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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
24.01.2012 | Freizeitparks | Kolumnen

Bein ab in der Achterbahn


Wenn es darum geht, neue Attraktionen in Freizeitparks auf eine ungewöhnliche Art der Öffentlichkeit zu präsentieren und durch immer seltsamere Marketing-Aktionen in den Medien zu landen, dann dürfte wohl der englische "Thorpe Park" in der Nähe von London eindeutig auf dem Siegerpodest stehen. Während in Deutschland eine seriöse Berichterstattung im Vordergrund steht, wird die Grenze des Guten Geschmacks auf der Insel immer wieder neu ausgelotet.

Im neuen Werbecoup von Thorpe hat der Park nun Bilder seines in wenigen Monaten eröffnenden Wing Coasters "The Swarm" veröffentlicht, bei denen die Dummys in den Zügen nach Aussagen einer Pressemitteilung "seriously damaged" waren – bei den Schaufensterpuppen-ähnlichen Figuren in der ersten Reihe des Zuges wurden Arme und Beine abgerissen. Der ahnungslose Leser solcher Meldungen wird vermutlich zweimal schlucken, doch was genau will der Thorpe Park eigentlich mit dieser Form der PR erreichen? Soll darauf hingewiesen werden, dass die – wenn man die erste Achterbahn dieser Art im italienischen Gardaland als Vergleich heran zieht – vermutlich eher schnarchige Fahrt so gefährlich ist, dass Arme und Beine in Gefahr sind? Dass die Statiker, Layouter und Baufirmen so grundlegende Dinge wie ein Lichtraumprofil einfach vergessen? Angeblich seien nun größere Modifikationen nötig, um die Bahn überhaupt wie geplant eröffnen zu können. Der weit verbreitete Gedanke, eine Achterbahn zu besteigen wäre mit einem erhöhten Sicherheitsrisiko behaftet, wird so weiter in die Köpfe von vielen Menschen zementiert.

Und es ist ja nicht das erste Mal, dass sich der Thorpe Park bei Aktionen dieser Art auf ein Glatteis begibt, das man zumindest als "nicht gerade geschmacksneutral" bezeichnen könnte. Beispiele gefällig? Vor rund einem Jahr suchte der Park offiziell für sein neues Horror-Maze zur "Saw"-Filmreihe möglichst stark riechenden Urin, um die Intensität seines Gruselhauses zu erhöhen. 2009 gab es eine Pressemitteilung, dass man den Besuchern während einer Achterbahnfahrt verbieten wolle, die Arme hoch zu halten, weil dieses Verhalten durch den gerade im Sommer stark verbreiteten Achselschweiß zu Geruchsbelästigungen führe. Nach einer angeblichen Seance von Mitarbeitern musste im gleichen Jahr ein Exorzist ausrücken, um den Park von bösen Geistern zu befreien.

Dass der Park auf ein vorwiegend jugendliches Publikum abzielt, bei dem ein gewisser erzieherischer Notstand herrscht, ist bekannt. Warum man sich allerdings in diversen Werbe-Campagnen mit einem unterirdischen Niveau-Level von der Konkurrenz abheben will, ist mir ein Rätsel. Die Klientel mag es vielleicht originell finden, doch die Durchschnittsfamilie dürfte sich von hochgefährlichen Achterbahnen und Urin in Attraktionen eher abschrecken lassen. Vielleicht ist dies aber auch nur eine ganz besondere Form des Britischen Humors, der mir als Deutschem irgendwie völlig abgeht …

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV

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