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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
28.02.2012 | Gärten | Magazin

Der Botanische Garten Berlin


Großes Tropenhaus (Foto: I. Haas)
"Reise in 80 Tagen um die Erde" - Wer nicht ganz so viel Zeit hat wie Phileas Fogg in Jules Vernes Abenteuerroman aus dem Jahr 1873, aber dennoch (fast) die ganze botanische Welt kennenlernen möchte, sollte einmal den Botanischen Garten in Berlin-Dahlem besuchen. Auf einer Fläche von etwa 43 Hektar können die Besucher hier die Flora aus vier Kontinenten bewundern. Das Spektrum reicht dabei vom heimischen Gänseblümchen auf der Frühlingswiese, bis hin zum südostasiatischen Riesenbambus, der eine Höhe von 26 Metern erreichen kann.

Dabei hat alles mal klein angefangen: vor über 300 Jahren, genauer: 1679 wurde auf dem Gelände des heutigen Heinrich-von-Kleistparks in Schöneberg ein Hof- und Küchengarten mit angegliedertem Mustergarten angelegt. Nachdem das Areal 1718 unter dem sparsamen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. der Preußischen Akademie der Wissenschaften unterstellt worden war, entwickelte es sich vor allem im 19. Jahrhundert zu einem Botanischen Garten im heutigen Sinne. Besonders unter der Leitung des Botanikers Carl Ludwig Willdenow gewann der Aspekt des Sammelns und Erhaltens von Pflanzen eine immer größere Bedeutung.

Ein erster Meilenstein dieser Entwicklung war mit der Entstehung des königlich Botanischen Museum 1879 erreicht. Gleichzeitig expandierte der Botanische Garten, bis Ende des 19. Jahrhunderts das Areal im Kleistpark zu klein für seine wissenschaftlichen Ansprüche wurde. Zwischen 1897 und 1910 bezog der Garten schließlich seinen heutigen Standort auf einem ehemaligen Kartoffelacker in der Domäne Dahlem. Die Planung der neuen Anlage lag dabei unter anderem in den Händen von Adolf Engler, einem der führenden Pflanzenkundler seiner Zeit und seit 1887 Direktor des Botanischen Gartens. Seine Spuren kann der Besucher auch heute noch überall in der Anlage entdecken, denn die Unterteilung von Pflanzensystemen wird hier noch immer nach seinen Prinzipien vorgenommen. Damit auch genug der Geschichte.
Im Australiengewächshaus (Foto: I. Haas)
Viel interessanter ist doch die Frage: Was erwartet den Besucher des Botanischen Gartens heute? Antwort: Eine ganze Menge. Da wäre beispielsweise die Pflanzengeographische Abteilung, die allein schon ein Drittel der Gesamtfläche für sich beansprucht. Europa, Asien und Nordamerika sind hier in unterschiedlichen Anlagen vertreten. Pflanzen aus den Wäldern Hyrkaniens, der nordwestdeutschen Heide, den Gebirgswelten Zentralasiens oder der mittelamerikanischen Prärie – die Vielfalt allein dieser Abteilung ist beeindruckend und schon für sich genommen einen Besuch wert. Mit etwa 14 Hektar auf Platz zwei der flächenmäßig größten Freilandabteilung liegt das Arboretum, in dem etwa 1.800 Baum- und Straucharten zu finden sind. Einen Hauch von Bella Italia können die Besucher dagegen im Italienischen Garten verspüren, in dem selbstverständlich die mediterrane Flora im Mittelpunkt steht. Eine Besonderheit ist darüber hinaus der Duft- und Tastgarten. Duftrasen, aromatische Stauden und Gehölze, duftende Sommerblumen und Kräuter laden hier zum ausgiebigen Schnuppern ein, während man anhand anderer Gewächse die unterschiedlichsten Oberflächenstrukturen der Pflanzenwelt kennenlernen kann. Anfassen ist hier ausdrücklich erwünscht. Besonderheiten sind auch im Arzneipflanzengarten zu entdecken. Sieht man sich die Beete hier einmal genauer an, so stellt man fest, dass diese einer menschlichen Figur ähneln und die Pflanzen entsprechend ihrer Wirkungsweise an Stelle des jeweiligen "Organs" eingesetzt wurden.

Eine Welt für sich sind aber auch die Gewächshäuser, allen voran natürlich das Große Tropengewächshaus. Mit einer Länge von 60 Metern und einer Höhe von 23 Metern ist der frei tragende Hallenbau ein wahrer Koloss und bietet auch den stattlichsten Pflanzen, wie beispielsweise dem südostasiatischen Riesenbambus, einen passenden Unterschlupf. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude aus den Jahren 1906/07 wurde zwischen 2006 und 2009 grundlegend saniert und ist seither wieder für Besucher geöffnet. Von hier aus ist rechts herum ein Rundgang durch fast alle Gewächshäuser möglich. Lediglich das Viktoriahaus (Haus O) und Haus P liegen außerhalb des Rundgangs. Aber auch sie sind mit ihren Mangroven und anderen tropischen Sumpf- und Wasserpflanzen (Viktoriahaus) bzw. der mediterranen Flora (Haus P) immer wieder einen Besuch wert. Ebenfalls separat liegt auch das Neue Glashaus, ein speziell für Veranstaltungen errichtetes Gewächshaus, das in der kalten Jahreszeit auch für die Überwinterung von Kübelpflanzen genutzt wird. Die Zugänge liegen im nicht-öffentlichen Bereich des Gartens und gewähren so die für Veranstaltungen notwendige Privatsphäre.

© parkscout/US, Fotos: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem