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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
27.08.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Herre sagt an: Das Risiko der Dummheit


In Freizeitparks passieren Unfälle. Das ist nun mal so, das wird wohl auch immer so bleiben. Und ein Schuldiger ist meist schnell ausgemacht, nur sind sich da nicht alle einig: Für die Medien ist es meist der Park. Für den gesunden Menschenverstand sieht das allerdings ganz anders aus. Denn meist liegt die Schuld beim Parkbesucher selbst.

Durch einen tragischen Vorfall im italienischen Mirabilandia gelangte dieses traurige Thema erst kürzlich wieder zu ebensolcher Realität: Dort hatte ein 29-jähriger Mann entgegen der Vorschriften seine Baseball-Kappe mit auf den Inverted Coaster "Katun" genommen und sie am Fuße der ersten Abfahrt prompt verloren. Klarer Fall, sollte man meinen: da wendet man sich einfach an das Personal und bittet dieses um die Wiederbeschaffung der Mütze. Der Italiener dachte sich allerdings "Selbst ist der Uomo", und kletterte schnurstracks über eine fast zwei Meter hohe Mauer, um sich die Kopfbedeckung wieder zu holen. Dumm nur, das ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein Zug kam und den direkt unter dem Looping stehenden Mann traf. Der Mützensucher verstarb noch am Unfallort, ein Mädchen, das in der ersten Reihe saß, brach sich beide Beine.

Wie hätte dieses Unglück verhindert werden können? Wohl nur durch eine hermetisch abgeriegelte Achterbahnstrecke, mit noch höheren Zäunen, Stacheldraht und sonstigen Bewehrungen. Den Park trifft in diesem Fall keine Schuld. Das sehen die Medien natürlich meist anders und schreien laut nach erhöhten Sicherheitsmaßnahmen. Sicherheitsmaßnahmen, die wie oben beschrieben aussehen könnten. Unverhältnismäßig eben. Und vermutlich auch wirkungslos, denn der Faktor Mensch lässt sich ohnehin schwer kalkulieren.

Ein ganz ähnlicher Fall trug sich nur wenige Tage zuvor im Movie Park zu, glücklicherweise ohne tragischen Ausgang. Dort ist der Inverter "MP XPress" eh schon ziemlich unschön umgittert. Was einen Parkbesucher nicht davon abhielt, auch dieses Hindernis zu überwinden um sich, genau wie in dem italienischen Fall, eine verlorene Mütze zurück zu holen. Die Movie-Park-Mitarbeiter bemerkten den Eindringling und drückten geistesgegenwärtig auf Not-Aus.

Man fragt sich ehrlich, welche Risiken manche Menschen auf sich nehmen, um einen 10-Euro-Artikel wiederzubekommen. Doch leider sind die Menschen wohl so. Und wenn es so weitergeht, werden wir dank dieser Vollpfosten wohl irgendwann in von drei Meter hohen Maschendrahtzäunen durchzogenen Parks umherflanieren um Marienkäferbahnen mit Schulterbügeln oder komplett verglaste Rockin’ Tugs zu fahren. Denn die Versicherungen machen so einen Zirkus natürlich auch nur in begrenztem Maße mit.

Wie können wir ein derartiges Horrorszenario verhindern? Die Antwort ist wie immer so leicht: Gesunder Menschenverstand. Achterbahnen sind nicht zum unter-ihnen-herlaufen da, sondern um auf ihnen zu fahren. Sicherheitsbereiche heißen nicht umsonst so. Sitze sind zum sitzen da, der Hinweis "Nicht aufstehen" kann Leben retten. Und das Personal ist gerne behilflich, sollten sie mal was in luftiger Höhe verlieren, was sie ohnehin nicht mit auf die Bahn hätten nehmen sollen. In diesem Sinne: Passen Sie auf sich auf. Und: Wir sehen uns im Park!






Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

© Parkscout / TH