OK

Cookies ermöglichen eine bestmögliche Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Mehr Infos


Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
17.03.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Fangesänge und brennende Fahnen


Freizeitparkfans sind wie Fußballfans: Immer begeisterungsfähig, stets mit Herz und Seele bei der Sache – und mindestens genauso vergeßlich, wenn es um das Vergessen erreichter Erfolge und fehlende Veränderungen geht. Ob nun der 1.FC Holiday-Park seinen Anhängern vor fünf Jahren mit der Expedition GeForce sozusagen einen Champions-League-Sieg auf dem Silbertablett präsentierte oder die Spielvereinigung Heide-Park mit Colossos im gleichen Jahr den UEFA-Cup der Achterbahnen nach Deutschland holte: Nach der anfänglichen Euphorie in den Fankurven mit ausgiebigem Abbrennen verschiedenster Pyros hören sich die Gesänge nur wenige Jahre danach weitaus unfreundlicher an.

Dabei geht es gar nicht mal darum, daß ab diesen Erfolgen in jährlichem Turnus neue Pokale gefordert werden – Erfolg verwöhnt nun einmal, und im Gegensatz zu den Gästen auf der Tribüne lechzt die fahnenschwingende Nordkurve immer aufs Neue nach ruhmreichen Siegen. Wie im Stadion bekommen auch die Freizeitparks den geballten Frust der Fangemeinde zu spüren – und sei es nur in den üblichen Internet-Foren, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ob Trainer, Spieler oder Zeugwart: Hier kriegt jeder sein Fett weg, vor allem, wenn die gegnerische Mannschaft auch mal ein Tor schießt.

Viel schlimmer ist jedoch, daß im Laufe der Zeit die früheren Erfolge madig gemacht werden. Wer zwanzigmal im Jahr ins Stadion nach Haßloch fährt und sich dabei jedesmal dutzendfach auf die Expedition zur güldenen Trophäe begibt, darf sich halt nicht wundern, wenn diese einem von Tag zu Tag immer weniger glänzend erscheint. Was noch vor kurzer Zeit mit orgiastischer Zuneigung gehätschelt und getätschelt wurde, hat sich bei so manchem beschalten Ultra längst zu einer Art Haßobjekt entwickelt. Und das völlig zu Unrecht! Nur weil manche Herrschaften aus dem Fanblock vor Überreizung inzwischen der Meinung sind, daß selbst die Mannschaften der Landesligen mehr Spaß machen, herrschen auf den Tribünen immer noch Standing Ovations. Während die Fanflaggen demonstrativ bis zum nächsten großen Sieg verbrannt werden, erfreut sich der gemeine Zuschauer nach wie vor an der Meisterschaftsschale.

Und selbst ohne gekaufte Schiedsrichter darf man getrost sein ganzes Hab und Gut darauf verwetten, daß genau diese Fans beim nächsten überraschenden Erfolg die Fähnchen wie Phönix aus der Asche hervorzaubern und erneut in den Wind hängen werden. Der Ball ist rund. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und: Freizeitpark- und Fußballfans mögen nur Sieger – insofern kann sicherlich so mancher Park-Chef das angeschlagene Nervenkostüm so mancher Erstligisten-Manager gut nachvollziehen. Wie gut, daß da zur kommenden WM genug Zeit bleibt, sich gegenseitig auszutauschen...





Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV