Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
19.05.2006 | Freizeitparks | Kolumnen
Let’s schätz!
Kürzlich überflog der Autor dieser Zeilen mal wieder alte Kolumnen und stieß auf das Werk des Kollegen Vester mit Namen "Games over?", in der jener sich über Spielstände in Freizeitparks ausließ. "Der Mann hat Recht, aber eben nicht ganz", schieß es Tim Herre durch den Kopf. Denn Kollege Vester kennt leider nicht den Pickel am Hintern der Games-Kultur: "Guess your Weight" und "Guess your Age".
Diese schlimmsten Unarten der freizeitparklichen Bespaßungsmaschinerie kommen – wie könnte es auch anders sein – natürlich aus dem Land der unbegrenzten Penetration: Amerika! Nur hat Amerika es in diesem Falle nicht unbedingt besser, eher das Gegenteil ist der Fall: "Guess your Weight" und "Guess your Age" sind nämlich der Gipfel der Nervigkeit, und jeder, der sich schon einmal über den "Whack-A-Mole" Rekommandeur im Movie Park Germany aufgeregt hat, wird hier vor Augen geführt, dass es noch viel anstrengender geht.
Jeder Freizeitpark in den USA, der etwas auf sich hält, leistet sich mindestens einen Stand zum Alters oder/und Gewicht-schätzen. Wie gesagt: mindestens. Das allzu oft hoch gepriesene Achterbahn-Mekka Cedar Point in Ohio hat zum Beispiel gleich 3 Stände beider Sorten auf der großflächigen Halbinsel im Erie-See verteilt – schließlich soll jeder mal in den fragwürdigen Genuss kommen, von den jugendlichen Alters- und Gewichtsexperten kategorisiert zu werden.
Es ist jetzt nicht nur das absolut langweilige und immer gleiche Prozedere, das diese Art des Gewinnspiels so überflüssig macht – es ist die schiere Lautstärke, mit der die Standbetreiber die Opfer anlocken. Wer einmal in Sandusky über die Main Street des Parks gelaufen ist, dem werden vermutlich noch heute die Ohren klingeln: "Caaaaan I guess your weight, Siiiiiiiiir?" – "Caaaaan I guess your age, Siiiiiiiiir?" Mit der stoischen Ruhe pawlowscher Hunde wird immer der gleiche, monotone Satz abgespult. Ungefähr so angenehm wie quietschende Kreide auf einer Schultafel. Natürlich nicht in vorbildlichem Oxford-Englisch, sondern in irgendeinem bösen Ohio-Kornfeld-Akzent. Immer und immer wieder. Pausen werden seitens der Supervisor anscheinend nicht geduldet. Da kann ein Gang über den Cedar Point’schen Hauptweg leicht zum Spießrutenlauf werden. Und da braucht es überhaupt keine Zwangswegeführung durch die Achterbahn-Ausgänge, denn hier muss ohnehin jeder durch. Im wahrsten Wortsinn.
Zu gewinnen gibt’s dabei nur selten etwas: eine gewisse Abweichung ist den Schätzern durch die Spielregeln erlaubt, und ihre Augen sind geschult. Bis auf die wenigen lichten Momente, wenn einer sehr viel jünger oder schlanker geschätzt wird, bietet diese Art von Amüsement vor allem eines nicht: Amüsement. Stattdessen ist es ein nervtötender Job für die, die ihn tun müssen und mindestens genau so zermürbend für die, die das fortwährende Gebettel um eine Schätz-Erlaubnis über sich ergehen lassen müssen. Der Autor dieser Zeilen war mal drei Tage am Stück in Cedar Point und am Abend des finalen Tages kurz davor, den Alters- und Gewichtsexperten körperliche Gewalt anzutun. Lasst uns also hoffen, dass diese Spielart der Besucher-Penetration nicht den Weg über den großen Teich findet. In diesem Sinne: Wir sehen uns im Park!
Diese schlimmsten Unarten der freizeitparklichen Bespaßungsmaschinerie kommen – wie könnte es auch anders sein – natürlich aus dem Land der unbegrenzten Penetration: Amerika! Nur hat Amerika es in diesem Falle nicht unbedingt besser, eher das Gegenteil ist der Fall: "Guess your Weight" und "Guess your Age" sind nämlich der Gipfel der Nervigkeit, und jeder, der sich schon einmal über den "Whack-A-Mole" Rekommandeur im Movie Park Germany aufgeregt hat, wird hier vor Augen geführt, dass es noch viel anstrengender geht.
Jeder Freizeitpark in den USA, der etwas auf sich hält, leistet sich mindestens einen Stand zum Alters oder/und Gewicht-schätzen. Wie gesagt: mindestens. Das allzu oft hoch gepriesene Achterbahn-Mekka Cedar Point in Ohio hat zum Beispiel gleich 3 Stände beider Sorten auf der großflächigen Halbinsel im Erie-See verteilt – schließlich soll jeder mal in den fragwürdigen Genuss kommen, von den jugendlichen Alters- und Gewichtsexperten kategorisiert zu werden.
Zu gewinnen gibt’s dabei nur selten etwas: eine gewisse Abweichung ist den Schätzern durch die Spielregeln erlaubt, und ihre Augen sind geschult. Bis auf die wenigen lichten Momente, wenn einer sehr viel jünger oder schlanker geschätzt wird, bietet diese Art von Amüsement vor allem eines nicht: Amüsement. Stattdessen ist es ein nervtötender Job für die, die ihn tun müssen und mindestens genau so zermürbend für die, die das fortwährende Gebettel um eine Schätz-Erlaubnis über sich ergehen lassen müssen. Der Autor dieser Zeilen war mal drei Tage am Stück in Cedar Point und am Abend des finalen Tages kurz davor, den Alters- und Gewichtsexperten körperliche Gewalt anzutun. Lasst uns also hoffen, dass diese Spielart der Besucher-Penetration nicht den Weg über den großen Teich findet. In diesem Sinne: Wir sehen uns im Park!
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Tim Herre
Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.
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