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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
06.01.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Namen sind Schall und Rauch?


Schon seit längerem versuchen selbsternannte Experten im Namen des Volkes, die deutsche Bevölkerung mit einer teilweise sinnbefreiten, neuen Rechtschreibung zu gängeln. Liebgewonnene Fremdworte wie "Ketchup", das nun alternativ zum „Ketschup“ mutiert ist oder gar das gute alte "Portemonnaie", welches nun auch als „Portmonee“ durchgeht, wurden dem Reformierungswahn germanistischer Eindeutschfanatiker geopfert. Zugegebenermaßen haben vor allem Anglizismen in letzter Zeit immer stärker Einzug gehalten in den deutschen Sprachschatz – dies gilt nicht zuletzt natürlich auch für die Freizeitparks hierzulande.

Schaut man sich die Namen der großen Attraktionen in den vergangenen Jahren an, so stößt man dabei kaum noch auf deutsche Ausdrücke. Dies mag man auf der einen Seite aufgrund kultureller Tradition bedauern, auf der anderen Seite macht dies aber gerade für die international ausgerichteten Parks durchaus Sinn. Man stelle sich vor, der Holiday-Park hätte seine "Expedition GeForce" einfach "Forschungsreise Fliehkraft" genannt – ob die Achterbahn dann wohl auch dreimal in Folge in einem weltweiten Internet-Poll zum besten Coaster gekürt worden wäre?

Ein großer Freizeitpark in Deutschland hat jährlich mehr als eine Million Besucher – ein nicht zu unterschätzender Anteil davon kommt aus dem Ausland und ist der deutschen Sprache nicht notwendigerweise mächtig. Umso wichtiger ist es dann gerade bei der Namensgebung von Attraktionen, den größtmöglichen gemeinsamen Nenner zu finden – und der lautet in der Regel: Englisch. Mal ganz abgesehen davon, daß ein Spanier oder Italiener "Cop Car Chase" problemloser aussprechen kann als "Polizeiwagen-Verfolgungsjagd" und sich "Mystery Castle" einfach besser anhört als "Geheimnisschloß": Ein Park, der Internationalität ausstrahlt, ist für potentielle Gäste aus dem Ausland auch potentiell attraktiver – das Sprachproblem wird damit vermeintlich auf ein Minimum reduziert.

Dies ist wohl auch der Grund, warum man in Disneyland Park, Paris, inzwischen nicht mehr das "Le Chateau de la Belle au Bois Dormant" besucht, sondern einfach das "Sleeping Beauty Castle". Auch wenn es fremde Sprachen in Frankreich weitaus schwerer haben als in Deutschland, mußte man auch in Paris der Tatsache Rechnung tragen, daß mehr als 50 % der Besucher aus dem europäischen Ausland kommen – eine zumindest teilweise sprachliche Annäherung war also unumgänglich.

Bei aller Liebe zur eigenen Muttersprache macht es also durchaus Sinn, daß ein Freizeitpark, der nach Besuchern aus dem Ausland schielt, möglichst überall verständliche Namensbezeichnungen wählt. Im Zeitalter einer immer stärkeren Globalisierung und einem immer näher zusammenrückenden Europa sind die geographischen Grenzen inzwischen nahezu verschwunden – eine schrittweise Annäherung der einzelnen Sprachen wäre hier also alleine schon aus politischer Sicht angesagter als das kontraproduktive Eindeutschen ausländischer Begriffe. Im Gegensatz zu manchen Germanisten haben viele Freizeitparks dieses schon seit längerem verstanden und tragen so weitaus mehr zur Völkerverständigung bei als so mancher Auswuchs der Kommission für deutsche Rechtschreibung.





Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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