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07.10.2005 | Freizeitparks | Kolumnen
Herre-san in Japan: Land of the rising Horror
Im September 2005 ging es für unseren Kolumnisten in das Land der aufgehenden Sonne: Der European Coaster Club (ECC) hatte zusammen mit den American Coaster Enthusiasts (ACE) eine 14-tägige Freizeitpark-Tour nach Japan organisiert. Dort gibt es nicht nur die üblichen Achterbahnen und Karussels, sondern auch allerlei bemerkenswerte Kuriositäten zu bestaunen.
Gleich auf der ersten Station unserer Tour, dem Tokioter Traditionspark Hanayashiki, wurde es deutlich: Japaner stehen auf Horror – und zwar richtig. Der Mini-Park Hanayashiki, obwohl lediglich von der Größe eines durchschnittlichen Häuserblocks und mitten in Tokio-Asakusa gelegen, bot eine Geisterbahn, ein Spukhaus zum Durchlaufen, eine merkwürdige Show, bei der die Besucher an einer dunklen Tafel Platz nehmen und mit Kopfhörern aufgestattet werden sowie eine Hexenschaukel. Auch die folgenden Tage wurde schnell klar: kein japanischer Park kommt mit weniger als drei bis vier Grusel-Attraktionen aus.
Dabei sind die Bahnen und Spukhäuser nicht zwingend von höherer Qualität als ihre europäischen Pendants – ihre schlichte Anzahl sowie die Teils sehr merkwürdigen Konzepte sind jedoch für europäische Verhältnisse mehr als ungewöhnlich. Besonders Mazes welche thematisch an den populären japanischen Horrorfilm "Chakushin-Ari" (Verpasster Anruf), in dem ein Mobiltelefon eine Rolle spielt, angelehnt sind, scheinen besonders beliebt zu sein, denn nicht weniger als 3 Parks auf unserer Tour hatten sich die Lizenz gesichert und präsentierten ein derartiges Horror-Labyrinth. Hier bekommt man am Eingang ein nachgebildetes Handy in die Hand gedrückt, welches erwartungsgemäß während des Durchlaufes klingelt und einem die eigene Stimme von vor 30 Sekunden vorspielt – das Handy ist tatsächlich nur ein Aufnahmegerät. Die Story des Filmes rankt sich nämlich um Mailbox-Nachrichten des zukünftigen Todes, welche die Opfer bekommen. Der Spannungsaufbau der "Chakushin-Ari"-Mazes kann nur als absolut gelungen angesehen werden.
Gern genommen werden in Japan auch Methoden zur Messung der Schreckhaftigkeit: Im Osaka Expoland gibt es zum Beispiel das riesige Laufgeschäft "The Dark". Hier muss man zu Beginn einige persönliche Daten in einen Touchscreen eingeben und bekommt dann eine elektrische Kerze ausgehändigt. Über den Kerzenschaft wird dann der Hautwiderstand gemessen und am Ausgang wird die Kerze in eine Halterung gesteckt, woraufhin man einen DIN-A4-Ausdruck über die persönliche Schreckhaftigkeit erhält. Die supermutigen Ninjas scheinen übrigens nicht sehr weit verbreitet zu sein, denn in japanischen Gruselhäusern hört man oft spitze Schreie der vor oder hinter einem durchs Dunkel stolpernden Japaner – und nicht nur von den Frauen. BTW: der Autor dieser Zeilen hatte den niedrigsten Wert seiner Gruppe.
Ungekrönter König der japanischen Freizeitpark-Horror-Szene ist jedoch ohne Zweifel das "Haunted Hospital" in Fuji-Q Highland am Fuße von Japans höchstem Berg. Aufgabe hier ist es den Weg durch ein gigantisches, 3-stöckiges Krankenhaus zu finden. Mittels einer mündlichen Einführung und einem daraufhin gezeigten kurzen Film wird die Gruppe auf das Folgende eingestimmt, denn nun gilt es den Weg hinaus zu finden. Hierbei soll man roten Pfeilen folgen. Dumm nur, dass teilweise Pfeile in verschiedene Richtungen zeigen – und dumm auch, dass die Patienten, Krankenschwestern und Ärzte des Hospitals äußerst empfindlich auf die Störung ihrer lebendigen Totenstarre reagieren. Inklusive Pre-Show dauert das blutige Abenteuer nicht weniger als eine Dreiviertelstunde. Dabei wird man allerdings nicht nonstop von Zombies in OP-Kitteln traktiert, nein, teilweise passiert auch 5 Minuten lang überhaupt nichts – was aber hervorragend zum folgenden Schock beiträgt, denn wenn was kommt, kommt’s richtig. Die Japaner sind so verrückt nach dem endlosen Horror-Trip, dass sie dafür gerne mal 2 Stunden anstehen, und das trotz eines Aufpreises von 500 Yen (3,70 Euro). Kein Wunder, ist das Erlebnis doch auch ungleich intensiver als bei den hier üblichen 5-Minuten-Mazes zu Halloween, ohne diese schlecht reden zu wollen. Wer den ultimativen Horror will, der muss aber leider elfeinhalb Stunden gen Osten fliegen. In diesem Sinne: Ja mata ne – wir sehen uns im Park!
Gleich auf der ersten Station unserer Tour, dem Tokioter Traditionspark Hanayashiki, wurde es deutlich: Japaner stehen auf Horror – und zwar richtig. Der Mini-Park Hanayashiki, obwohl lediglich von der Größe eines durchschnittlichen Häuserblocks und mitten in Tokio-Asakusa gelegen, bot eine Geisterbahn, ein Spukhaus zum Durchlaufen, eine merkwürdige Show, bei der die Besucher an einer dunklen Tafel Platz nehmen und mit Kopfhörern aufgestattet werden sowie eine Hexenschaukel. Auch die folgenden Tage wurde schnell klar: kein japanischer Park kommt mit weniger als drei bis vier Grusel-Attraktionen aus.
Dabei sind die Bahnen und Spukhäuser nicht zwingend von höherer Qualität als ihre europäischen Pendants – ihre schlichte Anzahl sowie die Teils sehr merkwürdigen Konzepte sind jedoch für europäische Verhältnisse mehr als ungewöhnlich. Besonders Mazes welche thematisch an den populären japanischen Horrorfilm "Chakushin-Ari" (Verpasster Anruf), in dem ein Mobiltelefon eine Rolle spielt, angelehnt sind, scheinen besonders beliebt zu sein, denn nicht weniger als 3 Parks auf unserer Tour hatten sich die Lizenz gesichert und präsentierten ein derartiges Horror-Labyrinth. Hier bekommt man am Eingang ein nachgebildetes Handy in die Hand gedrückt, welches erwartungsgemäß während des Durchlaufes klingelt und einem die eigene Stimme von vor 30 Sekunden vorspielt – das Handy ist tatsächlich nur ein Aufnahmegerät. Die Story des Filmes rankt sich nämlich um Mailbox-Nachrichten des zukünftigen Todes, welche die Opfer bekommen. Der Spannungsaufbau der "Chakushin-Ari"-Mazes kann nur als absolut gelungen angesehen werden.
Onride-Foto aus Haunted Hospital
Ungekrönter König der japanischen Freizeitpark-Horror-Szene ist jedoch ohne Zweifel das "Haunted Hospital" in Fuji-Q Highland am Fuße von Japans höchstem Berg. Aufgabe hier ist es den Weg durch ein gigantisches, 3-stöckiges Krankenhaus zu finden. Mittels einer mündlichen Einführung und einem daraufhin gezeigten kurzen Film wird die Gruppe auf das Folgende eingestimmt, denn nun gilt es den Weg hinaus zu finden. Hierbei soll man roten Pfeilen folgen. Dumm nur, dass teilweise Pfeile in verschiedene Richtungen zeigen – und dumm auch, dass die Patienten, Krankenschwestern und Ärzte des Hospitals äußerst empfindlich auf die Störung ihrer lebendigen Totenstarre reagieren. Inklusive Pre-Show dauert das blutige Abenteuer nicht weniger als eine Dreiviertelstunde. Dabei wird man allerdings nicht nonstop von Zombies in OP-Kitteln traktiert, nein, teilweise passiert auch 5 Minuten lang überhaupt nichts – was aber hervorragend zum folgenden Schock beiträgt, denn wenn was kommt, kommt’s richtig. Die Japaner sind so verrückt nach dem endlosen Horror-Trip, dass sie dafür gerne mal 2 Stunden anstehen, und das trotz eines Aufpreises von 500 Yen (3,70 Euro). Kein Wunder, ist das Erlebnis doch auch ungleich intensiver als bei den hier üblichen 5-Minuten-Mazes zu Halloween, ohne diese schlecht reden zu wollen. Wer den ultimativen Horror will, der muss aber leider elfeinhalb Stunden gen Osten fliegen. In diesem Sinne: Ja mata ne – wir sehen uns im Park!
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Tim Herre
Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.
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