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26.05.2006 | Freizeitparks | Kolumnen
Murat da Bozz
Nur sechs Stunden nach der Eröffnung
Nunja – daß ein nicht zu unterschätzender Teil unserer Jugend heutzutage gerne herumstolziert wie ein Gorilla im Kongo und 10 Jahre Knast zum erstrebenswerten Lebensziel erklärt, ist spätestens seit Rütli kein wirkliches Geheimnis mehr. Allerdings hat dieser sozial degenerierte Teil der neuen Generation etwas geschafft, was ich niemals für möglich gehalten hätte: In noch nicht einmal sechs Stunden wurden Teile des liebevoll gestalteten Wartebereichs der neuen Achterbahn "Black Mamba" dermaßen mit der Wucht des modernen Vandalismus getroffen, daß man sich wirklich fragen muß, ob so mancher Halbstarke seinen gesamten Verstand beim letzten Pisa-Test zusammen mit den Testblättern abgegeben hat.
Schmierfink was here
Es bleibt zu hoffen, daß das Phantasialand schnellstmöglich darauf reagiert. Probleme dieser Art sind ja nicht wirklich unbekannt: Der Movie Park Germany kämpft beispielsweise schon seit Jahren gegen die dunklen Ritter des Ordens der Vandalen an – allerdings mit mäßigem Erfolg. Wer aber bislang glaubte, dies wäre eine Einzelerscheinung aufgrund der Lage des Filmparks mitten im Ruhrgebiet und der damit verbundenen sozial problematischen Klientel, muß sich eines Besseren belehren lassen: Asoziales Verhalten ist nicht vorwiegend eine Frage der geographischen Lage, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, das früher oder später die gesamte Republik erfassen wird.
Englische Freizeitparks, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten, zeigen schon lange, wie es geht: Dort stehen überall Schilder, welche die Besucher explizit darauf hinweisen, daß Vordrängeln und Vandalismus mit sofortigem Rauswurf geahndet werden – und dank einer großflächigen Videoüberwachung wird dies auch rigoros durchgezogen. Auf der Insel wäre Murat da Bozz vermutlich sofort von Security-Leuten aus dem Wartebereich gezogen worden, unter johlendem Beifall der anderen Wartenden hochkantig aus dem Park geflogen und hätte anschließend die Kosten zur Beseitigung der Schmierereien von seinem eigentlich für die neuesten Gangsta-Handyklingeltöne eingeplanten Taschengeld selbst tragen müssen. Wenn die deutschen Freizeitparks nicht jährlich Unsummen für Renovierungsarbeiten bezahlen wollen, wird ihnen mittelfristig kaum etwas anderes übrigbleiben, als es den englischen Kollegen gleichzutun.
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
© parkscout/MV, Fotos: Daniel Warwas, Rainer Ziesche