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17.02.2006 | Freizeitparks | Kolumnen
Sorgenkind Studios
Als im Jahre 2002 die Walt Disney Studios in Disneyland Resort Paris geöffnet wurden, glaubte anscheinend ein Großteil des Managements an einen riesigen Erfolg des zweiten Themenparks im Königreich der Maus. Aber wie so oft im Leben kam es ganz anders: Die Besucherzahlen hinken weit hinter den frohen Erwartungen zurück. Die Gründe hierfür sind zwar vielfältig, liegen aber trotzdem auf der Hand.
Erstens: Einen Themenpark, der sich zumindest offensichtlich mit Hollywood beschäftigt, in einem Land zu bauen, in dem ein staatlich verordneter Nationalismus herrscht, war vielleicht ein wenig zu übermutig. Was bei dem benachbarten Disneyland Park dank zahlreicher Hinweise auf die europäische und vor allem französische Kultur trotz diverser Proteste bei der Eröffnung 1992 noch funktioniert hatte, gestaltete sich in dem neuen Park etwas schwieriger. Natürlich findet man hier auch etliche Anlehnungen an die "alte Welt", aber aufgrund mangelnden Bekanntheitsgrades gehen diese leider fast völlig unter.
Zweitens: Von Anfang an wurde versäumt, die potentiellen Besucher auf den neuen Park aufmerksam zu machen. Wer sich nicht halbwegs mit dem Thema Freizeitparks oder Disney auskennt, weiß meist noch nicht einmal, daß dort überhaupt ein zweiter Themenpark mit zahlreichen Attraktionen existiert. Selbst bei der großen "Need Magic?"-Werbecampagne, die auch in Deutschland verstärkt im Fernsehen und in Printmedien lief, hielt man es anscheinend nicht für nötig, die Walt Disney Studios ein wenig zu pushen.
Drittens: Das Angebot des Parks besteht zu großen Teilen aus Shows, die zwar in höchstem Maße aufwendig produziert sind, aber leider auch keine Werbewirkung haben. Obwohl man hier problemlos den ganzen Tag verbringen kann, entsteht aufgrund der recht überschaubaren Größe und der geringen Anzahl an Attraktionen stets der Eindruck, daß man in ein paar Stunden alles gesehen hat - daß der Besucher alleine schon bei der Stunt-Show rund 60 Minuten "beschäftigt" ist, wird oft und gerne übersehen.
All das soll keineswegs heißen, daß der Walt Disney Studios Park keinen Besuch lohnt - ganz im Gegenteil. Gerade in der Hochsaison bietet er im Vergleich zu Disneyland Park das klar bessere Preis-Leistungs-Verhältnis - während man dort nämlich an überfüllten Tagen nur ein paar wenige Attraktionen nutzen kann (bei den Achterbahnen sind Wartezeiten von zwei Stunden keine Seltenheit), herrscht in den Studios fast überall aufgrund des Show-Konzeptes freie Bahn. Dummerweise wird dies nur von den meisten Besuchern nicht erkannt und leider auch nicht kommuniziert.
Als Ausweg aus dem Dilemma wird in den nächsten Jahren nun das Attraktions-Angebot des Parks aufgestockt - und zwar nicht mit weiteren Shows, sondern mit reinrassigen Fahrgeschäften. Die Rettung soll 2007, spätestens 2008 durch die Öffnung des "Tower of Terror" nahen, einem Indoor-Freefall mit aufwendiger Kulisse und stimmigem Gesamtkonzept zur TV-Serie "Twilight Zone". Sozusagen importiert aus den amerikanischen Disney-Parks soll der Turm die dringend benötigten Besucher in die Studios locken. Ob diese Rechnung aufgehen wird, muß sich hingegen noch zeigen - es wird sicherlich für die Marketingstrategen der Maus nicht einfach werden, ein solches Fahrgeschäft, das zumindest in ähnlicher (wenn auch nicht so opulenter) Form auf jedem größeren Volksfest zu finden ist, als zwingenden Grund für einen Besuch der Studios zu verkaufen.
Weitaus einfacher dürfte es da mit der ebenfalls für diesen Zeitraum geplanten Mischung aus Themenfahrt und Spinning Coaster zum Thema "Findet Nemo" werden. Im Gegensatz zur "Twilight Zone" erfreut sich der kleine Clownfisch in Europa nämlich nicht nur größter Beliebtheit, sondern dürfte wohl auch einen immens höheren Bekanntheitsgrad haben. Davon abgesehen paßt ein solcher Ride auch besser in das selbst auferlegte Familien-Image des Resorts.
Ob diese beiden Neuheiten dem Walt Disney Studios Park letztendlich zum verdienten Durchbruch verhelfen werden, bleibt abzuwarten. Stagnierende Besucherzahlen, hohe Verbindlichkeiten und ein jährlicher Nettoverlust haben das Resort in den letzten Jahren immer wieder in die Nachrichten gebracht. Realitätsfremde Schlagzeilen, die das Aus der Maus prognostizierten, haben potentielle Besucher verunsichert und für mächtig negative PR gesorgt, obwohl eigentlich klar ist, daß der Park zum Erfolg verdammt ist. Alleine die Idee einer Schließung ist so absurd wie ein Kühlschrank in der Arktis: Die Entlassung von 12.500 Beschäftigten in einer Region, deren sozialer Sprengstoff Ende letzten Jahres mehr als deutlich wurde, wäre nicht nur politischer Selbstmord, sondern auch ein nicht wiedergutzumachender Imageverlust für das Unternehmen Disney.
Erstens: Einen Themenpark, der sich zumindest offensichtlich mit Hollywood beschäftigt, in einem Land zu bauen, in dem ein staatlich verordneter Nationalismus herrscht, war vielleicht ein wenig zu übermutig. Was bei dem benachbarten Disneyland Park dank zahlreicher Hinweise auf die europäische und vor allem französische Kultur trotz diverser Proteste bei der Eröffnung 1992 noch funktioniert hatte, gestaltete sich in dem neuen Park etwas schwieriger. Natürlich findet man hier auch etliche Anlehnungen an die "alte Welt", aber aufgrund mangelnden Bekanntheitsgrades gehen diese leider fast völlig unter.
Zweitens: Von Anfang an wurde versäumt, die potentiellen Besucher auf den neuen Park aufmerksam zu machen. Wer sich nicht halbwegs mit dem Thema Freizeitparks oder Disney auskennt, weiß meist noch nicht einmal, daß dort überhaupt ein zweiter Themenpark mit zahlreichen Attraktionen existiert. Selbst bei der großen "Need Magic?"-Werbecampagne, die auch in Deutschland verstärkt im Fernsehen und in Printmedien lief, hielt man es anscheinend nicht für nötig, die Walt Disney Studios ein wenig zu pushen.
Drittens: Das Angebot des Parks besteht zu großen Teilen aus Shows, die zwar in höchstem Maße aufwendig produziert sind, aber leider auch keine Werbewirkung haben. Obwohl man hier problemlos den ganzen Tag verbringen kann, entsteht aufgrund der recht überschaubaren Größe und der geringen Anzahl an Attraktionen stets der Eindruck, daß man in ein paar Stunden alles gesehen hat - daß der Besucher alleine schon bei der Stunt-Show rund 60 Minuten "beschäftigt" ist, wird oft und gerne übersehen.
All das soll keineswegs heißen, daß der Walt Disney Studios Park keinen Besuch lohnt - ganz im Gegenteil. Gerade in der Hochsaison bietet er im Vergleich zu Disneyland Park das klar bessere Preis-Leistungs-Verhältnis - während man dort nämlich an überfüllten Tagen nur ein paar wenige Attraktionen nutzen kann (bei den Achterbahnen sind Wartezeiten von zwei Stunden keine Seltenheit), herrscht in den Studios fast überall aufgrund des Show-Konzeptes freie Bahn. Dummerweise wird dies nur von den meisten Besuchern nicht erkannt und leider auch nicht kommuniziert.
Als Ausweg aus dem Dilemma wird in den nächsten Jahren nun das Attraktions-Angebot des Parks aufgestockt - und zwar nicht mit weiteren Shows, sondern mit reinrassigen Fahrgeschäften. Die Rettung soll 2007, spätestens 2008 durch die Öffnung des "Tower of Terror" nahen, einem Indoor-Freefall mit aufwendiger Kulisse und stimmigem Gesamtkonzept zur TV-Serie "Twilight Zone". Sozusagen importiert aus den amerikanischen Disney-Parks soll der Turm die dringend benötigten Besucher in die Studios locken. Ob diese Rechnung aufgehen wird, muß sich hingegen noch zeigen - es wird sicherlich für die Marketingstrategen der Maus nicht einfach werden, ein solches Fahrgeschäft, das zumindest in ähnlicher (wenn auch nicht so opulenter) Form auf jedem größeren Volksfest zu finden ist, als zwingenden Grund für einen Besuch der Studios zu verkaufen.
Weitaus einfacher dürfte es da mit der ebenfalls für diesen Zeitraum geplanten Mischung aus Themenfahrt und Spinning Coaster zum Thema "Findet Nemo" werden. Im Gegensatz zur "Twilight Zone" erfreut sich der kleine Clownfisch in Europa nämlich nicht nur größter Beliebtheit, sondern dürfte wohl auch einen immens höheren Bekanntheitsgrad haben. Davon abgesehen paßt ein solcher Ride auch besser in das selbst auferlegte Familien-Image des Resorts.
Ob diese beiden Neuheiten dem Walt Disney Studios Park letztendlich zum verdienten Durchbruch verhelfen werden, bleibt abzuwarten. Stagnierende Besucherzahlen, hohe Verbindlichkeiten und ein jährlicher Nettoverlust haben das Resort in den letzten Jahren immer wieder in die Nachrichten gebracht. Realitätsfremde Schlagzeilen, die das Aus der Maus prognostizierten, haben potentielle Besucher verunsichert und für mächtig negative PR gesorgt, obwohl eigentlich klar ist, daß der Park zum Erfolg verdammt ist. Alleine die Idee einer Schließung ist so absurd wie ein Kühlschrank in der Arktis: Die Entlassung von 12.500 Beschäftigten in einer Region, deren sozialer Sprengstoff Ende letzten Jahres mehr als deutlich wurde, wäre nicht nur politischer Selbstmord, sondern auch ein nicht wiedergutzumachender Imageverlust für das Unternehmen Disney.
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
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