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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
07.05.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Top oder Flop?





mit Vester und Herre.

Hier besprechen die Herren Vester und Herre zwei Attraktionen (oder Shows) und geben ihnen am Ende einen Spaßfaktor zwischen 1 und 10 - wobei sich die Wertungen von Mike und Tim unterscheiden können, aber nicht müssen. Natürlich dürfen auch Sie, lieber Leser, Ihren eigenen Kommentar zur Kolumne, zur Attraktion oder Gott und die Welt abgeben. Und noch etwas: Auch Sie können der Attraktion Ihre eigene Wertung geben - machen Sie mit! Wir wünschen viel Spaß!

Folge 15: Expedtion GeForce (Holiday Park)


Mike Vester meint:

 

Tim Herre meint:


Wer jeden Tag ein Fünf-Gänge-Menü in einem 3-Sterne-Restaurant ißt, der hat irgendwann auch mal Heißhunger auf eine Currywurst. Das erklärt sicherlich auch die Abneigung so mancher Fans gegenüber der "Expedition GeForce" im Holiday Park: Klar -- wenn man den Haßlocher Vorzeige-Coaster aus Langeweile jede freie Sekunde fährt und schon mit jeder einzelnen Schraube der Strecke Freundschaft geschlossen hat, tritt irgendwann ein gewisser Abnutzungseffekt ein. Allerdings ändert dies nichts an den Qualitäten der Pfälzer Bahn -- und die ist exorbitant hoch! Nicht umsonst hat "Expedition GeForce" eine Auszeichnung nach der anderen in den Holiday Park geholt. Ob der Coaster nun der beste der Welt ist oder nicht, kann ich schlecht beurteilen. Aber für das europäische Festland würde ich da bedenkenlos sofort zustimmen. Und daß Werner Stengel die Bahn als sein persönliches Meisterwerk ansieht, müßte eigentlich Beweis genug dafür sein, daß in Haßloch tatsächlich etwas ganz Besonderes steht. Alleine der erste Drop mit seinem fast senkrechten und gleichzeitig verdrehten Gefälle müßte jeden Fan mit der Zunge schnalzen lassen. "Expedition GeForce" wurde dabei sehr schön in den parkeigenen Wald integriert und ist dadurch trotz der fehlenden Thematisierung ein wahrer Augenschmaus. Der Wechsel zwischen positiven und negativen G-Kräften ist äußerst gut gelungen -- auf den Kuppen der Bahn wird man regelrecht aus den Sitzen gehoben, während es in den Tälern richtig schön "drückt". Einzig am Ende der Fahrt hätte ich mir persönlich noch eine kleine Helix als Abschluß gewünscht, aber das ist dann letztendlich eine reine Geschmacksfrage. Daß die Abfertigungszeit der Bahn leicht suboptimal ist, mag den Gesamteindruck vielleicht ein wenig stören -- auf der anderen Seite halten sich die Wartezeiten trotzdem immer noch in nicht unangenehmen Grenzen. Und mal ganz ehrlich: Um die beste Achterbahn der Welt zu fahren, kann man ja auch ruhig einmal 30 Minuten Wartezeit in Kauf nehmen -- bei der Ruster Marienkäferbahn im XXL-Format mault ja auch niemand. Und da alles andere als 10 Punkte für dieses Meisterwerk aus Stahl eine Farce wäre, zücke ich natürlich auch sofort und gerne die Höchstpunktzahl!
 
Gäbe es einen Preis für die nervigste Wiederholung – Expedition G-Force würde ihn gewinnen. Gemeint ist natürlich die penetrante Auslobung des Pfälzer Provinzparks, "EGF" wäre die "beste Achterbahn der Welt", nur weil ein paar Internet-Nerds, die den Hintern meist nur hochbekommen, um dem Pizzaboten die Tür zu öffnen, bei irgendeinem dusseligen Coaster-Poll das Hasslocher Bummelbähnchen wiederholt auf den ersten Platz gehievt haben. Dabei ist es so klar, wie es immer wieder dazu kommen konnte: Die hiesigen Clearasilkunden müssen für EGF stimmen – sie kennen ja nix anderes. Und die Übersee-Fraktion ist so stolz darauf, eine Bahn zu kennen, welche ihre US-Kumpels noch nicht gefahren sind, dass sie schlagartig Opfer eines zwanghaften Dranges zu völlig verbrämter Meinungsbildung werden. Well, it’s so exotic! It’s in Germany! Jesuzz! Logisch, dass man sich angesichts derartiger Treue in Hassloch die Händchen reibt und die Nummer so lange ausschlachtet, bis der Park eine neue Kuh medienwirksam melken kann – und mangels einer neuen Top-Attraktion am Pfälzer Horizont wird das wohl auch noch etwas länger so bleiben. Wer will es dem Herrn Schneider verübeln? Ich nicht. Am Ende des Tages ist es eine wirkungsvolle Marketingkampagne, nicht weniger. Aber auch nicht mehr. Was ich dem Holiday-Park-Chef jedoch sehr wohl verüble, ist die Art, wie EGF betrieben wird. Da mutiert die "beste Achterbahn der Welt" für mich nämlich zum absoluten Ärgernis. Abfertigung im Zeitlupentempo – wäre ich Schuster und nicht Werber, ich würde den EGF-Bügelzudrückern bei der Arbeit die Schuhe besohlen. Langsam genug sind sie ja. Diese Langsamkeit hält die Jungs aber nicht davon ab, die Fahrgäste im zackigen Kasernenton herumzukommandieren – anscheinend ist da so mancher Aushilfe der dreifache Sieg bei der Achterbahn-Abstimmung etwas zu Kopf gestiegen. Dazu kommt der manische Sparzwang im Vulcolan-Bereich. Will heißen: Der andauernde, Radbandagen schonende Ein-Zug-Betrieb, welcher im Teamplay mit der EGF-Zeitlupencrew für absolut inakzeptable Taktzeiten sorgt: 6 Minuten nämlich! 6 Minuten, in denen nichts passiert – außer, dass der Kamm schwillt. Und zwar ordentlich. Sitzt man erstmal drin, ist ja eigentlich alles gut. Naja, bis auf die Tatsache, dass der Zahn der Zeit nun wirklich nicht spurlos an der Hasslocher Top-Attraktion vorüber gegangen ist, was sich in ausgeblichenen Farben und versifften Bügeln zeigt. Was die beste Achterbahn der Welt sein soll, sollte sich meiner bescheidenen Meinung nach wenigstens waschen, schließlich kommen die Gäste von weit her, um ihren Homies daheim von „the crazy german rollercoaster“ zu berichten. Denn die Fahrt ist ja wirklich gut, hat Airtime ohne Ende, einen abwechslungsreichen, den Atem raubenden Fahrverlauf und leider auch zwei Trimbrakes. Warum man eine Bahn schon von vornherein mit Reduzierbremsen plant, wird wohl immer das Geheimnis von Herrn Stengel bleiben. Naja, doll stören tun sie ja nicht. Und toll ist die Fahrt trotzdem, mit Sicherheit die beste Achterbahn Deutschlands, und auch international locker in den Top-5 einzustufen – nur Six Flags New Englands "Superman: Ride of Steel" und Walibi Worlds "Goliath" gefallen mir im Stahlachterbahn-Segment von der reinen Fahrt her noch besser. Das Gesamterlebnis von EGF leidet aber stark durch die mangelhafte Pflege und die langsame Abfertigung. Eine perfekt gepflegte, ordentlich abgefertigte EGF würde von mir 10 Punkte bekommen. Im aktuellen Zustand ziehe ich vier Punkte ab.

Mikes Wertung

  10 / 10

 

Tims Wertung

  6 / 10






Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

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