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Bereits seit mehreren Jahren lässt sich in der deutschen Zoolandschaft der Trend feststellen, Tiere statt in Käfigen und Betonbauten in Erlebniswelten zu halten. Aufwendig gestaltete Themenareale, die den Bewohnern des Zoos eine artgerechte exotische Umgebung bieten und für den Besucher optische Glanzlichter setzen, setzen sich in der modernen Tierhaltung immer stärker durch – nicht zuletzt auch, weil sie neue Besuchergruppen generieren, die in früheren Zeiten vielleicht nicht so empfänglich für einen Tag im Zoo gewesen wären.
Der über 75 Jahre alte Zoo Osnabrück gehört zu den Vorreitern dieser Vertreter von modernen Tierparks und setzte schon recht früh auf das Konzept der Erlebniswelten. Bereits im Jahre 2003 eröffnete man dort "Samburu", ein afrikanisches Themenareal, und ab 2009 ging es Schlag auf Schlag. Zunächst präsentierte man seinen Besuchern den Unterirdischen Zoo, einen Streifzug unter die Erde mit den dort lebenden Tierarten. 2010 folgte "Takamanda", ein riesiger afrikanischer Bereich mit tollen Designelementen und großzügigen Gehegen. 2011 schließlich wurde "Kajanaland" geschaffen, eine nordische Tierwelt mit einem Baumhöhenpfad, von dem aus man die Bewohner ohne Gitter oder Zäune beobachten kann.
Impressionen von "Angkor Wat"
2012 folgte mit der feierlichen Eröffnung von "Angkor Wat", einer Tempelruine für Schweinsaffen, der nächste Schritt in der Umgestaltung des Zoos. Früher stand an dieser Stelle ein in den 70er Jahren gebauter hässlicher Affenfelsen aus Beton, wie man ihn leider immer noch in einigen Tierparks finden kann – zwar ist dieser immer noch vorhanden, da man ihn aufgrund seiner massiven Bauweise weder abtragen noch sprengen konnte, allerdings ist nichts mehr davon zu sehen, da er von dem Tempel komplett eingeschlossen wurde.
Schweinsaffe in "Angkor Wat"
Steinreliefs aus Indonesien
Die Bauzeit für das 16 Meter hohe Konstrukt betrug rund 18 Monate, mehr als eine halbe Million Euro wurden investiert, um den Affen ein neues, geheimnisvolles Zuhause auf 1.000 Quadratmetern zu bieten. Zwar soll der Tempel keine Kopie des realen Angkor Wat in Kambodscha darstellen, aber die Anleihen beim Original sind klar zu erkennen.
So wurden beispielsweise Steinreliefs in Indonesien nach Vorlagen aus Angkor Wat in Handarbeit angefertigt und in das Gebäude integriert. Auch der achsial symmetrische Aufbau des Tempels mit seinen Stufen, Nischen und Ornamenten erinnert an das berühmte Vorbild in Südostasien. Eine besondere Herausforderung war sicherlich, das Bauwerk alt und verwittert aussehen zu lassen – realisiert wurde dies unter anderem mit einer Bemalung aus über 100 verschiedenen Farbtönen und einer speziellen Nachbehandlung des verwendeten Spritzbetons.
Der Aufwand hat sich sichtlich mehr als gelohnt. Die gesamte Tempelanlage strahlt eine mystische Atmosphäre aus, als handele es ich hier tatsächlich um einen kleinen Ausschnitt einer längst vergessenen alten Kultur mitten in Osnabrück, die es zu entdecken gilt. Durch die neue Anlage führt ein 40 Meter langer, mit Reliefs und Ornamenten geschmückter Gang für die Besucher, der Dank großer Panoramafenster einen freien Blick in das Innere der Ruine ermöglicht, in der die Schweinsaffen wie Bewahrer einer untergegangenen Zivilisation über die Stufen huschen. Ein Soundsystem mit Vogelgezwitscher sorgt zusätzlich dafür, dass die Illusion eines Streifzugs durch einen alten Tempel gelungen ist.
Bereits heute schon kann der Zoo Osnabrück mehr als eine Million Besucher im Jahr verzeichnen, was letztendlich auch für den finanziellen Erfolg der Umgestaltung mit Erlebniswelten spricht – ähnliche Entwicklungen sieht man ja auch in Hannover, Gelsenkirchen oder in Leipzig. Mit seinen schon existierenden Themenarealen und der bewaldeten Lage gehört der Zoo in Osnabrück ohne Frage zu den schönsten Tierparks im gesamten Bundesgebiet, und jede weitere Ausbaustufe dürfte seinen überregionalen Bekanntheitsgrad wohl noch einmal deutlich steigern.