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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
03.03.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Top oder Flop?





mit Vester und Herre.

Hier besprechen die Herren Vester und Herre zwei Attraktionen (oder Shows) und geben ihnen am Ende einen Spaßfaktor zwischen 1 und 10 - wobei sich die Wertungen von Mike und Tim unterscheiden können, aber nicht müssen. Natürlich dürfen auch Sie, lieber Leser, Ihren eigenen Kommentar zur Kolumne, zur Attraktion oder Gott und die Welt abgeben. Und noch etwas: Auch Sie können der Attraktion Ihre eigene Wertung geben - machen Sie mit! Wir wünschen viel Spaß!

Folge 7: Nessie (Hansa-Park)


Mike Vester meint:

 

Tim Herre meint:


Es gibt Menschen, die beim bloßen Nennen des Namens Anton Schwarzkopf ehrfürchtig mit der Zunge schnalzen und jede seiner Achterbahn-Kreationen aus einer verklärten, nostalgischen Sichtweise heraus auf ein großes Podest stellen. Ja, es mag sein, daß die Schwarzkopfschen Kreationen Klassiker sind, aber der Fahrspaß kann und darf sich nicht ausschließlich aus der Bedeutsamkeit eines Coasters oder dessen Erbauers definieren. Genau aus diesem Grunde habe ich auch so meine Probleme mit "Nessie" im Hansa-Park. Sicherlich, die Bahn ist trotz ihres Alters aufgrund der exzellenten Wartung in Sierksdorf tip-top in Schuß, auch die originellen Add-Ons des Parks wie der Tunnel in Form von Nessies Maul, die Begegnung im Looping mit dem "Rasenden Roland" oder die Geschwindigkeitsmessung der Züge können durchaus gefallen. Allerdings ändert dies nichts daran, daß das Layout der Bahn im Vergleich doch ein wenig altbacken wirkt. Dazu kommt, daß "Nessie" kaum einzuordnen ist: Für eine Überschlagsbahn bietet sie einfach zu wenig Thrill, als Familienachterbahn geht sie aber wegen des Loopings auch nicht wirklich durch. Wenn ich also den durch Schwarzkopf generierten Fan-Bonus einfach mal außen vor lasse, macht der Coaster zwar durchaus Spaß, trotzdem kann er aber mit vielen moderneren Anlagen einfach nicht mithalten. An das nostalgische Flair einer skandinavischen Holzachterbahn aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts kommt er natürlich ohnehin nicht heran. Genau aus diesen Gründen ist für "Nessie" mehr als ein Prädikat "nett" beim besten Willen nicht drin, auch wenn die Harcore-Fans dabei die Augen verdrehen. Und "nett" heißt bei mir nichts anderes als durchschnittlich, also 5 Punkte.
 
Nessie, der sympathische, alte Schwarzkopf-Looper aus dem hohen Norden. Man braucht gar keine überhöhte Portion nostalgischer Verklärung, um diese Bahn zu lieben. Eine Zeitreise zurück in die 70er, einfach einsteigen, Schoßbügel zu, ab geht’s. Hier werden keine Rekorde gebrochen, hier werden keine wilden Spiralen durch die Luft gedreht, hier wird einfach gefahren – und das natürlich mit der Schwarzkopf-typischen Grazie. Fast schwerelos gleitet der Zug über die Schienen, auch heute noch, fast 30 Jahre nach der Eröffnung. Ungebremst, ungezügelt, wild and free! Eine weite 90-Grad-Kurve in 26 Metern Höhe leitet den Drop in den klassischen Schwarzkopf-Looping ein. Boxbeam-Design. Vibrationshall begleitet die Fahrt durch das Überschlagselement, fast 5 g wirken auf uns ein, in den Kieler Nachrichten stand damals sicherlich "Belastungen, höher als bei einem Raketenstart". Hach! Noch eine weite Kurve, Blockbremse, ausgeschaltet, selbstverständlich. Dann der zweite Drop, Airtime galore! Die Backseat-Besatzung hängt im Schoßbügel, Arme in der Luft, alles schreit. Kleiner Buckel, hui, ab in die Helix. Anderthalb Umdrehungen Brummkreisel. Dann das Finale: Ein kleiner Drop schickt uns in das Maul des Ungeheuers. Finsternis. Strobokopblitze begleiten den originalen Schwarzkopf-Bremsen-Sound. Ein Generator röhrt. Es zischt, wie es sonst nur noch im Startmenü von Michael Pantenburgs Schwarzkopf-Hommage-Homepage zischt. Über Reibräder rumpeln wir zurück in den Bahnhof, 70er-Jahre-PVC-Design hat uns wieder. Habe ich am Anfang geschrieben, man bräuchte keine nostalgische Verklärung, um diese Bahn zu lieben? Braucht man auch nicht. Aber es hilft. Die Fahrt ist kurz, gut. Und der Thrill ist mäßig, zumindest nach heutigen Maßstäben. Eine Schockerbahn der 70er mutierte zur Familienkutsche, ohne sich zu verändern. So ist das eben. Und egal ist es auch: Ich könnte stundenlang Nessie fahren. Hoffentlich bleibt uns dieses Urgestein deutscher Achterbahn-Kultur noch lange erhalten.

Mikes Wertung

  5 / 10

 

Tims Wertung

  8 / 10






Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

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