Fulfilling Prophecy und aus geiz-geilen Schnäppchenjägern vielleicht am Ende sogar wieder Kunden, die den Wert eines Produktes erkennen und bereit sind, für eine Leistung auch einen angemessenen Preis zu bezahlen.

Auf jeden Fall ist es eine ermutigende Entwicklung, daß Familien mit ihren Kindern wieder verstärkt in einen Freizeitpark fahren und dabei sogar ganz offensichtlich einen Heidenspaß haben. Fast sieht es so aus, als ob die Branche ihre Talsohle durchschritten hat und endlich die Besucherzahlen vermelden darf, die sie schon seit Jahren verdient: Denn kaum sonst in Europa findet man ein vergleichbar qualitativ hohes Angebot in Verbindung mit vergleichbar moderaten Eintrittspreisen. Wenn die Stimmung in Deutschland so bleibt und auch das Wetter in den nächsten Monaten mitspielt, dürfte die Parks eine Rekordsaison erwarten – und falls nicht, muß uns die Große Koaltion wohl noch einmal einen psychologischen Nachschulkurs verordnen...





Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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