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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
14.06.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Der perfekte Parktag Reloaded!


Haben Sie sich in letzter Zeit vielleicht einmal bei einem Freizeitparkbesuch über etwas geärgert? Fragen Sie sich, warum so viele Menschen so gerne dorthin fahren, während Ihre letzten Erfahrungen eher negativer Natur waren? Kein Problem! Nach der großen positiven Resonanz auf unseren ersten Teil folgen hier ein paar weitere Tricks und Kniffe, wie Ihr nächster Besuch garantiert zu einem Erlebnis wird, das Sie so schnell nicht wieder vergessen werden...

Nachdem Sie nach der Lektüre des letzten Ratgebers den Termin Ihres Besuchs akribisch ausgewählt haben und sich für einen sonnigen Tag in den Sommerferien entschieden haben, gilt es schon bei der Anreise dafür zu sorgen, dass die ganze Familie nach einem anstrengenden Tag im Park auch am Abend noch etwas Spannung und Unterhaltung geboten bekommt. Zu diesem Zweck würdigen Sie den Standort Ihres PKWs keines Blickes und begeben sich sofort zum Eingang. Bei einem kleineren Park funktioniert dieser Tipp nur bedingt, aber bei Großparks wie Disneyland oder Europa-Park mit ihren gigantischen Stellflächen sorgt diese zeitlose Ostereier-Suche immer wieder für heitere Stimmung. Und wie bei allen Partyspielen gilt hier auch: Je mehr Mitspieler, desto lustiger wird es. Besonders kleinere Kinder haben einen Mordsspaß daran, die Eltern mit lautem Geschrei anzuspornen, einen neuen interfamiliären High-Score aufzustellen. Kaufen Sie um Gottes Willen ihre Eintrittskarten nicht schon im Vorfeld bei Vorverkaufsstellen – damit könnten Sie einfach direkt in den Park gehen und berauben sich selbst des soziologischen Feldversuchs an den normalen Kassen, wo die Warteschlangen an vollen Tagen gerne mal denen eines Apple-Stores am Erscheinungstag des neuen iPhones gleichen. Machen Sie daraus einfach ein kleines Wettspiel und tippen Sie darauf, ob die ältere Dame mit ihren Enkeln vor Ihnen die 106,50 Euro für den Eintritt genau passend in Kleingeld aus ihrem Portemonnaie in das Kassenhäuschen rollen lässt, gemeinsam mit dem Kassierer feststellt, dass es doch nur 106, 40 Euro sind und dann mit einem verächtlichen Blick 150 Euro in Scheinen herausholt. Immer wieder spannend ist auch die Frage, ob die Ehefrau des Mannes, der zum fünften Mal die Geheimnummer seiner EC-Karte falsch eingetippt hat, die richtige Zahl im Kopf und notfalls den Betrag in Bar in der Tasche hat. Dieses mitunter locker 30 Minuten dauernde Experiment ist ausgesprochen kurzweilig, und vielleicht können Sie den hinter Ihnen wartenden Personen ja auch noch etwas Unterhaltung bieten, wenn Sie mit der Kassiererin über den völlig überzogenen Kinderpreis diskutieren und Ihren dreizehn Jahre alten Rabauken als Vorschulkind "verkaufen" wollen.

Für die Nutzung der Fahrgeschäfte gibt es Mindestanforderungen an Alter oder Größe, die vom TÜV natürlich nicht aus sicherheitsrelevanten Gründen vergeben worden sind, sondern um die Besucher zu ärgern. Bei jeder Neueröffnung einer Attraktion setzt man sich zusammen und würfelt diese Angaben einfach aus – je höher die Anforderungen, desto größer das sadistische Freudengeschrei der Techniker. Wie gut, dass Sie sich in diesem Bereich weitaus besser auskennen als die studierten Ingenieure und natürlich ganz genau wissen, dass die Looping-Achterbahn mit den physikalischen Kräften eines Raketenstarts genau das richtige für den vierjährigen Filius ist und dass die zweijährige Tochter schon den Rettungsschwimmer-Schein in der Tasche hat, falls bei einem Rafting ein Boot kentern sollte. Lassen Sie sich also von den engagierten Mitarbeitern in der Station nichts weismachen - außerdem freuen die sich schon in der ganzen Winterpause auf den verbalen Schlagabtausch mit Ihnen.

Auch die Parkangestellten im Gäste-Service warten sehnsüchtig auf Ihren Besuch. Also suchen Sie ruhig nach irgendwelchen Beschwerdepunkten, um ein kleines Entschuldigungsgeschenk herauszuschlagen – je abwegiger, desto besser! Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf – bei einem Mittagessen kann man auch prima mit der ganzen Familie Pläne schmieden, wie man sich mit viel Originalität in die Annalen des Service-Personals verewigen kann. Doch Vorsicht! Beschwerden darüber, dass man in einer Wildwasserbahn nass geworden ist, gehören genauso wie Alpträume bei Kleinkindern nach der Fahrt mit einer Geisterbahn eher zu den Beschwerden, mit denen man keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. Auch der Hinweis in einem senagalesischen Park, dass der Parkplan nicht auf Deutsch erhältlich ist, dürfte kaum mehr als ein Achselzucken hervorrufen. Versuchen Sie doch einfach mal in der Wintersaison auf die Rückerstattung Ihres Eintritts zu pochen, weil der angekündigte Weihnachtsmann bei der Parade nur ein Hochstapler war und nicht der echte Santa Claus. Oder fordern Sie Ihr Geld aufgrund eklatanter Diskriminierungsverstöße zurück – schließlich wird dem Osterhasen ja sein großer Auftritt verwehrt. Je absurder, je größer der Spaß im Gäste-Service und je größer die Chance auf die erhofften Freikarten.

Ein Klassiker der Tipps für Freizeitparks betrifft natürlich die Verpflegung. Werfen Sie den Betreibern nicht das Geld in den Rachen. 2,50 Euro für einen halben Liter Cola ist Wucher – wir sind ja schließlich nicht in der Disco, wo wir mit einem freudigen Lächeln auch gerne mehr bezahlen. Erinnern Sie sich an die Werbung "Coke bei 3 Grad"? Das war natürlich eine dreiste Werbelüge des Herstellers. Eifrige Selbstversorger in Parks wissen: das richtige Geschmacksaroma entwickelt sich bei der Brause erst bei 30 Grad. Gibt es denn etwas Erfrischenderes, als bei heißen Temperaturen im Hochsommer einen Schluck aufgewärmten Blubberlutsch? Auch der obligatorischen Currywurst wird ein Schnäppchen geschlagen – stattdessen kommen Omas hausgemachte Deluxe-Schnittchen mit Mortadella, die sich bei dem Wetter schon leicht um die Brotscheiben gekrümmt haben, auf den Tisch. Und zwar auf den Restaurant-Tisch! Sollen die Parkgastronomie-Gäste doch sehen, wo sie auf den Außenterassen ihr Rumpsteak essen – der letzte freie Tisch ist gerade gut genug für Mamas mitgebrachten Fleichklöpse. Und wenn ein Parkmitarbeiter Sie von Ihrem schönen Platz vertreiben will: wieder ein Punkt mehr auf der Beschwerdeliste für den Gäste-Service!

Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis: Ein Freizeitpark hat jede Menge Merch, das es zu kaufen gilt. Die gesellschaftliche Position zeigt man am besten dadurch, dass man mit zwanzig Einkaufstaschen abends aus dem Ausgang pilgert. Allerdings gibt es viele Besucher, die den Fehler begehen, erst am späten Nachmittag die Shops aufzusuchen und damit einen Großteil dieses Effekts verpuffen lassen. Also: gleich am Morgen einkaufen, was die Geldbörse so hergibt. Und dann den ganzen Tag mit den Tüten durch den Park laufen. Erstens ist dies gut für die Figur und zweitens kann man die Einkäufe auch wunderbar als eine Art Schutzwall benutzen, mit dem man sich an vollen Tagen unbehelligt als Plastik-Sumoringer durch die Besuchermassen wälzen kann.

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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