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09.10.2007 | Freizeitparks | Kolumnen
Herre sagt an ... nicht jeder braucht Theming
"Themenwelt" ist das absolute Unwort der Freizeitparkszene. Warum? Weil schon etwas länger von Seiten der Fans, aber auch immer mehr von ganz normalen Gästen an jeden Kleinstpark Disney-Maßstäbe angesetzt werden. Ein Plädoyer für den traditionellen, unthematisierten Freizeitpark.
In den USA führte der Siegeszug der "Themer", wie Themenparks dort vom Volksmund genannt werden, nämlich leider zum großen Sterben der kleinen, traditionellen Vergnügungsparks. Sicherlich sind in Europa keine Heerschar von Zerstreuungsplätzen bedroht, da wir einfach keine vergleichbare Freizeitpark-Kultur wie die Amerikaner haben, wo sich Anfangs des letzten Jahrhunderts an vielen Endhaltestellen der Straßenbahnen im Grüngürtel der Großstädte die so genannten "Trolley-Parks", Straßenbahn-Parks also, etablierten. Doch auch hierzulande gibt es viele kleinere Unternehmen, oft in Familienhand, die es schon viele Jahre gibt und die sich jedes Jahr mehr nach der Decke strecken müssen. Und wo es auf der einen Seite der Medaille sicherlich ein Segen ist, dass sich immer mehr Parks über eine stimmige Gestaltung ihrer Attraktionen oder gar ganzer Parkbereiche Gedanken machen, sollten wir, gerade, wenn es um kleinere Parks geht, doch einfach mal die Kirche im Dorf lassen. Denn immer öfter liest man in den entsprechenden Internetforen, dass z. B. "die Thematisierung des Streichelzoos im Onkel Bräsigs Kinderwelt zu wünschen übrig" ließe. Bitte wie meinen? Oder dass sich Kleinpark XY mal "neue, thematisierte Mülleimer" anschaffen könne. Ähhh, hallo? Jemand zu Hause? Ist es so schwer zu verstehen, dass es für kleine Familienparks, die ohnehin schwer zu kämpfen haben, andere Prioritäten gibt? Und dass es dem Großteil der Zielgruppe möglicherweise herzlich egal ist, weil es derartige Details gar nicht wahrnimmt oder andere Dinge schlichtweg wichtiger sind für sie? Scheinbar ja. Denn sonst würde man so einen Unsinn nicht immer wieder lesen, hören und ertragen müssen.
Der Theming-Wahnsinn geht gar so weit, dass einige Leute selbst bei über 70 Meter hohen Mega-Achterbahnen herummäkeln, man hätte "das große Stahlgerüst ja mal etwas mehr verkleiden können". Mit Verlaub: Aber so viel Geld hat nur Disney – und selbst in den Ländern der Mäusemacher ist die gigantische Gestaltung von "Expedition Everest" in der Geschichte des Unternehmens ohne Beispiel. Mal ganz abgesehen vom deutlich höheren Eintrittspeisniveau in den USA und Japan, wo die großen Dinger stehen, auf die hierzulande immer neidisch geblickt wird – natürlich ohne deren Preise zahlen zu können oder zu wollen.
Und auch Großparks muss es gestattet sein, nicht alles perfekt gestalten zu müssen. Nämlich dann, wenn das dort anzusprechende Publikum schlicht und ergreifend keinen gesteigerten Wert darauf legt. Six Flags Magic Mountain und Cedar Point sind hierzulande verschrien als Betonplatten, auf denen nebeneinander unzählige Achterbahnen gedübelt wurden. Das ist zwar übertrieben, doch tendenziell natürlich korrekt. Und warum ist das so? Weil diese Parks damit trotzdem wahnsinnig erfolgreich sind und das verdiente Geld – sogar ganz offensichtlich – lieber in laufend neue Großattraktionen investieren als sich großartig mit Theming aufzuhalten. Und solange das funktioniert und von den Gästen honoriert wird, ist das auch gut so – und wem es nicht gefällt, der soll dort eben nicht hinfahren. So einfach ist das. Genau so einfach, wie zu verstehen, dass die Lochmühle nicht Disneyland ist und Wehrheim nicht Anaheim. In diesem Sinne: Wir sehen uns im Park!
In den USA führte der Siegeszug der "Themer", wie Themenparks dort vom Volksmund genannt werden, nämlich leider zum großen Sterben der kleinen, traditionellen Vergnügungsparks. Sicherlich sind in Europa keine Heerschar von Zerstreuungsplätzen bedroht, da wir einfach keine vergleichbare Freizeitpark-Kultur wie die Amerikaner haben, wo sich Anfangs des letzten Jahrhunderts an vielen Endhaltestellen der Straßenbahnen im Grüngürtel der Großstädte die so genannten "Trolley-Parks", Straßenbahn-Parks also, etablierten. Doch auch hierzulande gibt es viele kleinere Unternehmen, oft in Familienhand, die es schon viele Jahre gibt und die sich jedes Jahr mehr nach der Decke strecken müssen. Und wo es auf der einen Seite der Medaille sicherlich ein Segen ist, dass sich immer mehr Parks über eine stimmige Gestaltung ihrer Attraktionen oder gar ganzer Parkbereiche Gedanken machen, sollten wir, gerade, wenn es um kleinere Parks geht, doch einfach mal die Kirche im Dorf lassen. Denn immer öfter liest man in den entsprechenden Internetforen, dass z. B. "die Thematisierung des Streichelzoos im Onkel Bräsigs Kinderwelt zu wünschen übrig" ließe. Bitte wie meinen? Oder dass sich Kleinpark XY mal "neue, thematisierte Mülleimer" anschaffen könne. Ähhh, hallo? Jemand zu Hause? Ist es so schwer zu verstehen, dass es für kleine Familienparks, die ohnehin schwer zu kämpfen haben, andere Prioritäten gibt? Und dass es dem Großteil der Zielgruppe möglicherweise herzlich egal ist, weil es derartige Details gar nicht wahrnimmt oder andere Dinge schlichtweg wichtiger sind für sie? Scheinbar ja. Denn sonst würde man so einen Unsinn nicht immer wieder lesen, hören und ertragen müssen.
Der Theming-Wahnsinn geht gar so weit, dass einige Leute selbst bei über 70 Meter hohen Mega-Achterbahnen herummäkeln, man hätte "das große Stahlgerüst ja mal etwas mehr verkleiden können". Mit Verlaub: Aber so viel Geld hat nur Disney – und selbst in den Ländern der Mäusemacher ist die gigantische Gestaltung von "Expedition Everest" in der Geschichte des Unternehmens ohne Beispiel. Mal ganz abgesehen vom deutlich höheren Eintrittspeisniveau in den USA und Japan, wo die großen Dinger stehen, auf die hierzulande immer neidisch geblickt wird – natürlich ohne deren Preise zahlen zu können oder zu wollen.
Und auch Großparks muss es gestattet sein, nicht alles perfekt gestalten zu müssen. Nämlich dann, wenn das dort anzusprechende Publikum schlicht und ergreifend keinen gesteigerten Wert darauf legt. Six Flags Magic Mountain und Cedar Point sind hierzulande verschrien als Betonplatten, auf denen nebeneinander unzählige Achterbahnen gedübelt wurden. Das ist zwar übertrieben, doch tendenziell natürlich korrekt. Und warum ist das so? Weil diese Parks damit trotzdem wahnsinnig erfolgreich sind und das verdiente Geld – sogar ganz offensichtlich – lieber in laufend neue Großattraktionen investieren als sich großartig mit Theming aufzuhalten. Und solange das funktioniert und von den Gästen honoriert wird, ist das auch gut so – und wem es nicht gefällt, der soll dort eben nicht hinfahren. So einfach ist das. Genau so einfach, wie zu verstehen, dass die Lochmühle nicht Disneyland ist und Wehrheim nicht Anaheim. In diesem Sinne: Wir sehen uns im Park!
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Tim Herre
Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.
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