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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
06.07.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Disney für Gourmands


Es gibt manchmal Dinge in Freizeitparks, die zwar der großen Masse der Besucher kaum auffallen dürften, welche aber trotzdem für manche Leute ein echtes Ärgernis darstellen. So einen Fall findet man seit einiger Zeit in Disneyland Resort Paris, wo die zuständige Abteilung die glorreiche Idee hatte, viele der einst exzellenten A-la-Carte-Restaurants mit durchaus gerechtfertigtem Preis-Leistungs-Verhältnis in nicht minder teure, massenabfertigungstaugliche "All-you-can-fress"-Tempel umzuwandeln.

Nehmen wir als Beispiel mal das ehemals originelle Restaurant "Hunters Grill" im parkeigenen Hotel Sequoia Lodge. Dort gab es früher ein hervorragendes Menü mit Vorspeise, gegrilltem Fleisch, das frisch zubereitet direkt vom Spieß serviert wurde und einem nett angerichteten üppigen Dessert. Heutzutage werden dort die Gäste für einen ähnlichen Preis mit einem Buffet abgespeist, an dem man sich so oft man mag bedienen kann. Das hört sich theoretisch vielleicht ganz gut an, hat allerdings zwei große Pferdefüße, die mich extrem stören.

Zum einen ist dadurch jegliche Atmosphäre flöten gegangen: Ein romantisches Dinner oder ein geruhsamer Ausklang des Tages ist schlicht nicht mehr möglich. Der Gast legt im Prinzip genauso viel Geld auf den Tisch wie vorher und bekommt dafür jetzt die Leistung eines ordinären Selbstbedienungs-Restaurants mit dem Charme einer Großkantine. Zum anderen ist die Qualität der angebotenen Speisen im Vergleich zum früheren Menü stark zurückgegangen. Das Argument, daß man nun so viel essen kann wie man will, halte ich für irrelevant, da die Portionen früher so groß waren, daß man ohnehin nicht mehr hätte essen können.

Leider ist das "Hunters Grill" kein Einzelfall. In den meisten Hotels gibt es jetzt nur noch diese "Stopf-soviel-in-Dich-hinein-wie-Du-kannst"-Locations, in denen Qualität durch vermeintliche Quantität ersetzt wurde. Und auch in Disneyland Park selbst scheint diese beunruhigende Entwicklung voranzuschreiten. Wer einen Bauchumfang in der Größe eines durchschnittlichen Vier-Mann-Zelts hat, mag dies ja vielleicht begrüßen. Ich für meinen Teil habe aber keinerlei Lust, mir mein Abendessen aus einem Metallbottich zu kratzen, das zudem Buffet-typisch kaum noch Zimmertemperatur hat – und dies zu einem Preis, für den ich noch bis vor kurzem weitaus höherwertige Speisen in genau demselben Restaurant bekommen habe.

Dem Gast, der nur alle Jubeljahre das Disneyland Resort Paris besucht, wird all dies kaum auffallen. Ob allerdings die anschließende Mund-zu-Mund-Propaganda aufgrund des unterirdischen Preis-Leistungs-Verhältnisses hilfreich dabei sein wird, den angeschlagenen Park wieder in ruhigere Gewässer zu steuern, wird sich zeigen. Wer sich ein wenig vor Ort auskennt und mobil ist, wird sicherlich öfter mal der Maus untreu werden – schließlich wartet im nahegelegenen Val d'Europe ja für weitaus weniger Geld eine weitaus höhere Qualität.






Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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