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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
24.10.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Dünnbretter, die die Welt bedeuten


Die meisten Freizeitparks bieten irgendeine Art von Shows an. Mal sind es große Shows, die überall Auszeichnungen einheimsen, mal sind es eher kleine Produktionen, die dadurch nicht weniger unterhaltsam sein müssen. Richtig ärgerlich wird es eigentlich nur dann, wenn die Protagonisten versuchen zu schauspielern. Denn das geht in der Regel gründlich daneben.

Prominentestes Beispiel für das schauspielerische Unvermögen teutonischer Freizeitpark-Angestellter war seinerzeit sicherlich Warner Brothers Movie World in Bottrop. Gott im Himmel, war das grottig! "Die Gremlins haben das Studio überfallen, schnell, bringen Sie sich in Sicherheit" – wenn so was selbst beim 100sten Mal noch immer wie abgelesen klingt, sollte Kevin Müller langsam mal einsehen, dass aus ihm in diesem Leben kein Kevin Costner mehr wird. Glücklicherweise sah man im Pott schon bald ein, dass Kirchhellen nicht Hollywood ist und strich das lächerliche Laienspiel-Spektakel, welches anglizistisch "Pre-Show" genannt wurde, nach und nach ersatzlos. Und bis auf den Fanclub des Pre-Show-Moderators Magnus aus der Looney-Toons-Studio-Tour, der so dermaßen untalentiert war, dass die ganze Nummer schon wieder eine unfreiwillige, humoristische Nuance bekam, hat auch noch niemand Bedauern darüber ausgedrückt. Und womit? Mit Fug und Recht.

Doch auch andere Parks sind nicht ganz unschuldig, wenn es darum geht, dünne Bretter mit noch dünnerer Schauspielkunst zu belasten. Wenn im vom Verfasser dieser Zeilen grundsätzlich sehr geschätzten Fort Fun im Sauerland bei der Westernshow die Colts mit der Dampflokomotive um die Wette rauchen, tun Freunde des gepflegten darstellenden Spiels gut daran, die folgenden 30 Minuten lieber auf Trapper Slider oder Wild Eagle zu verbringen, denn so, wie die Sauerländischen Western-Mimen um Johnny Bravo "die Welt retten", hätten sie sogar gegen die Senioren-Theatergruppe Meschede keine Chance. Hier wird vielleicht die Welt gerettet, aber gleichzeitig auch jede Form von darstellerischer Qualität zu Grabe getragen. Kein Wunder, dass beim "Tatonka Todessprung" im gleichen Park ebenfalls kein Hauch von Hollywood zu spüren ist, denn wo Stunts in überzeugender Qualität abgeliefert und die tollsten Kapriolen zwischen Himmel und Erde vorgeführt werden, hinken die Dialoge leider einbeinig hinterher.

Und selbst der renommierte Heide-Park in Soltau kann sich mit seinem Piraten-Spektakel nahtlos in diese Reihe einfügen. Das große Problem sind hier ausnahmsweise mal nicht die Protagonisten, denen man unbesehen viel mehr zutraut, sondern das fürchterliche Konzept. Oder, besser gesagt, das Fehlen eines solchen. Für eine Action-Show ist sie viel zu unspektakulär, für eine Zaubershow ist der (eine) Trick zu schlecht konfektioniert und für gute Familienunterhaltung ist sie einfach nicht witzig genug. Genau genommen ist die Show alles andere als komisch, versucht es aber permanent zu sein. Da ist Fremdschämen DeLuxe angesagt! Und was der "Superperforator"-Song aus dem "Schuh des Manitu" auf einem Piratenschiff verloren hat, wird wohl immer das Geheimnis des Heide-Park’schen Entertainment-Chefs bleiben. Mir erschließt sich diese Darbietung jedenfalls nicht auf Anhieb. Wie sich eine solche Vorführung über Jahre hinweg in genau dem Park halten kann, in dem ein paar hundert Meter weiter die vermutlich besten Park-Varieté-Nummern Deutschlands gezeigt werden, ist mir ein völliges Rätsel. Die Varieté-Show hätte auf jeden Fall ein größeres Publikum verdient, als eine Handvoll Kaffee trinkender Parkbesucher. In diesem Sinne: Wir sehen uns im Park!




Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

© Parkscout / TH