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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
10.03.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Kundenbindung à la Card


Sie kennen das: unsere Portemonnaies wollen heutzutage kaum noch richtig zu gehen – allerdings nicht, weil wir so vor Geld strotzen, sondern weil so viele Plastikkarten darin ihr Zuhause gefunden haben. Auch Parks haben diese simple Form der Kundenbindung erkannt und geben vermehrt günstige Jahreskarten heraus. Doch auch hier gilt: Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Auf den ersten Blick sind die Karten ein absolutes Schnäppchen: ein ganzes Jahr in den Freizeitpark, und das für den Preis von 3 bis 4 Tageskarten. Warum also nicht? Auf den ersten Blick gibt es keinen Grund, die verlockenden Angebote auszuschlagen, denn wer bisher mehrfach ein und denselben Freizeitpark in der Saison besucht hat, der fährt mit den Karten meist günstiger. Manche Karten rechnen sich schon ab dem 3. Besuch – gerade für Fans eines bestimmten Parks sind diese Karten eine wirkungsvolle Entlastung des Geldbeutels. In den USA kosten manche Jahreskarten nur ein paar Dollar mehr, als das Tagesticket. Soweit ist man hierzulande allerdings noch nicht.

Vorreiter im europäischen Karussell der Jahreskarten ist sicherlich die Star-Parks-Gruppe, die ihren Jahrespass für den Schnäppchenpreis von nur 79 Euro anbieten. Die Nachfrage nach dem Kärtchen ist so hoch, dass zu Saisonbeginn Wartezeiten an der Jahreskarten-Ausgabe von bis zu 3 Stunden keine Seltenheit sind. Kein Wunder: gilt die Karte doch auch im niederländischen Walibi World, im belgischen Bellewaerde und in den französischen Walibi-Parks Rhône Alpes und Aquitaine. Allerdings scheint dieses Angebot auf dem Papier attraktiver, als es in Wirklichkeit ist, denn kaum ein Movie-Park-Pass-Besitzer wird sich für das eher magere Angebot in den dortigen Parks bis nach Frankreich aufmachen, und auch der attraktive Bellewaerde-Park liegt im äußersten Westen Belgiens und somit schon nicht mehr wirklich in Schlagdistanz.

Manche Karten bergen jedoch die eine oder andere Tücke: der "Passport Annuel Fantasy" des Disneyland Resort Paris gilt zum Beispiel an manchen Tagen nicht – allerdings sind einige davon französische Feiertage, zu denen sich ein Besuch des dann grundsätzlich überfüllten Parks ohnehin nicht sonderlich empfiehlt. Auch zwischen Weihnachten und Silvester gilt die DLRP-Jahreskarte nicht. Aber wer will schon dort sein, wenn 50.000 Franzosen die gleiche Idee haben?

Problematisch wird die Sache mit den Jahreskarten erst, wenn sich der Besucher von ihnen seine Besuchsgewohnheiten diktieren lässt. Wer früher im Jahr viele verschiedene Parks besuchte, und sich, um die Jahreskarte richtig auszunutzen, fortan auf immer den gleichen Park beschränkt, der spart zwar Geld, aber auch an Erlebnis – der Besucher wird von seinem eigenen Spardrang quasi dazu genötigt, keine Parks mehr zu besuchen, für die er keine Jahreskarte hat. Außerdem läuft man Gefahr, einer von den dauernörgelnden Stammbesuchern zu werden, die wir in einer früheren Kolumne bereits vorgestellt haben – und wer will das schon? Weiterhin sollte man auch immer die Folgekosten im Auge behalten: ein Parkbesuch mit Jahreskarte ist mitnichten kostenlos, denn es fallen stets weitere Kosten an – schließlich muss man auch das Auto parken oder etwas essen.

Aus diesem Grund sind die Jahreskarten auch für die Parks ein lohnendes Geschäft: Untersuchungen beweisen, dass die Besucher trotz günstiger Saisontickets mehr Geld in den Parks lassen, als würde es dieses Angebot nicht geben. Manche Parks bieten zusätzlich einen Rabatt auf die Gastronomieumsätze im Park an. Das Phantasialand hat diese Dreingabe allerdings zur Saison 2006 eingestellt – angeblich aufgrund von Missbrauch seitens der Kartenbesitzer, die beim Essen munter für ihre Freunde mitbestellt haben. Das hätte man auch mit besserem Controlling an der Kasse in den Griff kriegen können. Bei vielen Jahreskarten-Inhabern kam diese Entscheidung verständlicherweise nicht besonders gut an.

Abschließend bleibt zu sagen, dass man diese neue Form der Kundenbindung clever nutzen kann – man sollte aber nur von den Parks ein Jahresticket erwerben, die man wirklich oft besucht. Sonst können die Plastikkarten schnell zum Bumerang werden – in finanzieller Hinsicht und auch in punkto vielfältigem Erlebnis. In diesem Sinne: Wir sehen uns im Park!





Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

© Parkscout / TH