Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
13.04.2011 | Freizeitparks | Kolumnen
Peinliche Shows
Achterbahnen haben sich in den letzten Dekaden auf erstaunliche Weise weiter entwickelt und bieten heute Erlebnisse, die noch vor 25 Jahren undenkbar gewesen wären. Die Qualität der Themenfahrten konnte Dank innovativer Technologien seit der Einführung von Audio-Animatronics signifikant gesteigert werden. Nur der Bereich der Shows scheint in den deutschen Freizeitparks bis auf wenige Ausnahmen immer noch das Stiefkind der Betreiber zu sein. Eigentlich verwunderlich, bietet ein großes Theater doch eine enorme Kapazität, welche die Besucher gerade in der Hauptsaison von den überfüllten Wegen holt und den Gast in der Regel 30 Minuten ohne langes Anstehen unterhalten kann. Umso unverständlicher erscheint die Inkonsequenz, mit der fast überall das Entertainment-Programm realisiert wird.
Eines der Probleme liegt sicherlich darin begründet, dass man fälschlicherweise den Fokus auf eine hoffnungslos übertriebene Familienkompatibilität setzt, die in Kombination mit dem Wunsch, die Show möge international verständlich sein, eine anspruchsvollere Handlung schon im Keim erstickt. Ganz im Gegenteil wird krampfhaft versucht, ein gewisses Maß an Komik in das Treiben auf der Bühne einzubauen – und dies wegen der ausländischen Gäste in den Parks nicht mit der Hilfe von Sprache, sondern mit übelstem Klamauk und Slapstick. Leider fehlt den Machern solcher Shows das Genie von Laurel & Hardy, Buster Keaton oder auch Charles Chaplin, die allesamt die hohe Kunst beherrschten, auch ohne viele Worte witzig zu sein. Stattdessen gibt es Lustigkeit mit dem Dampfhammer. So müssen die X-Men im Movie Park in einer ansonsten wirklich sehenswerten Show nicht nur gegen den bösen Magneto kämpfen, sondern auch gegen die schlechten Gags des Drehbuchs – über einen während des Kampfes auf ein Klo rennenden Mutanten können vielleicht Kleinkinder lächeln, aber der Rest des Publikums versinkt im Fremdschämen. Eine Acapulco-Todesspringer-Show ist auch heute noch durchaus sehenswert – aber eben nicht, wenn sie wie im Fort Fun in eine Story verpackt ist, deren humoristischer Gehalt auf dem Niveau eines Ed-Wood-Films zu suchen ist. Und was die Euro-Maus bei einer ansonsten durchaus seriösen und hochwertigen Eis-Show im Europa-Park plötzlich auf der Bühne zu suchen hat, bleibt auch auf ewig ein Mysterium – übrigens genauso wie der Auftritt der Hansa-Park-Maskottchen in deren hervorragender Variete-Show. Die Piratenshow im Heide-Park ist ein Sammelsurium der unlustigen Peinlichkeiten – hier wird der Fluch der Karibik zur Folter von Soltau. Im vergangenen Jahr versprach der Movie Park musikalische Hochgenüsse, aber zu sehen gab es nur eine mittelmäßige Karaoke-Veranstaltung – und auch bei den Musical-Nächten im Legoland wurden mehr Töne versemmelt als bei einem durchschnittlichen DSDS-Recall.
Es ist wirklich schade, da mit wenigen, ganz offensichtlichen Änderungen die Qualität vieler Shows in deutschen Freizeitparks erheblich gesteigert werden könnte. Und welches Niveau diese erreichen können, wenn man diesem Bereich genauso viel Aufmerksamkeit schenkt wie Achterbahnen & Co., kann man beispielsweise im Wintergarten-Theater des Phantasialands oder in den Variete-Shows im Europa-Park sehen. Allerdings darf man bei Investitionen nicht die Dramaturgie, das Drehbuch und die Akteure außer Betracht lassen – ein pompöses Theater mit spektakulären Effekten macht noch keine sehenswerte Show, wie man zur Zeit gut in Efteling sehen kann, wo fast 50 Millionen Euro in "Raveleijn" gesteckt wurden, dessen Unterhaltungswert noch recht suboptimal ist.
Eines der Probleme liegt sicherlich darin begründet, dass man fälschlicherweise den Fokus auf eine hoffnungslos übertriebene Familienkompatibilität setzt, die in Kombination mit dem Wunsch, die Show möge international verständlich sein, eine anspruchsvollere Handlung schon im Keim erstickt. Ganz im Gegenteil wird krampfhaft versucht, ein gewisses Maß an Komik in das Treiben auf der Bühne einzubauen – und dies wegen der ausländischen Gäste in den Parks nicht mit der Hilfe von Sprache, sondern mit übelstem Klamauk und Slapstick. Leider fehlt den Machern solcher Shows das Genie von Laurel & Hardy, Buster Keaton oder auch Charles Chaplin, die allesamt die hohe Kunst beherrschten, auch ohne viele Worte witzig zu sein. Stattdessen gibt es Lustigkeit mit dem Dampfhammer. So müssen die X-Men im Movie Park in einer ansonsten wirklich sehenswerten Show nicht nur gegen den bösen Magneto kämpfen, sondern auch gegen die schlechten Gags des Drehbuchs – über einen während des Kampfes auf ein Klo rennenden Mutanten können vielleicht Kleinkinder lächeln, aber der Rest des Publikums versinkt im Fremdschämen. Eine Acapulco-Todesspringer-Show ist auch heute noch durchaus sehenswert – aber eben nicht, wenn sie wie im Fort Fun in eine Story verpackt ist, deren humoristischer Gehalt auf dem Niveau eines Ed-Wood-Films zu suchen ist. Und was die Euro-Maus bei einer ansonsten durchaus seriösen und hochwertigen Eis-Show im Europa-Park plötzlich auf der Bühne zu suchen hat, bleibt auch auf ewig ein Mysterium – übrigens genauso wie der Auftritt der Hansa-Park-Maskottchen in deren hervorragender Variete-Show. Die Piratenshow im Heide-Park ist ein Sammelsurium der unlustigen Peinlichkeiten – hier wird der Fluch der Karibik zur Folter von Soltau. Im vergangenen Jahr versprach der Movie Park musikalische Hochgenüsse, aber zu sehen gab es nur eine mittelmäßige Karaoke-Veranstaltung – und auch bei den Musical-Nächten im Legoland wurden mehr Töne versemmelt als bei einem durchschnittlichen DSDS-Recall.
Es ist wirklich schade, da mit wenigen, ganz offensichtlichen Änderungen die Qualität vieler Shows in deutschen Freizeitparks erheblich gesteigert werden könnte. Und welches Niveau diese erreichen können, wenn man diesem Bereich genauso viel Aufmerksamkeit schenkt wie Achterbahnen & Co., kann man beispielsweise im Wintergarten-Theater des Phantasialands oder in den Variete-Shows im Europa-Park sehen. Allerdings darf man bei Investitionen nicht die Dramaturgie, das Drehbuch und die Akteure außer Betracht lassen – ein pompöses Theater mit spektakulären Effekten macht noch keine sehenswerte Show, wie man zur Zeit gut in Efteling sehen kann, wo fast 50 Millionen Euro in "Raveleijn" gesteckt wurden, dessen Unterhaltungswert noch recht suboptimal ist.
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
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