Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
11.02.2008 | Zoos und Tierparks | Kolumnen
Knut tut gut
Deutschland ist im Eisbär-Fieber! Kaum liefen die ersten Bilder des kleinen Knut aus dem Berliner Zoo im vergangenen Jahr bundesweit über den Äther, wurde es dem Fernsehzuschauer plötzlich ganz warm ums Herz. Von Medien zu einem Ereignis biblischen Ausmaßes erkoren, war das ganze dann letztendlich doch nicht so sensationell wie die zuständigen Redaktionen sich dies gewünscht hätten - Knut war nämlich mitnichten das einzige Eisbär-Baby Europas. Daß 2007 auch in der Toskana kuscheliger Nachwuchs zu begrüßen war, paßte nicht ganz in das hochgehypte Bild und wurde in den meisten Berichterstattungen vorsichtshalber unterschlagen.
Was hingegen aber wohl wirklich einmalig war, dürfte das Verhältnis des zuständigen Pflegers zu Knut gewesen sein, welches in medienwirksamen Shows der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Knut entwickelte sich nicht nur zu einem Phänomen, sondern auch zu einer einzigartigen Cash Cow für den Zoo, die Stadt Berlin und für alle Medien, die auf den rollenden Zug aufgesprungen sind. Rund 20 % Besucherzuwachs konnte der Zoo dank seines neuen Publikumsmagneten verzeichnen, in nur drei Wochen ging das passende Buch "Knut, der kleine Eisbärenjunge" 50.000mal über den Ladentisch, ein Kinofilm ist in Arbeit, die ganze Welt war irgendwie "knut".
Und da in Deutschland entgegen so mancher medialer Meinung eine Eisbärengeburt gar nicht so selten, sondern bereits schon dutzendfach gelungen ist, fand sich im Nürnberger Zoo schnell ein Nachfolger des langsam schon wieder in Vergessenheit geratenen Knut. Wie man aus einem solchen Ereignis Kapital schlagen kann, konnte man ja lange genug in Berlin beobachten. Und so wurde zunächst einmal der Presse mitgeteilt, daß man die neugeborene Bärin der Mutter wegnehmen mußte - über die Gründe kann man hingegen vortrefflich diskutieren: während in den Medien die Rede davon war, daß der Zoo so handeln mußte, weil Gefahr für das Jungtier bestand, glaubt der Zoobiologe Peter H. Arras in einem Interview mit GEO eher, daß der Bürgermeister von Nürnberg hier Druck auf den Zoo ausgeübt hat, um mit einem zweiten Knut Geld in die Stadtkasse zu spülen. Was auch immer den Ausschlag für die Trennung gab: der Nachwuchs entwickelte sich genau wie vorher schon der Berliner Eisbär zum Liebling der Nation.
Mit einem großen Tamtam rief man einen Namenswettbewerb für die kleine Bärin aus. "Flocke", so der Gewinnertitel, wurde flugs von der Stadt Nürnberg rechtzeitig vor der Spielwarenmesse als Zeichen für eigenes Merchandising registriert, Lizenzverträge wurden geschlossen, damit die passenden Produkte auch rechtzeitig in den Läden stehen. Auch die Sparkasse Nürnberg hängt sich an den allgemeinen Hype an: Für Kleinsparer gibt es ein spezielles "Eisbären-Sparprogramm" inklusive eines passenden Plüsch-Bären.
Zoos sind aufgrund ihres erzieherischen Auftrags steuerlich subventioniert und genießen dadurch im Vergleich zu beispielsweise Freizeitparks den Vorteil eines verminderten Steuersatzes. Allerdings muß man sich fragen, wo der pädagogische Hintergrund bei solchen Aktionen steckt. Wenn der Zoo Nürnberg auf seiner Homepage stolz darüber berichtet, daß ihm von begeisterten Besuchern selbstgehäkelte Lätzchen für die Eisbärin zugeschickt wurden, wäre es spätestens jetzt an der Zeit, über den vermenschlichten Umgang mit Tieren in einem Zoo nachzudenken. Allerdings bleibt die Befürchtung, daß auch in Zukunft die Verlockung von zusätzlichen Einnahmen den eigentlichen Grundgedanken eines Tierparks in den Hintergrund drängen könnte und der nächste Eisbär nur schon darauf wartet, von Medien, Besuchern und Wirtschaftsunternehmen als "Knut Reloaded" entdeckt zu werden...
Was hingegen aber wohl wirklich einmalig war, dürfte das Verhältnis des zuständigen Pflegers zu Knut gewesen sein, welches in medienwirksamen Shows der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Knut entwickelte sich nicht nur zu einem Phänomen, sondern auch zu einer einzigartigen Cash Cow für den Zoo, die Stadt Berlin und für alle Medien, die auf den rollenden Zug aufgesprungen sind. Rund 20 % Besucherzuwachs konnte der Zoo dank seines neuen Publikumsmagneten verzeichnen, in nur drei Wochen ging das passende Buch "Knut, der kleine Eisbärenjunge" 50.000mal über den Ladentisch, ein Kinofilm ist in Arbeit, die ganze Welt war irgendwie "knut".
Und da in Deutschland entgegen so mancher medialer Meinung eine Eisbärengeburt gar nicht so selten, sondern bereits schon dutzendfach gelungen ist, fand sich im Nürnberger Zoo schnell ein Nachfolger des langsam schon wieder in Vergessenheit geratenen Knut. Wie man aus einem solchen Ereignis Kapital schlagen kann, konnte man ja lange genug in Berlin beobachten. Und so wurde zunächst einmal der Presse mitgeteilt, daß man die neugeborene Bärin der Mutter wegnehmen mußte - über die Gründe kann man hingegen vortrefflich diskutieren: während in den Medien die Rede davon war, daß der Zoo so handeln mußte, weil Gefahr für das Jungtier bestand, glaubt der Zoobiologe Peter H. Arras in einem Interview mit GEO eher, daß der Bürgermeister von Nürnberg hier Druck auf den Zoo ausgeübt hat, um mit einem zweiten Knut Geld in die Stadtkasse zu spülen. Was auch immer den Ausschlag für die Trennung gab: der Nachwuchs entwickelte sich genau wie vorher schon der Berliner Eisbär zum Liebling der Nation.
Mit einem großen Tamtam rief man einen Namenswettbewerb für die kleine Bärin aus. "Flocke", so der Gewinnertitel, wurde flugs von der Stadt Nürnberg rechtzeitig vor der Spielwarenmesse als Zeichen für eigenes Merchandising registriert, Lizenzverträge wurden geschlossen, damit die passenden Produkte auch rechtzeitig in den Läden stehen. Auch die Sparkasse Nürnberg hängt sich an den allgemeinen Hype an: Für Kleinsparer gibt es ein spezielles "Eisbären-Sparprogramm" inklusive eines passenden Plüsch-Bären.
Zoos sind aufgrund ihres erzieherischen Auftrags steuerlich subventioniert und genießen dadurch im Vergleich zu beispielsweise Freizeitparks den Vorteil eines verminderten Steuersatzes. Allerdings muß man sich fragen, wo der pädagogische Hintergrund bei solchen Aktionen steckt. Wenn der Zoo Nürnberg auf seiner Homepage stolz darüber berichtet, daß ihm von begeisterten Besuchern selbstgehäkelte Lätzchen für die Eisbärin zugeschickt wurden, wäre es spätestens jetzt an der Zeit, über den vermenschlichten Umgang mit Tieren in einem Zoo nachzudenken. Allerdings bleibt die Befürchtung, daß auch in Zukunft die Verlockung von zusätzlichen Einnahmen den eigentlichen Grundgedanken eines Tierparks in den Hintergrund drängen könnte und der nächste Eisbär nur schon darauf wartet, von Medien, Besuchern und Wirtschaftsunternehmen als "Knut Reloaded" entdeckt zu werden...
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
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