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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
06.11.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Vester vs. Herre Folge 13: Indiana Jones


Immer freitags nahmen sich Mike Vester und Tim Herre eine Attraktion vor und "beschrieben" sie auf ihre gewohnt liebenswerte Art und Weise. Und das Beste daran: Sie, liebe Leser, durften sich für die Meinung eines der Kontrahenten entscheiden und auch Ihre Meinung dazu kund tun.

Tipp: Weitere Folgen sowie ältere Kolumnenbeiträge unserer Redakteure finden Sie  hier



Folge 13
Indiana Jones

Die Achterbahn "Indiana Jones et le Temple du Peril" ist ein Looping-Rollercoaster aus der Achterbahnschmiede Intamin, der 1993 im Mäusekönigreich bei Marne la Vallée errichtet wurde. Aufwändig gethemed ist vor allem der Anstehbereich - aber auch die 1 Minute 15 dauernde Fahrt kann sich optisch durchaus sehen lassen. Das herausragende Element ist ein Looping, der erst kurz vor dem Betreten des Bahnhofs einsehbar ist. Die Chaisen - die ab Jahr 2000 bis 2004 rückwärts die Strecke befuhren - befördern nun 12 Personen (2 Wagen a 6 Personen) vorwärts über den Parcours.

Mike Vester meint:

 

Tim Herre meint:

Daß Disney eine Achterbahn nicht ohne aufwendige Thematisierung auf einen Betonboden setzt, hat sich ja sicherlich auch bis nach Hamburg herumgesprochen. Bei "Indiana Jones et le Temple du Peril" haben sich die zuständigen Imagineers in Paris allerdings selbst übertroffen. Kaum ein anderer Ride des Parks verfügt über eine solch dichte Atmosphäre wie die von Tim verschmähte Lorenfahrt um die Ruinen eines alten indischen Tempels. Der Wartebereich, der mitten durch scheinbar tropische Vegetation geht, steigert die Vorfreude darauf, den verlorenen Schatz zu jagen, spürbar. Eine verwitterte Steintreppe, die direkt am von außen nicht einsehbaren Looping der Bahn vorbeiführt, läßt so richtig Abenteuerlust aufkommen, bevor man dann endlich in die Loren steigt. Vor allem am Abend strahlt die gesamte Kulisse mit echten Feuerfackeln und einer mystischen Beleuchtung eine magische Anziehungskraft aus, während dazu aus den Lautsprechern passenderweise die Originalmusik des Films ertönt. Gut daß Disney die völlig idiotische Idee, die Wagen eine Zeit lang rückwärts fahren zu lassen, wieder ad acta gelegt hat, da man von der gesamten Szenerie kaum etwas mitbekommen hat. Der eigentliche Coaster ist sicherlich kein Ausbund an Originalität, bringt das Gefühl der Lorenfahrt des zweiten Indiana-Jones-Films jedoch ziemlich stilsicher rüber: Die Fahrt ist adäquat zum Thema etwas ruppig, verteilt jedoch trotz Schulterbügel keine nennenswerten Schläge. Obwohl die Bahn im Vergleich zu den beiden anderen großen Coastern in Disneyland Park recht kurz ausgefallen ist, gehört sie alleine schon aufgrund ihres Settings zu den Highlights des Parks und schließt perfekt die Lücke zwischen dem voll familienkompatiblen Big Thunder Mountain und dem eher actionorientierten Space Mountain. Natürlich wäre mir auch lieber gewesen, wenn man die Lizenz wie in den USA für einen Darkride der Spitzenklasse genutzt hätte, aber deswegen sollte man "Indiana Jones et le Temple du peril" nicht schlechtreden – das hat die Bahn nämlich keineswegs verdient!   "Das Theming ist aber echt gut" – das ist ein Satz, wie man ihn häufig hört, wenn das Thema auf die Looping-Achterbahn aus dem Disneyland Paris kommt. Das war es dann aber auch. Und wenn eine eigentlich renommierte Firma wie Intamin schon das Layout eines Italo-Billigloopings von Pinfari kopiert, lässt das ja wohl tief blicken. Von der wirklich vorbildlichen Gesamtgestaltung mal abgesehen bietet die Anlage nämlich leider auch nur eine Fahrt, wie Pinfari sie nicht schlechter hinbiegen könnte. Denn trotz des uninspirierten Achter-Layouts bekommen die Ohren des öfteren Besuch von den schlecht gepolsterten Schulterbügeln, daran kann auch die Stengel-sche Herzlinie nichts ändern – aber das sind die Disney-Besucher ja ohnehin von Vekomas Weltraum-Gurke "Space Mountain" gewohnt. Die grottige Kapazität der Bahn sorgt zudem nicht selten für Wartezeiten jenseits der 60-Minuten-Marke. Oft hört man daher am Ausgang Kommentare wie "und dafür haben wir jetzt so lange gewartet". Tja. Dem Autoren dieser Zeilen ist es nicht nur ein absolutes Rätsel, wie man sich für dieses Disney-unwürdige Machwerk länger als 5 Minuten in die Schlange stellen kann – nein, er fragt sich außerdem, wieso Disney, die bei der Gestaltung stets Top-Leistung abliefern, beim Einkauf der Hardware im Bereich Achterbahnen immer öfter auf kostengünstige Lösungen von der Stange zurückgreifen, zuletzt geschehen in DisneySea Tokio, wo eine 1:1-Kopie von "Indiana Jones et le Temple du Peril" des japanischen Herstellers Sansei ihre holperigen Runden dreht. Selbstverständlich liegt bei den Mäusemachern die Gewichtung klar auf der Gestaltung, allerdings trägt auch ein guter Fahrkomfort positiv zum Gesamterlebnis bei – und da sollte sich Disney so langsam mal fragen, ob sie nicht am falschen Ende sparen. Denn die angesprochenen Bahnen sind sicherlich ein Augenweide und schön anzuschauen, zu Wiederholungsfahrten animieren sie jedoch kaum. Disney sollte endlich anfangen, die 200 Prozent, die sie bei ihren Themenfahrten ansetzen, auch im Bereich der Achterbahnen konsequent zur Anwendung zu bringen. Dass sie dies grundsätzlich können, haben sie schließlich schon mehrfach bewiesen.



Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

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