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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
29.04.2011 | Zoos und Tierparks | Magazin

Bernhard Grzimek: Ein Leben für die Tiere, Teil 2


Grzimeks Wirken für den Naturschutz beschränkte sich keineswegs allein auf Deutschland. Vielmehr wurde die Wildnis Tansanias in mehrerlei Hinsicht zu seinem Schicksal. Schon zu Beginn der 50er Jahre hatte er mehrfach Afrika bereist und dort Tiere für seinen Zoo gefangen und ihr Verhalten in freier Natur studiert. Hierbei hatte er wiederholt feststellen müssen, wie sehr der Mensch die Tierwelt durch Jagd und Zerstörung der Lebensräume bedrohte.

Afrikanisches Panorama
Die ab 1956 ausgestrahlte Sendereihe "Ein Herz für Tiere" diente nicht zuletzt auch dem Erhalt der afrikanischen Fauna, für die er am Ende jeder Sendung zu Spenden aufrief. Dem gleichen Zweck dienten auch Untersuchungen im Serengeti-Nationalpark, die er zusammen mit seinem Sohn Michael vornahm. Beide wollten hier das Wanderverhalten großer Tierherden analysieren und auf diese Weise wissenschaftliche Argumente gegen die geplante Ansiedlung von Massai sammeln, die von den britischen Kolonialherren geplant wurde und eine Zerstückelung des Parks zur Folge gehabt hätte. Vom Flugzeug aus zählten Vater und Sohn akribisch die Tiere und verfolgten ihre Routen. Gleichzeitig startete er eine Serengeti-Kampagne, bei der nicht nur der oscarprämierte Film "Serengeti darf nicht sterben" entstand, sondern auch ein Buch und verschiedene Zeitungsartikel. Um den Tierbestand erhalten zu können, soviel war Grzimek bei seinen Flügen klar geworden, war es notwendig, dass die Grenzen des Nationalparks die Zugrouten der Wildtiere vollkommen abdeckten. Er suchte in der Folge mehrmals Vertreter der Massai auf, die von den Briten in Teilen des Parks angesiedelt werden sollten, und konnte diese auch von seiner Idee überzeugen. Die Briten änderten schließlich ihre Pläne dahingehend, dass sie zwar einen Teil des Nationalparks als Siedlungsgebiet nutzten, dieses jedoch unter Naturschutz stehen und streng überwacht werden sollte. Mit dem Film "Serengeti darf nicht sterben" machte sich Grzimek darüber hinaus auch international einen Namen. Das Werk wurde nicht nur als erster deutscher Film nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem bedeutendsten Filmpreis der Welt ausgezeichnet, sondern auch in mehr als 60 Ländern ausgestrahlt, sein Begleitbuch in 23 Sprachen übersetzt. Für den Erfolg zahlte Grzimek aber einen hohen Preis. Einen Tag vor der geplanten Rückreise nach Deutschland verunglückte sein Sohn Michael tödlich, als er mit seinem Flugzeug letzte Luftaufnahmen für den Film drehen wollte. Ein Gänsegeier war gegen den rechten Tragflügel geprallt und hatte die Steuerungszüge blockiert. Mit dem Erhalt der Serengeti war Grzimeks Engagement in Afrika allerdings noch nicht beendet. Vielmehr sah er in den zunehmenden Freiheitsbewegungen auf dem schwarzen Kontinent und der damit einhergehenden Auflösung der Kolonialreiche eine Bedrohung anderer Nationalparks, da er fürchtete, die neuen Machthaber könnten die Naturschätze plündern.

Um dies zu verhindern, versuchte er, ihnen die Nationalparks in ihrer aktuellen Form schmackhaft zu machen und wies in zahlreichen Reden auf deren Potential als Urlaubsziele für europäische Touristen hin. Zurück in Deutschland tat er in "Ein Platz für Tiere" ein übriges, um den Touristenstrom auf den schwarzen Kontinent anzukurbeln. So verkündete er in einer Sendung, man könne Pauschalreisen in die afrikanischen Nationalparks buchen, was de facto allerdings noch von keinem Reiseveranstalter angeboten wurde. Dies änderte sich allerdings durch die schlagartig steigende Nachfrage, die Grzimek mit seiner Behauptung ausgelöst hatte. Das Konzept der Goldgrube Nationalpark sollte in den folgenden Jahren voll auf gehen, immer mehr Urlauber wollten die Welt, die ihnen durch die TV-Sendung vorgestellt worden war, aus nächster Nähe erleben.

Bernhard Grzimek starb am 13. März 1987. Und er starb, wie er gelebt hatte – in der Nähe wilder Tiere, während einer Vorstellung des Zirkus Althoff. Seine Asche wurde nach Tansania geflogen und neben seinem Sohn am Ngorongoro-Krater beigesetzt.

Foto: Koen Muurling

© parkscout/US, Foto: Koen Muurling