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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
15.09.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Vester vs. Herre Folge 6: Mystery Warehouse


Immer freitags nahmen sich Mike Vester und Tim Herre eine Attraktion vor und "beschrieben" sie auf ihre gewohnt liebenswerte Art und Weise. Und das Beste daran: Sie, liebe Leser, durften sich für die Meinung eines der Kontrahenten entscheiden und auch Ihre Meinung dazu kund tun.

Tipp: Weitere Folgen sowie ältere Kolumnenbeiträge unserer Redakteure finden Sie  hier



Folge 6
Mystery Warehouse

Mystery Warehouse ist eine klassische Geisterbahn, die vom Fort Fun im Jahre 2001 in Eigenregie gebaut wurde und sich eher an einem typischen Kirmes-Geisterbahn-Layout orientiert.

Mike Vester meint:

 

Tim Herre meint:

Geisterbahnen gehören bekanntlich zur Grundausstattung einer jeden größeren Kirmes und zeichnen sich dort meist durch eine imposante Fassade aus, hinter der leider oft nur ein eher trashiges Interieur steckt. Umso höher sind da natürlich die Erwartungen, wenn ein Freizeitpark sich dazu entschließt, eine solche klassische Bahn in sein Portfolio aufzunehmen – und im Falle von TransDemonium im französischen Parc Asterix kann man auch hervorragend sehen, welches Potential in einer Geisterbahn steckt. Leider kann man solche Lobeshymnen über das 2001 eröffnete Mystery Warehouse im Fort Fun Abenteuerland nicht anstimmen. Schon die lieblose Front des Gebäudes und der uninspirierte Wartebereich lassen nichts Gutes erahnen. Laut Parkheft soll hier die Geschichte eines Mr. Shabby erzählt werden – allerdings lassen sich während der Fahrt mit Ausnahme der in der Tat meist "schäbbigen" Deko keinerlei Hinweise darauf finden. Bevor man jedoch die ersten Figuren sehen kann, geht es zunächst eine gefühlte Ewigkeit durch eine Dunkelpassage, deren langweilige Eintönigkeit durch Fledermausgeräusche und das laute Brummen eines Ventilators durchbrochen wird. Die folgenden Szenen und Figuren bewegen sich auf solch erschreckend niedrigem Niveau, daß man sich ständig wünscht, jemand würde auch hier das Licht ausknipsen. Und wenn schließlich am Ende der Fahrt eine Animatronic droht, daß man diesen Ort nie mehr verlassen dürfte, ist dies der erste und einzige Augenblick, wo einem wirklich die Haare zu Berge stehen. Natürlich hat das Fort Fun nicht das Budget seines französischen Schwesterparks, aber das kann keine Entschuldigung dafür sein, dem Besucher eine Attraktion vor die Nase zu setzen, deren Qualität selbst auf einem Volksfest höchstens im unteren Drittel zu finden ist. Wenn man wenigstens noch die fehlende Finanzkraft beim Bau durch den Einsatz von Live-Erschreckern kompensieren würde, wäre das Urteil sicher nicht ganz so vernichtend. Das einzige Mysterium, das bei "Mystery Warehouse" ungeklärt bleibt, ist warum ein ausgewiesener Geisterbahn-Experte wie Kollege Herre dieser Billigversion etwas abgewinnen kann – aber er liebt ja auch italienische Trash-Filme...   Jetzt fängt Vester also schon an, auf schnuckeligen Kleinst-Attraktionen beschaulicher Familienparks herumzukloppen. Naja, mir soll’s recht sein. Schließlich gibt es nun wirklich nichts, was man gegen die liebevoll inszenierte Geisterbahn „Mystery Warehouse“ sagen könnte. Vermutlich legt mein Velberter Kollege hier mal wieder Disney-Maßstäbe an. Klar: Ich finde Pirates of the Carribean auch besser, als den familienfreundlichen Gruselspaß aus dem Sauerland. Allerdings sollte man auch bei fortgeschrittenem Grauen Star nicht aus den Augen verlieren, dass „Mystery Warehouse“ ungefähr so viel gekostet haben dürfte, wie die Personaltoilette der Pariser Piraten. Und trotzdem hat man es im Fort Fun auf die Reihe bekommen, eine absolut beeindruckende Attraktion zu schaffen. Die Q-Line ist stimmig und schafft mit Flackerlicht und Sound eine bedrohliche Atmosphäre. Der erste Raum mit den Fledermäusen in absoluter Dunkelheit und einem starken Wind läutet die Fahrt gut ein, und dabei ist es völlig egal, ob dieser von einem Baumarkt-Standventilator kommt oder durch eine hochprofessionelle Film-Windmaschine, wie sie für Mike vermutlich Standard sein muss, erzeugt wird. Die sich anschließende Dunkelphase sorgt mit ihrem aus einer übergroßen Bass-Box abgespielten Herzschlag immer wieder für arg verunsicherte Fahrgäste. Und auch die folgenden Szenen wissen zu gefallen, die Gestaltung geht für einen Park dieser Größe absolut in Ordnung. Gerade bei Animatronics geht es natürlich immer besser, aber die Qualität von Figuren und Dekoration im Mystery Warehouse ist fast schon als überdurchschnittlich zu bezeichnen. Zur Erinnerung, Herr Vester – wir sind hier nicht im Phantom Manor, sondern im Fort Fun. Jeder macht’s halt nach seiner Fasson und mit seinen Mitteln. Und das Fort Fun hat es mit Winz-Budget, einem gebraucht erworbenen Fahrsystem und viel Eigenleistung geschafft, eine sympathische, familienfreundliche Geisterbahn zu kreieren. Nicht umsonst wurde der Mystery-Warehouse-Vordenker Miro Gronau nach Abschluss seines Studiums mit Kusshand von einem nicht ganz unbedeutenden Freizeitpark in Rust bei Freiburg engagiert. Aber was sind schon solche Referenzen gegen das unbestechliche Urteil von Mike Vester ...?



Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

© Parkscout MV/TH/AS, Bilder: Kai Ahlers