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05.05.2014 | Magazin | Freizeitparks

Helix in Göteborg


Als Achterbahnfan steht man fast immer vor einem Dilemma. Zumindest wenn man sowohl ordentlich Luft unter dem Hintern, also die berühmte Airtime, zu schätzen weiß, aber eben auch gerne auf den Kopf gestellt wird. Egal wo man ist, eigentlich muss man immer zwei verschiedene Bahnen fahren, die einem entweder das eine oder das andere bieten. Allerdings ist das bei genauerer Betrachtung auch genauso oft gut so, denn offensichtlich scheinen die unterschiedlichen Rückhaltesysteme für die verschiedenen Aspekte untereinander nicht kompatibel zu sein. Bei den allermeisten Schulterbügeln ist man quasi froh, dass die dazugehörige Bahn eben "nur" Kopfstände, nicht aber Airtime bietet - allein die Vorstellung, eine Bahn wie Expedition GeForce mit alten Arrow/Vekoma-Bügeln zu fahren ist absurd, und tut schon beim Drübernachdenken weh.

"Helix" mit mächtig Geschwindigkeit © Marcel Ringhoff

Mit der Eröffnung von Blue Fire hat die Firma Mack vor gar nicht allzu langer Zeit unter Beweis gestellt, dass inversionsgeeignete Sicherheitssysteme nicht zwangsläufig unbequem sein müssen. Sicher nicht als erster oder einziger mit Überlegungen in dieser Richtung sind die Badenwürttemberger allerdings noch einen Schritt weiter gegangen, und haben dieses Achterbahnsystem mit künstlicher Beschleunigung kombiniert - also einer Idee, die den einführenden Lifthill samt erster Abfahrt quasi obsolet macht. Warum das Ganze etwas mit dem Liseberg und seiner neuen Attraktion "Helix" zu tun hat... Nun, all diese an sich nicht neuen Elemente hat man in Schweden zu einem Komplettpaket geschnürt: Inversionen, Airtime und Beschleunigung. Und wie weiland Spannung, Spiel und Schokolade ist aus diesem Dreiklang eine wahre Kinderüberraschung in Göteborg geworden, und zwar im bestmöglichen Wortsinn.

Impressionen von "Helix"


Metall auf dem Berg

Zugegeben, der Wartebereich von "Helix", oben auf der höchsten Erhebung des Parks und gleich rechter Hand von "Atmosphere" gelegen, ist nicht wirklich innovativ. Bunt angestrahltes Metall mischt sich leider viel zu oft mit tristem Parkhausbetonlook. Das ist schade, sicher aber den Massen geschuldet, die schlussendlich irgendwo warten müssen. Das eben jenes Warten keine gänzlich langweilige Veranstaltung wird, dafür sorgt der eindrucksvolle Soundtrack von IMAscore. Scheinbar frei von jeglicher Wiederholung groovt er die Anstehenden ordentlich auf das Kommende ein. Da verzeiht man mehr oder weniger gerne auch das eine oder andere obligatorische Kuhgatter. Einige Bildschirme unterrichten den Gast über Helix' Fakten, so etwa über den Umstand, dass lose Gegenstände entweder abgelegt oder ausbruchsicher in eine verschließbare Tasche am Körper gehören. Nichts Neues im Prinzip, aber warum das gerade hier tatsächlich ein Fakt ist, wird die spätere Fahrt zeigen.

"Helix" bei Dunkelheit

Angekommen in der Station, ist der beste Platz wie so oft die erste Reihe. Hier allerdings schon beim Hinsetzen, blickt man doch in ein gähnendes Loch, in das die Schiene vor einem stürzt. Da kann das Warten auf die Freigabe zur echten Mutprobe werden. Für weitere Fahrten empfiehlt sich allerdings, ebenfalls wie fast immer, ein mittlerer Platz - hierauf ist die Bahn berechnet und designt. Rollt der Zug einmal los, geht es auch gleich zur Sache. Drop, erste Inversion, Umschwung und irgendwo dämmert die Frage auf, war da nicht was mit Abschuss? Und obwohl Helix an dieser Stelle mit wirklich beeindruckendem Tempo unterwegs ist, tritt sie dann ordentlich aufs beschleunigende Gaspedal. Und tatsächlich, statt einer Aneinanderreihung von Inversionen gibt es ebenfalls ordentlich Airtime, und schon beim ersten Ausdemsitzgehen wird klar, der lose Schlüssel hätte das mit einer ganz eigenen ballistischen Bahn beantwortet. Es reisst einen förmlich aus dem Sitz und spätestens hier gehen die Hände ganz automatisch an den Bügel. Doch der sitzt fest, auf jeder Kuppe und in jeder Kopfverdrehung. Bombenfest.

Inversion in Schweden © Marcel Ringhoff

Und in dem Moment, wo man sich im Geiste sagt, ja, gute Bahn, kommt bestimmt gleich das Ende, erinnert Helix daran, dass immer von zwei Beschleunigungsstrecken die Rede war. Nochmal schnellt die Tachonadel Richtung Anschlag, es folgt der Inverted Tophat und reichlich weitere Airtime. Schikane, Umschwung, letzte Fassrolle, und erst jetzt taucht der Zug mit Blick auf das große Riesenrad in die Schlussbremse ein. Halleluja, ein elend langer aber verdammt unterhaltsamer und gut gemixter Ritt nimmt endlich ein Ende. Ausatmen.

Es geht doch. Also der erwähnte Dreiklang, die Kinderüberraschung unter den Achterbahnen. Man kann all das Positive des Achterbahnfahrens in einer einzigen Bahn designen. Länge, Tempo, bequeme Bügel, Überschläge, Airtime, Richtungswechsel, positive und negative g-Kräfte. Es geht, der Beweis steht in Göteborg und zieht immens viel junges Publikum. Und zwar so sehr, dass Wartezeiten um die 60 Minuten während des ganzen Öffnungstages quasi eingebaut sind. Es ist der schiere metallene Wahnsinn, den sich Liseberg dort auf den Berg geknotet hat. Es ist, sicher ohne zu hoch zu greifen, Achterbahnkunst in Reinkultur. Tack, lieber Liseberg für dieses Ausrufezeichen!

© parkscout/MR

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