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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
09.12.2005 | Freizeitparks | Kolumnen

Requiem für einen Freizeitpark


Sternenzeit 09122005: Vor fast genau zwei Jahren, am 19. Dezember 2003, eröffnete wohl eines der ehrgeizigsten deutschen Freizeitprojekte der letzten Dekaden, das „Space Center Bremen“, welches als außergewöhnliche Mischung aus Freizeitpark und Science-Fiction-Mekka ein neuer touristischer Magnet für die Hansestadt werden sollte. Doch wie so oft im Leben sollte alles ganz anders werden...

Die Dresdner Bank und die Stadt Bremen, die zusammen mehr als 600 Millionen Euro sprichwörtlich mit Lichtgeschwindigkeit in den Wesersand gesetzt haben, standen noch nicht einmal ein Jahr später vor dem Scherbenhaufen ihrer hochtrabenden Pläne. Der frühere Optimismus war gänzlich verschwunden – aus dem Trip ins Weltall war längst ein nicht enden wollender Sturzflug geworden. Dabei fing alles zunächst ganz vielsprechend an. Bereits zu Beginn der 90er Jahre entwickelte der Kernphysiker Dr. Wolfgang Wilke von der früheren DASA ein Konzept für den späteren „Space Park Bremen“. Von dem Glauben beseelt, mit einem solchen Projekt Bremen für Touristen weitaus attraktiver zu machen, stimmten das Bremer Wirtschaftsressort, Unternehmensverbände und die Handelskammer gemeinsam in den Chor der Befürworter ein. Das Konzept sah ein riesiges Shopping-Center auf der einen Seite und auf der anderen Seite einen Freizeitpark, das sogenenannte „Space Center Bremen“ sowie ein Kino vor.

Als im Jahre 2000 die Bauarbeiten begannen, hatte wohl niemand damit gerechnet, daß sich für die Flächen des Einkaufsbereichs keine Mieter finden lassen würden. Zwar gab es immer wieder Verhandlungen mit größeren Warenhausketten und Einzelhändlern, doch letztendlich wehten dort in den leeren Hallen nur Dornenbüsche. Somit stand die Eröffnung des Freizeitparks vor knapp zwei Jahren unter einem schlechten Stern. Auf der einen Seite drohten die nicht vermieteten Verkaufsflächen das gesamte Finanzierungsmodell zu kippen und auf der anderen Seite war das Thema „Weltall“ in einer Zeit, in der Tolkiens „Herr der Ringe“ gerade an den Kinokassen alle Rekorde schlug, nicht mehr so aktuell wie noch bei Planungsbeginn rund zehn Jahre zuvor.

Ein weiterer Stolperstein des Parks war sicherlich die Tatsache, daß man vielleicht zu schnell schwarze Zahlen schreiben wollte. Das anvisierte Ziel von 4.500 Besuchern pro Tag bei einem Tageseintrittspreis von 22 Euro für eine doch recht überschaubare Anzahl an Attraktionen wurde bei weitem nicht erreicht – teilweise war es in den Gängen dort nicht viel voller als in einer Eisdiele mitten in der Antarktis. Dies ist umso bedauerlicher, da die vorhandenen Fahrgeschäfte teilweise wirklich sehr gut waren und auch die Gesamtatmosphäre gänzlich überzeugen konnte.

Das Ende der Geschichte ist hinlänglich bekannt: Das „Space Center Bremen“ mußte im vergangenen Jahr nach einem kurzen Aufschub Insolvenz anmelden und nach noch nicht einmal 12 Monaten Betrieb im September seine Tore wieder schließen. Von den vorgesehenen 120 Geschäften im Shopping-Bereich wurde kein einziges jemals vermietet.

Daß zusammen mit dem ganzen Spaß insgesamt mehr als 600 Millionen Euro mit einem lauten Knall in den rabenschwarzen Nachthimmel über Bremen geschossen wurden, ist schon ärgerlich genug. Noch ärgerlicher ist allerdings, daß ca. 150 Millionen Euro Steuergelder ebenfalls dabei verpufft sind. Übrigens: Vor ein paar Wochen wurde die gesamte Immobilie laut Berichten der Bremer taz für nur 50 Millionen Euro an eine kanadische Investmentfirma verkauft, die gerüchteweise ein gigantisches Spiel-Casino daraus machen möchte. Was mit den Attraktionen des früheren Freizeitparks geschieht, steht derweil immer noch in den Sternen...





Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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