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Magazin | Freizeitparks | Hintergrundwissen

Rekordtrip im Hochgebirge


Wenn sich ein Park anschickt, einen neuen Achterbahnrekord aufzustellen, dann kann man sich sicher sein, dass es im Vorfeld bereits kräftige Diskussionen in den einschlägigen Fankreisen gibt. Und Spaniens Top-Park PortAventura an der Costa Daurada versprach nichts anderes als Europas höchste Achterbahn zu bauen - einen Speedcoaster aus der Edelschmiede von Bolliger & Mabillard.

Sturz in die Tiefe bei Shambhala © Marcel Ringhoff

"Viel zu lahm" war wohl einer der am häufigsten ausgerufenen Eindrücke, als die ersten Videos von den Testläufen von "Shambhala" öffentlich zugänglich wurden. Und tatsächlich, selbst am Tag der großen Eröffnung sieht es von außen betrachtet tatsächlich so aus, als würden die wuchtigen und durch ihre neue Anordnung der Sitzreihen doch luftigen Züge nur mit allerlei Ach und Krach den Ritt durch das Hochgebirge des Himalaya schaffen. Sollte uns PortAventura eine lahme Ente statt eines reinrassigen Speedcoasters präsentieren?

Um es vorweg zu nehmen: Speed, also hohe Geschwindigkeit, ist tatsächlich nicht das allererste Attribut, welches man nach einer Fahrt wohl nennen würde. Selbst die Rekordhöhe ist nicht unbedingt der alles bestimmende Eindruck, der sich aufdrängt.

Schwerelos in Spanien

Klar, die beinahe 80 Meter hohe Abfahrt ist natürlich beeindruckend, doch dann treten Geschwindigkeit und Höhe absurderweise dezent in den Hintergrund und überlassen einer Sache das Feld, die Achterbahnfans weltweit sehr zu schätzen wissen: Airtime. Das Gefühl von Schwerelosigkeit, wahlweise übersteigert in die sogenannte Ejector Airtime, die einen buchstäblich aus den Sitzen reißt - oder die Floating Airtime, also das fließende Gefühl, quasi auf einem Luftkissen schwebend über die Schienen zu gleiten, befreit von der Schwere des eigenen Körpers. Und exakt von dieser Floating Airtime bietet "Shambhala" ein wahres Übermaß. So müssen sich Skispringer fühlen, wenn sie den Absprung am Backen hinter sich gelassen haben, und einfach schwerelos am Hang entlang gleiten, dem Tal entgegen. Erst in den Tälern hinter den zahlreichen Camelbacks drückt einen die Schwerkraft, durch den Andruck gesteigert, kurz in den Sitz, um gleich danach wieder auszusetzen, und dem wunderbar ziehendem Gefühl des nächsten Absprungs Platz zu machen. Ein beeindruckendes Erlebnis.

Der Eröffnungstag von "Shambhala"


Der neue Gigant von PortAventura © Marcel Ringhoff

Doch drei weitere Dinge sollen nicht unerwähnt bleiben, die ebenfalls typisch sind für "Shambhala": Das Turnback-Element am äußerste Ende der Strecke, welches, aus dem richtigen Winkel betrachtet, wie eine "8" aussieht, temporeich durchfahren wird, und sich wirklich kurios anfühlt. Dazu natürlich der neue Hauptanziehungspunkt für Fotofreunde und Knipskistendrücker: der Splash, der in Wahrheit natürlich gar keiner ist, sondern "nur" eine bodennah durchfahrene Gerade durch ein Wasserbecken mit computergesteuerten Wasserdüsen, die eine perfekte Nachahmung einer Wasserwand bieten, wie man sie sonst nur von Wildwasserbahnen und ähnlichem kennt. Optisch eine Augenweide, auch während der eigenen Fahrt, und doch harmlos wie ein 200 Kilometer entferntes Gewitter ohne Regen über dem eigenen Kopf. Und da wäre nicht zuletzt die neue Anordnung des Viersitzers. Statt vier Plätze in einer Reihe hat der Hersteller beim neuen Layout die beiden innenliegenden Sitze um gut einen Meter nach vorne verlegt. Das führt dazu, dass man auf jenen Mittelsitzen das vertraute Achterbahngefühl genießt - mit unbeschränktem Blick nach außen. Zeitgleich sind die äußeren Sitze jetzt komplett freistehend, was ein bislang ungekanntes Gefühl des Alleinfahrens produzieren, was die Eindrücke der Fahrt noch einmal erheblich steigert.

Fazit

Ist "Shambhala" nun also der größte Wurf in Sachen Achterbahn für Europa? Ja und nein. "Shambhala" ist definitiv nicht die Bahn, für die man morgens früh in Finnland ein Flugzeug besteigen müsste, um sie sofort selbst erleben zu können. Kein Amerikaner müsste deswegen seine Urlaubspläne ändern, weil es in Europa jetzt etwas gibt, was man nur hier exklusiv erleben kann. Aber ja, es ist trotzdem der große Wurf für PortAventura, weil es eine perfekte Ergänzung im bereits vorhandenen Portfolio ist. Was soll ein Park auch bauen, der mit "Furius Baco" einen Beschleunigungscoaster sein eigen nennt, bei "Stampida" den Besucher richtig retromäßig übers Holz prügelt, einen Vier-Sterne-Multilooper alias "Dragon Khan" bietet - neben zahlreichen familien- und kindertauglichen Bahnen?

Richtig, man kann nur noch, man muss "Shambhala" bauen. Einen Rekordbrecher, ein Airtime-Monster für Fliegerasse, einen Rolls Royce mit Extralaufruhe und doch beeindruckender Wucht. "Shambhala" ist eine große Bahn, die einen großen Park noch größer macht! Gut gemacht, PortAventura! Gracias ...

Onride-Video von "Shambhala"

© parkscout/MR

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