13.03.2015 | Magazin | Freizeitparks
Spionagemuseum „Top Secret – Die geheime Welt der Spionage“
Mata Hari, Günter Guillaume, Markus Wolf, Anna Chapman oder auch Edward Snowden – diese Namen stehen stellvertretend für eine Art Parallelwelt innerhalb unserer Gesellschaft, um die sich im Laufe der Jahre dank Literatur, Kunst und Film zahlreiche Mythen und Legenden gebildet haben. Die Rede ist hier natürlich von Agenten und von weltweit operierenden Geheimdiensten. Im Spionagemuseum "Top Secret – Die geheime Welt der Spionage" am Centro Oberhausen hat man sich dem spannenden Thema angenommen und präsentiert auf etwa 2.800 Quadratmetern rund 1.800 Exponate.
Unter der Leitung der Mehr! Entertainment Gruppe wurde das Museum im Jahre 2012 eröffnet und schließlich von Ingo Mersmann, Historiker und Experte für Spionage und Geheimdienste, übernommen, der seit dem 1. Januar 2014 als Geschäftsführer neue Wege eingeschlagen hat. Dabei setzt er nicht nur auf auditive und audiovisuelle Eindrücke, um den Besucher zusätzlich zu der für ein Museum natürlich unverzichtbaren kognitiven Rezeptionsebene auch noch auf einer affektiven Rezeptionsebene anzusprechen, die zugleich motivierend und verstärkend wirkt. Ein weiterer Fokus liegt auch auf der Zusammenstellung von Objektensembles und der Inszenierung von Exponaten. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr ein originalgetreuer Nachbau des pakistanischen Wohnsitzes von Osama bin Laden eröffnet, in dem unter anderem ein biometrischer Scanner zu sehen ist, mit dessen Hilfe der Al-Qaida-Chef nach seinem Tod identifiziert wurde. Insgesamt 19 verschiedene Erlebnisbereiche von der geschichtlichen Entwicklung der Spionage über terroristische Anschläge wie 9/11 bis zu modernen Ausspäh-Methoden der Geheimdienste werden hier präsentiert. Dazu kommen zahlreiche interaktive Stationen zur Wissensvermittlung, ein Laser-Parcours oder auch ein Ausstellungsbereich, der sich mit dem Thema "Agenten im Film" beschäftigt und unter anderem den von James Bond in "Goldfinger" gefahrenen Aston Martin oder den in "Thunderball" genutzten Raketenanzug beinhaltet. Außerdem gibt es ständig wechselnde Sonderausstellungen, in denen im vergangenen Jahr zum Beispiel Einiges über Liebe und Erotik in der Spionage oder über den eigentlichen Agentenstatus von Apostel Judas erfahren konnte.
Parkscout hatte die Gelegenheit, mit Geschäftsführer Ingo Mersmann über die pädagogische Ausrichtung und die zukünftige Entwicklung von "Top Secret – Die geheime Welt der Spionage" zu sprechen.
Parkscout: Wo sehen Sie die Zielgruppe für Ihre Einrichtung?
Ingo Mersmann: Grundsätzlich haben wir es mit einem mittel- bis hochgebildeten Publikum zu tun, das auch ein gewisses Geschichtsinteresse hat. Dazu gehören Familien genauso wie Paare ab 25 Jahren aufwärts. Aber auch für Schulklassen im Bereich der außerschulischen Bildung ist "Top Secret" sehr interessant. Die Kinder können zum Beispiel selbst Fingerabdrücke nehmen oder Erkundungsbögen für verschiedene Altersklassen nutzen – wir bieten hier ein pädagogisch rundes Konzept.
Parkscout: Haben weltpolitische Ereignisse wie die Enthüllungen von Edward Snowden oder die aktuellen Ereignisse rund um das Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris einen Einfluss auf die Besucherzahlen?
Ingo Mersmann:: Ich würde sagen ja. Die Anzahl der Leute, die sich bei uns informieren wollen, wächst nach solchen Ereignissen – gerade im Moment nach den Anschlägen in Frankreich. Die Besucher kommen mit einem anderen Bewusstsein zu uns – Terrorismus ist ja auch eines der Themen, die wir in der Ausstellung zeigen. Ich selbst wurde auch schon mehrfach darauf angesprochen.
Parkscout: Wie aktuell kann ein Spionage-Museum eigentlich sein? Geheime Tricks können ja nicht verraten werden, wenn diese noch aktiv genutzt werden, oder?
Ingo Mersmann: Doch, alles was wir zeigen, wird heute tatsächlich noch angewandt. Früher wurden Kameras benutzt, heute funktioniert vieles mit Chips – das Prinzip ist jedoch identisch. Gerade mit dem modernen Bereich der Ausstellung sind wir sogar brandaktuell. Wir sitzen zum Beispiel im Moment an einem System, mit dessen Hilfe es möglich sein wird, anhand des Fingerabdrucks eines Besuchers dessen Daten aus dem Internet zu filtern und zu zeigen. Es wird allerdings immer schwieriger, diese modernen Dinge museal darzustellen.
Parkscout: Können Sie uns schon verraten, was Sie für dieses Jahr noch an Neuheiten planen?
Ingo Mersmann: Wir werden zunächst einmal drei Sonderausstellungen haben. Die erste befasst sich mit der Geschichte der Geheimdienstkameras von MINOX und wird die größte Ausstellung dieser Art weltweit sein, die den Zeitraum von 1932 bis heute umspannt. Als zweites werden wir eine Ausstellung haben zum Thema "Medizin und Spionage" und zum dritten planen wir im Moment eine Ausstellung über die CIA-Attentate auf Fidel Castro, die wir in enger Zusammenarbeit mit den kubanischen Behörden veranstalten möchten. Ob diese allerdings aufgrund der politischen Lage so realisiert werden kann, ist im Moment schwer zu sagen. Als Alternative würden wir dann auf eine Ausstellung zurückgreifen, die sich mit Giacomo Casanova, dem Spion, beschäftigt.
Ein neues Highlight in der Dauerausstellung wird sicherlich der Nachbau eines Teils des Führerbunkers auf einer Fläche von 300 Quadratmetern werden. Ab Sommer sollen die Besucher hier unter anderem durch das Arbeitszimmer von Adolf Hitler gehen können. Dabei wollen wir nur dokumentieren und nicht kommentieren. Bei der Thematisierung des Dritten Reiches muss auch das Umfeld gezeigt werden. Wir werden vorsichtig mit dem Thema umgehen und die nötige Sensibilität walten lassen. Aber es ist durchaus wichtig, Schulklassen durch haptische Reize zu zeigen, wie es damals war – quasi eingemauert in drei Meter dicken Außenwänden. Natürlich gibt es hier auch immer wieder Informations- und Dokumentationsbereiche.
Parkscout: Haben Sie noch spezielle Wünsche für zukünftige Projekte?
Ingo Mersmann: Eine Sache, die ich wirklich sehr gerne aufgreifen würde, ist das Thema RAF – vielleicht bereits im nächsten Jahr. Hier gibt es viele interessante Ansätze. Ansonsten wollen wir den Fokus auf die 19 Erlebnisbereiche weiter verstärken und unsere Exponate inszenieren – für eine möglichst emotionale Wirkung und ein intensiveres Erleben. Meiner Meinung nach kann heutzutage kein Museum mehr ausschließlich mit Schaukästen betrieben werden.
Unter der Leitung der Mehr! Entertainment Gruppe wurde das Museum im Jahre 2012 eröffnet und schließlich von Ingo Mersmann, Historiker und Experte für Spionage und Geheimdienste, übernommen, der seit dem 1. Januar 2014 als Geschäftsführer neue Wege eingeschlagen hat. Dabei setzt er nicht nur auf auditive und audiovisuelle Eindrücke, um den Besucher zusätzlich zu der für ein Museum natürlich unverzichtbaren kognitiven Rezeptionsebene auch noch auf einer affektiven Rezeptionsebene anzusprechen, die zugleich motivierend und verstärkend wirkt. Ein weiterer Fokus liegt auch auf der Zusammenstellung von Objektensembles und der Inszenierung von Exponaten. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr ein originalgetreuer Nachbau des pakistanischen Wohnsitzes von Osama bin Laden eröffnet, in dem unter anderem ein biometrischer Scanner zu sehen ist, mit dessen Hilfe der Al-Qaida-Chef nach seinem Tod identifiziert wurde. Insgesamt 19 verschiedene Erlebnisbereiche von der geschichtlichen Entwicklung der Spionage über terroristische Anschläge wie 9/11 bis zu modernen Ausspäh-Methoden der Geheimdienste werden hier präsentiert. Dazu kommen zahlreiche interaktive Stationen zur Wissensvermittlung, ein Laser-Parcours oder auch ein Ausstellungsbereich, der sich mit dem Thema "Agenten im Film" beschäftigt und unter anderem den von James Bond in "Goldfinger" gefahrenen Aston Martin oder den in "Thunderball" genutzten Raketenanzug beinhaltet. Außerdem gibt es ständig wechselnde Sonderausstellungen, in denen im vergangenen Jahr zum Beispiel Einiges über Liebe und Erotik in der Spionage oder über den eigentlichen Agentenstatus von Apostel Judas erfahren konnte.
Parkscout hatte die Gelegenheit, mit Geschäftsführer Ingo Mersmann über die pädagogische Ausrichtung und die zukünftige Entwicklung von "Top Secret – Die geheime Welt der Spionage" zu sprechen.
Parkscout: Wo sehen Sie die Zielgruppe für Ihre Einrichtung?
Ingo Mersmann: Grundsätzlich haben wir es mit einem mittel- bis hochgebildeten Publikum zu tun, das auch ein gewisses Geschichtsinteresse hat. Dazu gehören Familien genauso wie Paare ab 25 Jahren aufwärts. Aber auch für Schulklassen im Bereich der außerschulischen Bildung ist "Top Secret" sehr interessant. Die Kinder können zum Beispiel selbst Fingerabdrücke nehmen oder Erkundungsbögen für verschiedene Altersklassen nutzen – wir bieten hier ein pädagogisch rundes Konzept.
Parkscout: Haben weltpolitische Ereignisse wie die Enthüllungen von Edward Snowden oder die aktuellen Ereignisse rund um das Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris einen Einfluss auf die Besucherzahlen?
Ingo Mersmann:: Ich würde sagen ja. Die Anzahl der Leute, die sich bei uns informieren wollen, wächst nach solchen Ereignissen – gerade im Moment nach den Anschlägen in Frankreich. Die Besucher kommen mit einem anderen Bewusstsein zu uns – Terrorismus ist ja auch eines der Themen, die wir in der Ausstellung zeigen. Ich selbst wurde auch schon mehrfach darauf angesprochen.
Parkscout: Wie aktuell kann ein Spionage-Museum eigentlich sein? Geheime Tricks können ja nicht verraten werden, wenn diese noch aktiv genutzt werden, oder?
Ingo Mersmann: Doch, alles was wir zeigen, wird heute tatsächlich noch angewandt. Früher wurden Kameras benutzt, heute funktioniert vieles mit Chips – das Prinzip ist jedoch identisch. Gerade mit dem modernen Bereich der Ausstellung sind wir sogar brandaktuell. Wir sitzen zum Beispiel im Moment an einem System, mit dessen Hilfe es möglich sein wird, anhand des Fingerabdrucks eines Besuchers dessen Daten aus dem Internet zu filtern und zu zeigen. Es wird allerdings immer schwieriger, diese modernen Dinge museal darzustellen.
Parkscout: Können Sie uns schon verraten, was Sie für dieses Jahr noch an Neuheiten planen?
Ingo Mersmann: Wir werden zunächst einmal drei Sonderausstellungen haben. Die erste befasst sich mit der Geschichte der Geheimdienstkameras von MINOX und wird die größte Ausstellung dieser Art weltweit sein, die den Zeitraum von 1932 bis heute umspannt. Als zweites werden wir eine Ausstellung haben zum Thema "Medizin und Spionage" und zum dritten planen wir im Moment eine Ausstellung über die CIA-Attentate auf Fidel Castro, die wir in enger Zusammenarbeit mit den kubanischen Behörden veranstalten möchten. Ob diese allerdings aufgrund der politischen Lage so realisiert werden kann, ist im Moment schwer zu sagen. Als Alternative würden wir dann auf eine Ausstellung zurückgreifen, die sich mit Giacomo Casanova, dem Spion, beschäftigt.
Ein neues Highlight in der Dauerausstellung wird sicherlich der Nachbau eines Teils des Führerbunkers auf einer Fläche von 300 Quadratmetern werden. Ab Sommer sollen die Besucher hier unter anderem durch das Arbeitszimmer von Adolf Hitler gehen können. Dabei wollen wir nur dokumentieren und nicht kommentieren. Bei der Thematisierung des Dritten Reiches muss auch das Umfeld gezeigt werden. Wir werden vorsichtig mit dem Thema umgehen und die nötige Sensibilität walten lassen. Aber es ist durchaus wichtig, Schulklassen durch haptische Reize zu zeigen, wie es damals war – quasi eingemauert in drei Meter dicken Außenwänden. Natürlich gibt es hier auch immer wieder Informations- und Dokumentationsbereiche.
Parkscout: Haben Sie noch spezielle Wünsche für zukünftige Projekte?
Ingo Mersmann: Eine Sache, die ich wirklich sehr gerne aufgreifen würde, ist das Thema RAF – vielleicht bereits im nächsten Jahr. Hier gibt es viele interessante Ansätze. Ansonsten wollen wir den Fokus auf die 19 Erlebnisbereiche weiter verstärken und unsere Exponate inszenieren – für eine möglichst emotionale Wirkung und ein intensiveres Erleben. Meiner Meinung nach kann heutzutage kein Museum mehr ausschließlich mit Schaukästen betrieben werden.
© parkscout/MV