Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
09.06.2006 | Freizeitparks | Kolumnen
Fußballaballa
Heute abend um 18 Uhr ist es endlich soweit: Das Jahrtausendereignis, der historischste aller historischen Momente der deutschen Nachkriegsgeschichte seit der ersten Ausstrahlung von 9Live beginnt! Noch vor kurzer Zeit waren wir einfach nur Papst, seit Monaten sind wir aber nun Fußball. Fußball-Weltmeister, Fußball-Gastgeber, Fußball-Kenner und Fußball-Könner. Oder ganz einfach nur Fußballaballa.
Es gab und gibt kein Entrinnen von dieser inzwischen zum vollständigen Kommerz mutierten Moden-Show von Funktionärseitelkeiten und Sponsoringfeuerwerken: Wer dem Rummel um Ball und Ballack entsagt, wird schnell zum Miesmacher gestempelt. Schon seit Beginn des Jahres feuern die Stalinorgeln der Werbeindustrie im Kampf um Kunden aus allen Rohren – die "dicke Berta" der Marketingexperten hat Deutschland so lange zugebombt, bis auch der letzte Fußballverweigerer resigniert die weiße Fahne aus der Tasche gezogen und in den Chor der Ball(er)männer eingestimmt hat.
Dachte man bisher, daß Produkte wie Zahnpasta oder Joghurt mit dem 90-minütigen Hin- und Hertreten eines Lederballs soviel zu tun hätten wie die deutsche Nationalhymne mit den Rolling Stones, wurde man schnell eines besseren belehrt. Der weltmeisterliche Zug fährt seit Anfang des Jahres in vollem Tempo durch das Land – und es springt jeder auf. Ob mit Ticket oder als Schwarzfahrer: Es scheint, als ob Erfolg oder Nichterfolg am hiesigen Markt über Nacht von der Präsenz des runden Leders abhängt. Ob schwarz-weiß gepunktete Kondome, Automobile aus allen Ecken oder Blubberlutsch-Limo als pharmazeutisches Allheilmittel gegen das WM-Fieber: Jeder versucht, von dem großen Kuchen, den wir alle schlucken müssen, einen Krümel abzubekommen.
Jetzt fragen Sie sich bestimmt, was all das mit Freizeitparks zu tun hat? Die Antwort darauf finden Sie recht schnell, wenn Sie in diesen Tagen den einen oder anderen Vertreter dieser Ausflugsziele besuchen. Daß die einzelnen Spiele dort bis nach normalem Parkschluß auf extra installierten Großbildleinwänden ausgestrahlt werden, scheint ja schon zum Standard zu gehören und ist auch nicht weiterhin verwerflich: Schließlich kommt inzwischen keine Destination mehr ohne solche scheinbaren Add-Ons aus – vom Döner-Imbiß angefangen bis zum Pudel-Waschsalon. Allerdings schießt so mancher Park dabei auch ein wenig über das Ziel hinaus: Wenn über eine große Kuppel, unter der sich eine Achterbahn schlängelt, ein großes weiß-schwarzes Tuch gespannt wird, um das ganze dann als "größten Fußball der Welt" zu verkaufen, muß man sich doch fragen, ob der blatterigen Veranstaltung nicht doch ein wenig zu viel Wert beigemessen wird.
Insofern bilden die Freizeitparks in Deutschland in den nächsten Wochen wohl leider auch keine Ausnahme zur Dauerbefußballung. Das große Ziel der Funktionärsgötter scheint erfüllt: Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und König Fußball regiert die Welt – zumindest in den nächsten vier Wochen.
Es gab und gibt kein Entrinnen von dieser inzwischen zum vollständigen Kommerz mutierten Moden-Show von Funktionärseitelkeiten und Sponsoringfeuerwerken: Wer dem Rummel um Ball und Ballack entsagt, wird schnell zum Miesmacher gestempelt. Schon seit Beginn des Jahres feuern die Stalinorgeln der Werbeindustrie im Kampf um Kunden aus allen Rohren – die "dicke Berta" der Marketingexperten hat Deutschland so lange zugebombt, bis auch der letzte Fußballverweigerer resigniert die weiße Fahne aus der Tasche gezogen und in den Chor der Ball(er)männer eingestimmt hat.
Dachte man bisher, daß Produkte wie Zahnpasta oder Joghurt mit dem 90-minütigen Hin- und Hertreten eines Lederballs soviel zu tun hätten wie die deutsche Nationalhymne mit den Rolling Stones, wurde man schnell eines besseren belehrt. Der weltmeisterliche Zug fährt seit Anfang des Jahres in vollem Tempo durch das Land – und es springt jeder auf. Ob mit Ticket oder als Schwarzfahrer: Es scheint, als ob Erfolg oder Nichterfolg am hiesigen Markt über Nacht von der Präsenz des runden Leders abhängt. Ob schwarz-weiß gepunktete Kondome, Automobile aus allen Ecken oder Blubberlutsch-Limo als pharmazeutisches Allheilmittel gegen das WM-Fieber: Jeder versucht, von dem großen Kuchen, den wir alle schlucken müssen, einen Krümel abzubekommen.
Jetzt fragen Sie sich bestimmt, was all das mit Freizeitparks zu tun hat? Die Antwort darauf finden Sie recht schnell, wenn Sie in diesen Tagen den einen oder anderen Vertreter dieser Ausflugsziele besuchen. Daß die einzelnen Spiele dort bis nach normalem Parkschluß auf extra installierten Großbildleinwänden ausgestrahlt werden, scheint ja schon zum Standard zu gehören und ist auch nicht weiterhin verwerflich: Schließlich kommt inzwischen keine Destination mehr ohne solche scheinbaren Add-Ons aus – vom Döner-Imbiß angefangen bis zum Pudel-Waschsalon. Allerdings schießt so mancher Park dabei auch ein wenig über das Ziel hinaus: Wenn über eine große Kuppel, unter der sich eine Achterbahn schlängelt, ein großes weiß-schwarzes Tuch gespannt wird, um das ganze dann als "größten Fußball der Welt" zu verkaufen, muß man sich doch fragen, ob der blatterigen Veranstaltung nicht doch ein wenig zu viel Wert beigemessen wird.
Insofern bilden die Freizeitparks in Deutschland in den nächsten Wochen wohl leider auch keine Ausnahme zur Dauerbefußballung. Das große Ziel der Funktionärsgötter scheint erfüllt: Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und König Fußball regiert die Welt – zumindest in den nächsten vier Wochen.
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
© parkscout/MV, Bild Teaser: Pixelquelle