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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
09.09.2010 | Freizeitparks | Magazin

Freizeitpark Tierra Santa


Tierra Santa
Wer eine Reise ins Heilige Land unternehmen will, muss nicht zwangsläufig Richtung Israel aufbrechen. Vielmehr kann es sich in diesem Fall auch als sinnvoll erweisen, ein Flugzeug mit Kurs auf Argentinien zu besteigen. In der Millionenmetropole Buenos Aires findet sich nämlich auf einer Fläche von sieben Hektar alles, was das religiöse Herz begehrt: Bibel live - von der Schöpfung bis zur Auferstehung.

Pünktlich zu Weihnachten eröffnete der ungewöhnliche Freizeitpark im Jahr 1999 seine Pforten. Im nach eigenen Angaben weltweit ersten religiösen Themenpark, von Einheimischen auch liebevoll-spöttelnd als "Santilandia" bezeichnet, erwarten den Besucher seither etwa 580 lebensgroße Figuren, die die unterschiedlichsten Szenen der Bibel, wie etwa den Kreuzweg oder die Erweckung des Larzarus darstellen. Der Park selbst zeigt sich als eine Nachbildung des biblischen Jerusalem, dem durch Plastikpalmen und -tiere der Anschein von Lebendigkeit eingehaucht wird. Dazu tragen vor allem aber auch die Parkangestellten bei, deren Arbeitskleidung aus christlich-antiken Gewändern besteht.

Um den Eindruck einer realen Stadt zu vervollständigen, befinden sich in den Straßen Stände verschiedener Handwerker, an denen die Besucher die unterschiedlichsten Erzeugnisse erwerben können. Die Illusion vom Live-Erlebnis biblischen Geschehens scheint perfekt. Da scheinen auch kleine Schönheitsfehler, wie etwa versehentlich nicht abgelegte Armbanduhren der verkleideten Parkangestellten, nicht zu stören. Man kennt dergleichen ja schon aus der antiken Filmwelt des "Ben Hur". Die eigentliche Attraktion des Parks sind aber die in regelmäßigen Abständen stattfindenden Bibelspektakel. Protagonisten sind auch hier lebensgroße Plastikfiguren, diesmal allerdings größtenteils beweglich und von Licht und Sound unterstützt. Damit bietet das Tierra Santa seinen Besuchern beispielsweise stündlich die Gelegenheit, höchstpersönlich bei der Schöpfung der Welt und des Menschen anwesend zu sein. In einer Tropfsteinhöhle liest eine Lautsprecher-Stimme, untermalt von Carl Orffs "Carmina Burana" und beeindruckenden Lasereffekten, Stellen aus dem 1. Buch Mose, während nach und nach Pflanzen, Tiere und Menschen auf der Bildfläche erscheinen.
Biblische Animatronics
Eine Show führt die Gäste mitten ins Weihnachtsgeschehen. In der nach Parkangaben größten Krippenszene der Welt haben sich 250 bewegte Figuren versammelt, um gemeinsam mit den Zuschauern Zeugen der Geburt Jesu zu werden. Auch die Szenerie des Letzten Abendmahls können sich die Parkbesucher auf solche Weise näher bringen lassen. Höhepunkt der Reise durch die biblische Geschichte ist allerdings die Auferstehung, ein stündlich stattfindendes Spektakel, bei dem eine 18 Meter hohe Christusstatue auf einem Berg erscheint. Begleitet von Händels weltbekanntem "Halleluja" dreht sie sich ein paar Mal nach links und rechts, um bis zur nächsten Auferstehung wieder im Berg zu verschwinden. An christlichen Feiertagen locken darüber hinaus auch spezielle Events, wie etwa eine Karfreitagsprozession, Jahr für Jahr tausende Gäste und Pilger in den Park. Aber nicht nur Christen können ihre Religion in Tierra Santa ausleben. Juden finden hier eine vier Meter hohe und 40 Meter lange, von Israel anerkannte Kopie der Klagemauer vor, an der sie, ganz wie am realen Vorbild, Gebete und Wünsche hinterlassen können. Diese werden sogar einmal jährlich eingesammelt und zur echten Klagemauer nach Jerusalem geschickt. Muslime können dagegen die Moschee besichtigen und auch darin beten, ein Angebot, das, so die Parkbetreiber, gerne angenommen wird. Im Museum der Religionen finden schließlich Christentum, Islam und Judentum zusammen.

Klagemauer
Vordergründig geht es aber darum, biblisches Geschehen an den Mann zu bringen. So kitschig und übertrieben dabei vor allem die täglichen Spektakel auch erscheinen mögen: gerade sie sind es, die Besucher aus nah und fern nach "Santilandia" locken. Trotz märchenwaldartig gestalteter Figuren scheint es dem Park mit diesen Inszenierungen zu gelingen, seinen Besuchern, oder zumindest einigen von ihnen, einen neuen, einfacheren Zugang zur Religion zu verschaffen. Denn was für die Einen bestenfalls ein religiöses Disneyland und schlechtestenfalls bloße Geschäftemacherei ist, scheint den Anderen wirklich so etwas wie religiöse Erbauung zu bringen.

Nirgendwo lässt sich die Bibel so anschaulich erleben wie hier – noch nicht einmal im wirklichen Heiligen Land. Dabei stört es auch kaum, dass die religiöse Fiktion hin und wieder durch ganz und gar unbiblische Ereignisse unterbrochen wird. Etwa wenn während der Auferstehung ein Flugzeug auf dem benachbarten Airport landet. Derartige Surrealitäten tun dem Erfolg des Parks keinen Abbruch. Vielmehr scheint sich die Grundidee von Tierra Santa, religiöse Inhalte auf möglichst simple Weise unter's Volk zu bringen, weiter auszubreiten. So meldete die spanische Zeitung "El Mundo" kürzlich, dass im Osten der Ferieninsel Mallorca ein ähnlicher Park in Planung sei. Auch für europäische Pilger rückt das heilige Land also näher.

© parkscout/US