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18.10.2006 | Zoos und Tierparks | Magazin
Heinz Sielmann - sein Leben und Wirken
Heinz Sielmann wurde am 2. Juni 1917 in Rheydt (Mönchengladbach) geboren. Bereits 1924 siedelten seine Eltern nach Königsberg in Ostpreußen um. In der malerischen Landschaft zwischen Kurischer Nehrung und Masuren ließ sich der Schüler, der zunächst Theologie studieren wollte, zunehmend von der Schöpfung faszinieren. Von seinem Vater, der selbst ein großer Naturfreund war, erhielt Heinz Sielmann viele wertvolle Hinweise – und schließlich schenkten die Eltern ihrem bereits vollauf naturbegeisterten Sohn seine erste eigene Filmkamera. Sein Entschluss, Tierfilmer zu werden, stand für den Abiturienten fest. Sielmanns erstes Werk "Vögel über Haff und Wiesen" erschien bereits 1938 als Film und 1943 als Buch.
Nach dem Wehrdienst und der Ausbildung zum Funker studierte Heinz Sielmann zunächst von 1941-1942 Biologie an der Universität in Posen. Auf Vermittlung von Prof. Erwin Stresemann, Generalsekretär der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, übernahm Heinz Sielmann ab 1943 die Dreharbeiten seines großen Vorbildes, des kurz zuvor verstorbenen Horst Siewert, auf Kreta. Er geriet dort 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und wurde über Kairo nach London gebracht, wo er mit wohlwollender Unterstützung der Militärverwaltung sein Filmmaterial für eine dreiteilige Dokumentation bearbeiten konnte. Nach dem Verlust von Heimat und Angehörigen – seine Eltern waren infolge des Krieges in Königsberg umgekommen – kehrte er 1947 nach Deutschland zurück. Hier arbeitete er zunächst bei der British Film Division und erhielt auf Empfehlung der britischen Militärverwaltung eine Anstellung als Kameramann und Regisseur beim "Institut für Film und
Bild" in Hamburg. Dieses wurde 1951 als "Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU)" neu gegründet und nahm seinen Sitz in München.
In den Studios des Nordwestdeutschen Rundfunks begegnete Heinz Sielmann der jungen Volontärin Inge Witt, die 1951 seine Frau wurde. Im selben Jahr siedelte das Ehepaar nach München an den Standort des FWU 2 über. Während der oft mehrmonatigen Auslandsreisen Heinz Sielmanns in den folgenden Jahren sichtete seine Frau Inge Sielmann das eingehende Filmmaterial in München und nahm den Grobschnitt vor. Ebenso organisierte sie die Film- und Buchpräsentationen, Vortragsreisen und das operative Geschäft der 1960 gegründeten "Heinz Sielmann Filmproduktion".
Der gemeinsame Sohn Stephan, der 1954 geboren wurde, verunglückte 1978 tödlich. Dieses leidvolle Ereignis trug später zu der Entscheidung des Ehepaars Heinz und Inge Sielmann bei, ihr Lebenswerk im Rahmen einer Stiftung in die Zukunft zu tragen und besonders die jungen Generationen für die Bewahrung der Natur zu begeistern.
Dreharbeiten für Kino, Fernsehen und Unterricht
Mit seinem filmischen Schaffen von Anfang der 1950er bis in die 1990er Jahre schrieb Heinz Sielmann Kino- und Fernsehgeschichte. Ihm gelangen sensationelle Aufnahmen von heimischen wie exotischen Tierwelten, die ihren Platz im Bewusstsein der Öffentlichkeit fanden. Seine Kinofilme wurden weltweit in 25 Sprachen gezeigt und sind untrennbar mit seinem Namen verknüpft. Für die legendäre Serie "Expeditionen ins Tierreich" produzierte Heinz Sielmann von den 1960er Jahren bis 1991 über 170 Folgen für die ARD. Nach den ersten Kinoerfolgen mit "Lied der Wildbahn" (1950) und "Quick, das Eichhörnchen" (1952) gewann Heinz Sielmann Anfang der 50er Jahre neue Impulse aus der Zusammenarbeit mit Verhaltensforschern wie Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeld: Er wollte das angeborene Verhaltensrepertoire von Tieren "under controlled conditions" - in einem naturidentisch gestalteten Lebensraum - dokumentieren. Sein erster großer Erfolg wurde der Spechtfilm "Zimmerleute des Waldes" (1954, ausgezeichnet mit dem Bundesfilmpreis) und "Wiesensommer" (1955, ausgezeichnet mit dem 1. Preis für den besten Naturfilm auf den Filmfestspielen in Cannes).
Sein Wissen und Können stellte der Filmer mit großem Engagement in den Dienst der Umweltbildung: Für das FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) und das IWF (Institut für den Wissenschaftlichen Film) drehte er seit den 1950er Jahren zahlreiche Unterrichtsfilme und Dokumentationen, die für Generationen von Schülern zu den einprägsamsten Erinnerungen des Naturkunde-Unterrichts wurden. Der Spechtfilm "Zimmerleute des Waldes" eröffnete Heinz Sielmann 1954 auch den Kontakt mit dem bekannten Tierfilmer des englischen Fernsehens, David Attenborough, der Sielmann in seine Sendung bei der BBC einlud. In der Folge sendete der BBC drei Jahre lang sämtliche Tierfilme, die Sielmann für das FWU gedreht hatte. Über diesen Sender gelangten seine Fernsehfilme auch in die USA und legten den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der "National Geographic Society" in späteren Jahren.
Expeditionen rund um den Globus
Die zunehmende internationale Beachtung in wissenschaftlichen Fachkreisen ermöglichte es Heinz Sielmann in den 1960er Jahren, Filmprojekte auf dem gesamten Globus zu realisieren – in Afrika, in der Inselwelt des Pazifik, in Neuguinea und Australien, in Asien und der Arktis. Den Auftakt bildete der Film "Herrscher des Urwalds" (Kinostart 1959) über die Gorillas im Kongo, den Sielmann im Auftrag des belgischen Königshauses drehte: Vom Regenwald und der Savanne bis zu den Gipfeln des Ruwenzori führten ihn seine Filmaufnahmen. Der für einen Naturfilmer nötige Mut zum Risiko führte oftmals zu gefährlichen Situationen wie etwa Attacken eines Elefantenbullen oder eines Flusspferdes, denen der Naturfilmer jeweils knapp entging. Es folgte 1960 der legendäre Film "Galápagos – Trauminseln im Pazifik", für den Sielmann fast ein Jahr lang auf den Galápagosinseln drehte und als Auszeichnung 1962 den Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin erhielt. Seine absehbar lange Anwesenheit auf den Inseln und die Aussicht, den Film in Kooperation mit in- und ausländischen Fernsehsendern realisieren zu können, führten Heinz Sielmann im Vorfeld zu einer wichtigen Entscheidung: Er wagte 1960 den Schritt in die Selbstständigkeit und er gründete seine eigene Filmproduktionsfirma, unter deren Dach von nun an seine weiteren Filme entstanden. Um stets flexibel zu sein, arbeitete Heinz Sielmann bei den Dreharbeiten mit einem kleinen Team, meist nur ein weiterer Kameramann und wenige Helfer für die Logistik. Bei seinen größeren Expeditionen drehte er meist im Sommer- wie im Winterhalbjahr vor Ort und wiederholte die Aufnahmen im Folgejahr, um gesichertes Material zu gewinnen.
Eine insgesamt zweijährige Expedition führte den Tierfilmer 1963/64 nach Australien und nach Papua-Neuguinea, um die damals noch kaum bekannten Verhaltensweisen der dortigen Tierwelt auf Zelluloid zu bannen. Während er in Australien Kängurus und Schnabeltiere aus nächster Nähe in Naturschutzgebieten und Wildparks drehen konnte, führte ihn seine Expedition zu den Laubenvögeln Neuguineas bis in die dichten Bergregenwälder auf 1500 Metern Höhe. Allein für erste Aufnahmen des besonders scheuen Maibaum-Laubenvogels musste der Tierfilmer volle zwei Monate in Bergnebel und Dschungelregen mit seiner Kamera ausharren. Es folgte 1966-1968 ein weiterer zweijähriger Aufenthalt, diesmal auf dem nordamerikanischen Kontinent. Diese Expedition führte ihn durch die arktischen und subarktischen Regionen Alaskas und Kanadas, wo Sielmann die Tierwelt am Rande des Polarkreises filmte. Der Film "Lockende Wildnis" kam 1969 in die deutschen Kinos.
Die späten 1960er Jahre brachten für den Naturfilmer eine intensive Zusammenarbeit mit der "National Geographic Society": Im Rahmen der Serie NGS Specials liefen in den USA im Jahre 1969 die Fernsehfilme "The Winged World", "The Mystery of Animal Behaviour" und "Reptiles and Amphibians". Als seine ihm liebste Expedition bezeichnete Heinz Sielmann stets die Forschungsreise in die Tierwelt der Südpolarregion im Jahre 1988. Die Reise in diese entlegene Weltgegend, zu den Königspinguinen, See-Elefanten und Blauwalen, wurde für ihn zur Erfüllung eines jahrelang gehegten Traumes. Die Tierwelt der Antarktis, in der bis weit in das 20. Jahrhundert intensiv Pelzrobbenjagd und Walfang betrieben wurde, hatte durch den Antarktis-Vertrag und das Verbot des kommerziellen Walfangs einen gewissen Schutz erfahren. Diese Reise bestärkte Heinz Sielmann in seiner Auffassung, dass es möglich ist, eine stark bedrohte Tierwelt zu retten, solange ihr Lebensraum in ausreichender Größe ungestört erhalten bleibt.
Der Weg zum Naturschützer
Seit den 1970er Jahren nahmen Fragen des Naturschutzes eine immer wichtigere Stellung in der Arbeit von Heinz Sielmann ein. 1981 schloss Sielmann als Herausgeber die Buchreihe "Knaurs Tierleben" ab und arbeitete ab 1982 neben Bernhard Grzimek als Mitherausgeber der Zeitschrift "Das Tier". 1983 trat er als Beirat der deutschen Sektion des WWF bei, für den er zugleich mehrere Auftragsfilme über bedrohte Tierarten und Lebensräume drehte – über die indischen Tiger ebenso wie über heimische Auenwälder. Wegweisend für seinen weiteren Lebensweg wurden die Dreharbeiten, die er 1988/89 für den NDR am damaligen innerdeutschen Grenzstreifen vornahm. Der Film "Tiere im Schatten der Grenze" zeigt die wertvollen Biotope, die sich entlang der ehemaligen Todeszone über Jahrzehnte in einem ansonsten intensiv genutzten Kulturland entwickelt hatten. Er schloss diese Sendung mit den Worten: "Ich kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald" – ein visionärer Vorgriff auf das heutige Grüne Band, von dem die Heinz Sielmann Stiftung das Teilstück "Grünes Band Eichsfeld-Werratal" als Teilprojekt zur Sicherung des nationalen Naturerbes betreuen wird.
In einem zweiten Film "Naturschutz in Deutschland – Wie retten wir unsere Zukunft?" berichtete er über die Arbeit von Natur- und Umweltschutzverbänden wie Greenpeace, WWF, BUND und NABU. Dieser Film bestärkte ihn in seinem Entschluss, sich noch stärker für aktuelle Themen des Umweltschutzes einzusetzen. Im Jahre 1990 flog Heinz Sielmann für eine Dokumentation nach Alaska zum "Prince William Sound", um den Spätfolgen des Tankerunglücks der Exxon Valdez nachzugehen. Im darauf folgenden Jahr besuchte er erneut Zaire – das frühere Belgisch Kongo – und stellte erschüttert fest, dass in den zurückliegenden 33 Jahren nahezu die Hälfte der Regenwälder zerstört worden war. Er wandte sich gegen die Maßlosigkeit der Menschen und ihren Raubbau an der Natur. Dieses Thema zog sich durch seine späteren Fernsehserien "Sielmann 2000 – Rückkehr in die Zukunft" auf RTLplus (ab 1991) und die beiden SAT.1-Produktionen "Sielmann-Report" (1992/1993) und "Sielmanns Abenteuer Natur" (1996). In diesen Filmen richtete er den Fokus wieder verstärkt auf heimische Naturschutzanliegen. Es wurde ihm ein Herzensanliegen, den Menschen in Deutschland die Erhaltung wertvoller Naturlandschaften und ihrer Artenvielfalt im eigenen Land nahe zu bringen.
Mit Prof. Heinz Sielmann ist am 6. Oktober 2006 der bedeutendste Tier- und Naturfilmer Deutschlands verstorben. Er wurde 89 Jahre alt.
In den Studios des Nordwestdeutschen Rundfunks begegnete Heinz Sielmann der jungen Volontärin Inge Witt, die 1951 seine Frau wurde. Im selben Jahr siedelte das Ehepaar nach München an den Standort des FWU 2 über. Während der oft mehrmonatigen Auslandsreisen Heinz Sielmanns in den folgenden Jahren sichtete seine Frau Inge Sielmann das eingehende Filmmaterial in München und nahm den Grobschnitt vor. Ebenso organisierte sie die Film- und Buchpräsentationen, Vortragsreisen und das operative Geschäft der 1960 gegründeten "Heinz Sielmann Filmproduktion".
Der gemeinsame Sohn Stephan, der 1954 geboren wurde, verunglückte 1978 tödlich. Dieses leidvolle Ereignis trug später zu der Entscheidung des Ehepaars Heinz und Inge Sielmann bei, ihr Lebenswerk im Rahmen einer Stiftung in die Zukunft zu tragen und besonders die jungen Generationen für die Bewahrung der Natur zu begeistern.
Mit seinem filmischen Schaffen von Anfang der 1950er bis in die 1990er Jahre schrieb Heinz Sielmann Kino- und Fernsehgeschichte. Ihm gelangen sensationelle Aufnahmen von heimischen wie exotischen Tierwelten, die ihren Platz im Bewusstsein der Öffentlichkeit fanden. Seine Kinofilme wurden weltweit in 25 Sprachen gezeigt und sind untrennbar mit seinem Namen verknüpft. Für die legendäre Serie "Expeditionen ins Tierreich" produzierte Heinz Sielmann von den 1960er Jahren bis 1991 über 170 Folgen für die ARD. Nach den ersten Kinoerfolgen mit "Lied der Wildbahn" (1950) und "Quick, das Eichhörnchen" (1952) gewann Heinz Sielmann Anfang der 50er Jahre neue Impulse aus der Zusammenarbeit mit Verhaltensforschern wie Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeld: Er wollte das angeborene Verhaltensrepertoire von Tieren "under controlled conditions" - in einem naturidentisch gestalteten Lebensraum - dokumentieren. Sein erster großer Erfolg wurde der Spechtfilm "Zimmerleute des Waldes" (1954, ausgezeichnet mit dem Bundesfilmpreis) und "Wiesensommer" (1955, ausgezeichnet mit dem 1. Preis für den besten Naturfilm auf den Filmfestspielen in Cannes).
Sein Wissen und Können stellte der Filmer mit großem Engagement in den Dienst der Umweltbildung: Für das FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) und das IWF (Institut für den Wissenschaftlichen Film) drehte er seit den 1950er Jahren zahlreiche Unterrichtsfilme und Dokumentationen, die für Generationen von Schülern zu den einprägsamsten Erinnerungen des Naturkunde-Unterrichts wurden. Der Spechtfilm "Zimmerleute des Waldes" eröffnete Heinz Sielmann 1954 auch den Kontakt mit dem bekannten Tierfilmer des englischen Fernsehens, David Attenborough, der Sielmann in seine Sendung bei der BBC einlud. In der Folge sendete der BBC drei Jahre lang sämtliche Tierfilme, die Sielmann für das FWU gedreht hatte. Über diesen Sender gelangten seine Fernsehfilme auch in die USA und legten den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der "National Geographic Society" in späteren Jahren.
Die zunehmende internationale Beachtung in wissenschaftlichen Fachkreisen ermöglichte es Heinz Sielmann in den 1960er Jahren, Filmprojekte auf dem gesamten Globus zu realisieren – in Afrika, in der Inselwelt des Pazifik, in Neuguinea und Australien, in Asien und der Arktis. Den Auftakt bildete der Film "Herrscher des Urwalds" (Kinostart 1959) über die Gorillas im Kongo, den Sielmann im Auftrag des belgischen Königshauses drehte: Vom Regenwald und der Savanne bis zu den Gipfeln des Ruwenzori führten ihn seine Filmaufnahmen. Der für einen Naturfilmer nötige Mut zum Risiko führte oftmals zu gefährlichen Situationen wie etwa Attacken eines Elefantenbullen oder eines Flusspferdes, denen der Naturfilmer jeweils knapp entging. Es folgte 1960 der legendäre Film "Galápagos – Trauminseln im Pazifik", für den Sielmann fast ein Jahr lang auf den Galápagosinseln drehte und als Auszeichnung 1962 den Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin erhielt. Seine absehbar lange Anwesenheit auf den Inseln und die Aussicht, den Film in Kooperation mit in- und ausländischen Fernsehsendern realisieren zu können, führten Heinz Sielmann im Vorfeld zu einer wichtigen Entscheidung: Er wagte 1960 den Schritt in die Selbstständigkeit und er gründete seine eigene Filmproduktionsfirma, unter deren Dach von nun an seine weiteren Filme entstanden. Um stets flexibel zu sein, arbeitete Heinz Sielmann bei den Dreharbeiten mit einem kleinen Team, meist nur ein weiterer Kameramann und wenige Helfer für die Logistik. Bei seinen größeren Expeditionen drehte er meist im Sommer- wie im Winterhalbjahr vor Ort und wiederholte die Aufnahmen im Folgejahr, um gesichertes Material zu gewinnen.
Eine insgesamt zweijährige Expedition führte den Tierfilmer 1963/64 nach Australien und nach Papua-Neuguinea, um die damals noch kaum bekannten Verhaltensweisen der dortigen Tierwelt auf Zelluloid zu bannen. Während er in Australien Kängurus und Schnabeltiere aus nächster Nähe in Naturschutzgebieten und Wildparks drehen konnte, führte ihn seine Expedition zu den Laubenvögeln Neuguineas bis in die dichten Bergregenwälder auf 1500 Metern Höhe. Allein für erste Aufnahmen des besonders scheuen Maibaum-Laubenvogels musste der Tierfilmer volle zwei Monate in Bergnebel und Dschungelregen mit seiner Kamera ausharren. Es folgte 1966-1968 ein weiterer zweijähriger Aufenthalt, diesmal auf dem nordamerikanischen Kontinent. Diese Expedition führte ihn durch die arktischen und subarktischen Regionen Alaskas und Kanadas, wo Sielmann die Tierwelt am Rande des Polarkreises filmte. Der Film "Lockende Wildnis" kam 1969 in die deutschen Kinos.
Der Weg zum Naturschützer
Seit den 1970er Jahren nahmen Fragen des Naturschutzes eine immer wichtigere Stellung in der Arbeit von Heinz Sielmann ein. 1981 schloss Sielmann als Herausgeber die Buchreihe "Knaurs Tierleben" ab und arbeitete ab 1982 neben Bernhard Grzimek als Mitherausgeber der Zeitschrift "Das Tier". 1983 trat er als Beirat der deutschen Sektion des WWF bei, für den er zugleich mehrere Auftragsfilme über bedrohte Tierarten und Lebensräume drehte – über die indischen Tiger ebenso wie über heimische Auenwälder. Wegweisend für seinen weiteren Lebensweg wurden die Dreharbeiten, die er 1988/89 für den NDR am damaligen innerdeutschen Grenzstreifen vornahm. Der Film "Tiere im Schatten der Grenze" zeigt die wertvollen Biotope, die sich entlang der ehemaligen Todeszone über Jahrzehnte in einem ansonsten intensiv genutzten Kulturland entwickelt hatten. Er schloss diese Sendung mit den Worten: "Ich kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald" – ein visionärer Vorgriff auf das heutige Grüne Band, von dem die Heinz Sielmann Stiftung das Teilstück "Grünes Band Eichsfeld-Werratal" als Teilprojekt zur Sicherung des nationalen Naturerbes betreuen wird.
Mit Prof. Heinz Sielmann ist am 6. Oktober 2006 der bedeutendste Tier- und Naturfilmer Deutschlands verstorben. Er wurde 89 Jahre alt.
© Sielmann-Stiftung