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04.03.2014 | Freizeitparks | Kolumnen

Jammern auf höchstem Niveau


Kaum haben die ersten Freizeitparks ihre Preise für die kommende Saison veröffentlicht, entbrennen wieder in so manchen Fanforen die obligatorischen Diskussionen über angemessene oder nicht angemessene Erhöhungem. Mal ganz abgesehen davon, dass es schon ein wenig aufgesetzt wirkt, wenn Kids, die gerade mitten in der Pubertät stecken, ein lautstarkes "unbezahlbar für Familien mit Kindern" in den virtuellen Äther jagen, sollte man doch eigentlich gerade hier etwas mehr Verständnis für die Situation eines Freizeitparks erwarten.

Ja, dass Freizeitparks immer teurer werden, ist ein Fakt. Allerdings lässt sich auf der anderen Seite auch nicht bestreiten, dass dies eine allgemeine Entwicklung ist, an die der Park letztendlich nur angeschlossen ist – schließlich muss er ja auch höhere Energiekosten tragen oder Löhne erhöhen. Die allgemeine Teuerungsrate macht eben auch nicht an den Pforten zu den Traumwelten halt. Hinzu kommt, dass die Investitionen immer höher werden und die Intervalle gleichzeitig immer niedriger. Wenn der Gast einen Park in der Qualität von Disney erwartet, kann er nicht gleichzeitig den Eintrittspreis eines kleinen Märchenparks in der Eifel verlangen.

Freizeitpark als Event

Genau diese Einstellung scheint aber in Deutschland immer noch häufig in so manchen Köpfen zu stecken. Nicht, dass ich das grundsätzlich nicht verstehen würde: Das Geld sitzt halt immer noch nicht so locker, wie man es sich wünschen würde. Aber auf der anderen Seite ist ein Freizeitpark auch kein tägliches Konsumgut, das man mal "eben so mitnimmt". Er ist inzwischen ein Kurzurlaubsziel oder eine Erlebnisdestination für einen Tagesausflug – ein großer Freizeitpark ist nicht vergleichbar mit dem Gang zum heimischen Spielplatz, sondern eher mit dem Besuch eines Musicals oder eines Konzerts mit dem entsprechenden Event-Charakter.

All das sollte man bedenken, wenn man wieder gerade ansetzt, sich über die Preiserhöhungen aufzuregen. Rekordverdächtige Achterbahnen mit einer ansprechender Thematisierung sind eben nicht vergleichbar mit einem neuen Sandkasten, sondern eine hohe Investition, die der Park erst einmal zu stemmen hat und die außerdem durch die Besucher refinanziert werden muss. Und kaum sind die Neuheiten eröffnet, scharrt die Fanseele schon wieder mit den Hufen und schreit gleich nach den nächsten Attraktionen – wenn man den Aussagen der Branche glauben darf, können die meisten Parks mit ihren Eintritten wenn überhaupt ohnehin nur kostendeckend arbeiten. Gewinne werden durch die zusätzlichen Einnahmen mit der Gastronomie und Merch erzielt.

Im internationalen Vergleich liegen die deutschen Parks in Europa mit ihren Eintrittspreisen eher im guten Mittelfeld bei gleichzeitig höherer Steuerbelastung im Vergleich zu vielen ihrer europäischen Konkurrenten – und das bei einer eher überdurchschnittlichen Qualität des Gebotenen. Anstatt also auf hohem Niveau zu jammern, sollten wir alle froh darüber sein, dass die Preise nicht schon längst Ausmaße angenommen haben wie in Großbritannien, wo selbst Kleinparks soviel kosten wie hierzulande der Europa-Park.


Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV