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22.04.2018 | Magazin | Zoos und Tierparks

Tierfütterungen in Zoos


In Zoos und Tierparks werden sie immer mehr zu Publikumsmagneten: die Tierfütterungen. Was noch vor einigen Jahren mehr oder weniger am Rande eines Tierparkbesuchs stattfand, wird von einigen Parks mittlerweile fast wie eine Show inszeniert: feste, wenn möglich mehrmals tägliche, Zeiten und kleine Tricks der Tiere – so zieht man die Massen an. Doch was passiert eigentlich im Vorfeld? Wie kommt welches Futter für welches Tier in den Zoo und wer ist alles an Bestellung, Annahme, Zubereitung und Verteilung beteiligt?

Fütterungszeit mit Gemüse

Bestellung, Annahme und oft auch die Verteilung erfolgen in vielen Tierparks zentral über einen Futterhof oder eine Futtermeisterei. Hier arbeiten meist ausgebildete Tierpfleger, die die Bedürfnisse ihrer tierischen Schützlinge ebenso im Blick haben, wie wirtschaftliche oder geografische Aspekte der Futterbeschaffung. Es wird geplant, welches Tier wie viel von welchem Futter bekommt und bei welchem Händler dieses beschafft wird. Neben dem Preis kann bei letzterem Aspekt auch die regionale Herkunft oder die Art der Herstellung (z. B. Bio oder konventioneller Anbau) entscheidend sein. Sehen wir uns als Beispiel doch einmal an, welcher Aufwand betrieben werden muss, damit die Koalas im Zoo Duisburg satt werden. Diese kleinen Beuteltiere sind nämlich wahre Kostverächter: Sie ernähren sich nicht nur ausschließlich von Eukalyptus, nein, es muss eine ganz spezielle Art dieser auch als Blaugummibäume bezeichneten Pflanzen sein. Von weltweit rund 700 bekannten Arten munden nur rund 70 diesen tierischen Gourmets.

Selbstanbau von Futterpflanzen

Um die Beschaffungskosten gering zu halten, baut der Duisburger Zoo einige davon selbst an – was allerdings wegen des deutschen Klimas nur im Sommer möglich ist. Im Winter muss der Eukalyptus in Florida bestellt werden. Von dort aus gelangen die Pflanzen mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, und schließlich in die Kühlhäuser des Duisburger Zoos. Hier werden den Koalas übringens pro Tag grundsätzlich vier verschiedene Arten angeboten, um eine ausgewogene Diät zu ermöglichen. Bei pro Tier und Tag etwa 1,5 Kilogramm kommt so schon eine beträchtliche Menge zusammen. Ein weiteres Beispiel sind die Antilopen im Zoo Krefeld. Obwohl der Tierpark bemüht ist, möglichst viel Futter bei Anbietern aus der Region zu beziehen, erhalten sie ihr Heu aus dem Südschwarzwald und ihr Einstreu-Granulat aus Kanada.

Gorila bei der Futteraufnahme

Ein weiteres Problem stellt sich bei der Futtermittelbeschaffung für Fleischfresser. Auch hier stellt sich zunächst die Frage, was der Zoo selbst herstellt – in diesem Fall: welche Futtertiere im Zoo gezüchtet werden – und was zugekauft werden muss. Tiere, die im Zoo zu Futterzwecken gezüchtet werden, müssen natürlich bis zu ihrem Ableben nicht nur selbst gefüttert, sondern auch artgerecht untergebracht und am Ende möglichst schonend getötet werden. Für letzteres müssen die in der Futtermeisterei arbeitenden Tierpfleger sogar eine Zusatzausbildung ablegen. Egal ob pflanzliches oder tierisches Futter – die Futtermeister müssen sich neben dem normalen Tagesgeschäft immer auch auf Ausnahmesituationen einstellen. So werden beispielsweise die Raubkatzen des Krefelder Zoos mit Kaninchen futterfest gemacht, während in ihrem späteren Leben vor allem Rindfleisch auf ihrem Speisezettel steht. Und auch bei der Gabe von Medikamenten muss manchmal tief in die Trickkiste gegriffen werden – in Krefeld darf es bei Wurmkuren im Notfall auch mal Nutella sein. Dagegen erweisen sich scheinbar offensichtliche Tier-Futter-Verbindungen bei näherem Hinsehen als wenig vorteilhaft. Während den meisten Besuchern beim Thema Affen wohl eine krumme gelbe Frucht einfällt, wissen die Tierpfleger, dass Bananen für beispielsweise für Gorillas eher ungesund sind. Sie sind einfach zu süß und würden bei regelmäßiger Fütterung zu Gewichtsproblemen führen. Auch in Krefeld steht für die Primaten vielmehr frisches Gemüse auf dem Speiseplan.

Eine Frage der Zeit

Aber nicht nur das "Was" und das "Wie" sind entscheidend, sondern auch das "Wann". Und auch hier sind wieder umfassende Kenntnisse der jeweiligen Tierart gefragt. Giraffen müssen beispielsweise mehrmals am Tag Futter erhalten, da bei längeren Fresspausen ihr Magen übersäuern würde. Ganz anders die Raubkatzen: Sie müssen in den meisten Zoos etwa einmal pro Woche einen Fastentag einlegen – ganz nach dem Vorbild der freien Wildbahn, denn schließlich kommt auch dort nicht täglich frisches Fleisch auf den Tisch. Der Füllungsgrad des Magens hängt eben entscheidend vom Jagdglück ab, das manchmal eben auch den besten Jäger im Stich lässt. Wieder andere Tiere benötigen hin und wieder eine Art mechanischer Verdauungshilfe. So erhalten die Helmkasuare des Krefelder Zoos hin und wieder kleine Steinchen oder zerkleinerte Muschelstücke, die in ihrem Magen das Futter zermalen.

Diese Beispiele zeigen, dass ein Futtermeister in seiner Arbeitsweise durchaus flexibel sein muss und in der Lage sein, die Interessen von Tieren, Pflegern, Tierärzten und Zoo unter einen Hut zu bekommen. Aber auch Kreativität ist bei der Fütterung durchaus von Vorteil, dient letztere doch nicht nur der Versorgung mit Nährstoffen, sondern auch der Beschäftigung der Zootiere. Muss das Futter in freier Wildbahn mühselig gejagt werden, steht den Tieren im Zoo oder Tierpark jede Menge Freizeit zur Verfügung – und die will sinnvoll ausgefüllt werden.

© parkscout