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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
29.09.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Vester vs. Herre Folge 8: Le Grand Splatch


Immer freitags nahmen sich Mike Vester und Tim Herre eine Attraktion vor und "beschrieben" sie auf ihre gewohnt liebenswerte Art und Weise. Und das Beste daran: Sie, liebe Leser, durften sich für die Meinung eines der Kontrahenten entscheiden und auch Ihre Meinung dazu kund tun.

Tipp: Weitere Folgen sowie ältere Kolumnenbeiträge unserer Redakteure finden Sie  hier



Folge 8
Le Grand Splatch

Bei "Le Grand Splatch" im französischen Parc Asterix handelt es sich um einen Shoot-the-Chute von Intamin mit einem kleineren Drop gleich hinter dem Lift und einem großen Drop am Ende der Fahrt, der über eine Höhe von elf Metern verfügt. Zwischen den beiden Drops verläuft eine sehr lange Strecke durch ein hauptsächlich mit Schilf und Sträuchern bepflanztes Areal, welche vor ein paar Jahren mit Druckluftfontänen ausgestattet wurde.

Mike Vester meint:

 

Tim Herre meint:

"Diese Bootsfahrt ist nicht lustig, diese Bootsfahrt ist nicht schön, denn dort gibt es außer Matsch und Sträuchern wirklich nix zu sehn! Falleri, fallera!". Nein, diese leicht abgewandelte Version eines deutschen Gassenhauers bezieht sich nicht auf die hervorragende Themenfahrt "Epidemais Croisieres", sondern auf "Le Grand Splatch", einer Wasserfahrt, die auf der Homepage des Parks vorsichtshalber ungewöhnlich unspektakulär als "charming ride" beschrieben wird. Von außen ist der finale Drop mit seinen elf Metern gut einsehbar, und so ist die Erwartungshaltung beim Hinauffahren des Lifts auch recht hoch. Was der Besucher allerdings nicht weiß: Bevor man diesen Drop erreicht hat, gilt es zunächst, eine schier unendlich lange Zeit durch die Botanik zu schippern. Daß diese "Eintönigkeit in Schilf" in etwa den Spannungsgrad eines Fernseh-Testbildes hat, bemerkte der Park recht schnell und versuchte, die Fahrt mit einer eigentlich pfiffigen Idee aufzuwerten: So wurden an einigen Stellen kleine Druckluftfontänen im Wasser plaziert, welche dafür sorgen, daß man im Boot den einen oder anderen Spritzer abbekommt. Danach ertönt aus dem Gestrüpp ein gehässiges Gekicher. Das hört sich gut an, und wäre es vermutlich auch, wenn der Park bei der Umsetzung nicht so fürchterlich geschludert hätte: Am Rand der Fahrrinne liegen die Schläuche und Verkabelungen für jeden ersichtlich mitten im Schlamm, die Vorrichtungen der Fontänen sind dramaturgisch ungeschickt schon aus zehn Metern Entfernung im Wasser auszumachen und vor allem: Spätestens nach dem dritten "Hehehe" aus dem Schilf hat sich die Idee dermaßen abgenutzt, daß sich selbst der größte Disney-Hasser für den Rest der Fahrt singende kleine Holzpüppchen wünschen müßte. Aber was solls – schließlich wartet ja noch der bereits erwähnte imposante Drop sozusagen als Entschädigung für das Herumgekurke in der Botanik auf das Boot. Wer jetzt aber denken sollte, daß man bei diesem "grande Splatch" auch nur den Hauch von naß wird, darf sich gleich eines besseren belehren lassen: Der Absturz in die Fluten ist staubtrocken. Und spätestens damit entpuppt sich das ganze als eine aufgeblähte Zeitvernichtungsmaschine, die man in solcher Form wirklich selten in einem Park vorfindet.   Vester, Vester, Vester – was hat der Mann bloß? Seine Abneigung zu dem innovativen Spillwater "Le Grand Splatch" kann ich mir nur damit erklären, dass er im Parc Asterix ja grundsätzlich nichts so richtig gut findet. Ob es daran liegt, dass der Park der Gallier und Römer mit Erfolg dafür sorgt, dass den Mäusemachern aus Marne la Vallée die Besucher ausbleiben und dort mehr Schulden als Mäuse gemacht werden? Die Antwort kennt wohl nur die Sitztanzgruppe des Seniorenheimes Velbert-Zentrum. Normalerweise sind Spillwater, wie Outdoor-Wasserfahrten mit großen, bis zu 30 Personen fassenden Booten genannt werden, ja eher simpel aufgebaut. Aufzug, 180-Grad-Kehre, Abfahrt, alles nass, dankeschön. Im Parc Asterix gab man sich damit nicht zufrieden – und kreierte einen Spillwater mit beeindruckender Streckenlänge. Fast 6 Minuten kurvt man bei "Le Grand Splatch" durch Schilf und Buschwerk. Was jetzt nicht sonderlich spannend wäre, hätten die Kreativen aus dem Norden von Paris nicht unzählige Druckluftkanonen unter der Wasseroberfläche versteckt, die ohne Vorwarnung losschießen und die Bootsbesatzung ganz schön mit dem feuchten Element vertraut machen können. Das völlige Fehlen irgendwelcher Figuren und die Einspielung fiesesten Gelächters nach jeder Wasserbombe verleiht der heimtückischen Wasserfahrt irgendwie etwas Surreales, und so vergehen die Minuten der Schilf-Kreuzfahrt wie im Flug. Wer sich hier jetzt beschwert, es würde zuwenig passieren, der hat schlicht die Konzeption dieser Attraktion nicht verstanden. "Le Grand Splatch" ist eine kuriose Fahrt für die ganze Familie und beschränkt sich glücklicherweise nicht nur auf den oben beschriebenen sonst üblichen Standard-Fahrverlauf ähnlicher Anlagen. Dazu kommt noch die ungewöhnliche erste Abfahrt, welche durch eine Höhle führt und dabei eine Kurve beschreibt, sowie der finale Schuss, der sogar eine ordentliche Portion Airtime bereit hält. Was gibt es also an dieser Fahrt auszusetzen? Sind es die pinkfarbenen Holzpüppchen, die Kollege Vester so ins Herz geschlossen hat und die ihm so fehlen? Muss jede Bootsfahrt für Mike automatisch mit einem kariessüßen Kinderlied unterlegt werden? Man weiß es nicht. Für mich ist "Le Grand Splatch" jedenfalls eine willkommene Abwechslung im Spillwater-Einerlei.



Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

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