Coaster Deluxe in Deutschland

Deutschland war, zumindest bis in die 1990er Jahre, bekannt für seine "reisenden Riesen". Achterbahnen - groß, laut, einzigartig - die jedem Mitfahrer Schauer über den Rücken jagen. Sie sorgen seit vielen Jahren für spektakuläre Action.

Solche Großachterbahnen waren lange fest in der Hand deutscher Schaustellerfamilien und nur auf der Kirmes zu erleben. Besonders der Kampf um die meisten Überschläge und die herausforderndste Fahrt prägte das Erscheinungsbild der verschiedenen Coaster auf dem Rummel über Jahrzehnte. Allerdings, verglichen mit der Loopingschlacht auf den Volksfesten, kam die deutsche Freizeitparklandschaft in Sachen Achterbahn nur langsam und zögerlich auf Touren. Ein echtes "Höher-schneller-weiter" schüttelte Deutschlands Parks zuletzt pünktlich zur Jahrtausendwende. Plötzlich hieß es gleich dreimal innerhalb kürzester Zeit "hier geht die meiste Post ab" - und seitdem gibt es den heißesten Ritt eben nicht mehr auf dem Oktoberfest.

Eines der ersten Ausrufezeichen in Deutschlands Freizeitparks ist Colossos, eine Holzachterbahn im Heide-Park Soltau. Beinahe majestätisch ragt die filigrane, aber doch wuchtige Konstruktion des der Bahn in den Himmel der Lüneburger Heide - und flößt dabei manchem Besucher alleine schon durch ihre schiere Präsenz eine gehörige Portion Respekt ein. Viele Rekordmythen, Guinessbuch-Einträge und verschiedene Höhenangaben ranken sich um Colossos - die aber spätestens dann zur Makulatur werden, wenn der mutige Mitfahrer erstmals die volle Lifthöhe erreicht hat und der Höllenfahrt entgegenrollt. Man muss es einfach selber ausprobieren: Mit der unglaublichen Aussicht in den ersten Abgrund ist es ziemlich egal, wie hoch oder steil das Ganze am Ende wirklich sein soll. Colossos ist vom ersten Drop an bis zur finalen Schlußbremse ein mitreißendes Erlebnis.

Ein Traum aus Stahl

Kurz nach der Eröffnung von Colossos buhlte Expedition GeForce, die Pfälzer Stahlvariante des Megacoasters, um die Aufmerksamkeit der Achterbahnfreunde und Tagesbesucher. Nach Haßloch muß man fahren, um den besten Coaster der Welt zu erleben. Das meinen jedenfalls Achterbahnfreunde rund um den Globus, die per Internetabstimmung zu dem Urteil gekommen sind: Expedition GeForce ist die Nummer Eins. Und tatsächlich: Der Ritt durch den Pfälzer Wald ist etwas Einzigartiges. Statt einer klackernden Kette bringt ein fast lautloses Kabel die orange- und gelbfarbenen Züge der Bahn extrem schnell und extrem weit über die Baumwipfel. Was dann folgt, wird der Mitfahrer niemals vergessen können: Ein atemberaubender Sturz, verdreht und fast senkrecht, und dann ein fast schwereloser Flug durch den Himmel und die Bäume des Holiday Park.

Noch eine dritte deutsche Großbahn in einem Freizeitpark sorgt seit 2002 für Aufsehen: Silver Star im Europa-Park bei Freiburg. Diese Anlage ist derzeit Europas höchster Coaster und ein wahrer Gigant. Weit hinaus auf den Parkplatz und wieder zurück führt das Layout dieser Monsterbahn, die Racing-Gefühle aufkommen lassen soll. Zusammen mit dem Partner Mercedes präsentiert man im Wartebereich von Silver Star die schönsten Momente und Eindrücke aus der Formel 1 und der DTM-Serie. Eine Station, die wie eine Boxengasse anmutet, gibt dem (Vor-)Erlebnis den letzten Schliff. Dann endlich kann es losgehen: Auftakt der rasanten Fahrt ist ein Sturz aus mehr als 70 Metern Höhe. Doch kaum auf Bodenhöhe angekommen, reißt es den Zug schon wieder gen Himmel, über die zahlreichen Hügel und durch atemberaubende Fahrfiguren. Und auch Silver Star lebt von der Anspannung vor der Fahrt und der seeligen Entspannung nach dem Ritt über die Schienen - dem Gefühl, eine richtig große Achterbahn bezwungen zu haben.