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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
03.08.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Disney, Deine Cast Member!


Was macht der kleine Junge im Disneyland Resort Paris, wenn er mal dringend auf die Toilette muss, während er mit seiner Mama an den Außentischen des Markethouse Deli sitzt, wo zahlreiche Menschen gerade genüsslich etwas essen oder trinken? Na, ganz einfach! Er zieht die Hose runter, strullert mit einem weiten Strahl einfach mal gegen den Tisch und freut sich dabei wie ein Pirat bei der Schatzsuche. Dass die anderen Gäste die Vorlieben dieses französischen "Männeken Piss" nicht so ganz teilen, scheint ihm dabei herzlich egal zu sein. Gut, der Junge mag vielleicht sechs Jahre alt gewesen sein, und die Stubenreinheit ist bei jedem Kind ja auch unterschiedlich, aber offensichtlich fand ein etwa zwölf Jahre alter Teenager die ganze Aktion so nachahmenswert, dass er sich mal gleich neben das Schaufenster stellte und munter gegen die Wand pinkelte – die nächste Toilette ist übrigens keine zehn Schritte vom Ort des Geschehens entfernt.

Ja, das mag ekelig sein – aber man muss zur Entschuldigung der beiden sagen, dass sie vielleicht einfach nur geahnt haben, wie es auf den Toiletten im Park so ausgesehen hat und es daher vorzogen, der Natur einfach freien Lauf zu lassen. Aus den sanitären Anlagen schoss einem schon von weitem der beißende Geruch von Urin entgegen, die Toilettenschüsseln waren zum größten Teil unbenutzbar. Gut, auf der einen Seite kann der Park nichts dafür, wenn sich seine Gäste benehmen, als wären sämtliche Regeln eines zivilisierten Europas außer Kraft gesetzt – auf der anderen Seite darf man als Besucher aber angesichts des horrenden Eintrittspreises verlangen, dass der Reinigungstakt an besucherstarken Tagen erhöht wird, um dem Heer der Saubeutel Herr zu werden. Dies gilt ganz nebenbei auch für die Tische der SB-Restaurants, die aussahen, als wäre hier kurz vorher eine Bombe detoniert. Es dürfte den Park kaum überrascht haben, dass es im Hochsommer ein erhöhtes Gästeaufkommen gibt – da muss man sich doch fragen, warum man es dort für angebracht hält, dass sich die Besucher an versiffte Tische setzen müssen? An einem generellen Personalmangel kann es nicht liegen – immerhin wurden gleich fünf Cast Member eingeteilt, um den Boden im Fantasyland zu reinigen – einer davon fuhr einen kleinen Kehrwagen, zwei weitere fegten ihm Dreck zu und noch zwei andere schauten sich das ganze Spektakel interessiert an und gaben dem Fahrer Anweisungen. Ein fast schon surreal anmutendes Schauspiel. Wenn man in den USA in einem Disney-Park versehentlich ein Stück Müll fallen lässt, laufen gleich mehrere Mitarbeiter herbei, um es aufzuheben – schließlich soll das Königreich der Maus stets aussehen wie aus dem Ei gepellt. In Frankreich scheint man wohl eine leicht abweichende Meinung von dieser Firmenphilosophie zu haben, der überall herumliegende Dreck scheint keinen Cast Member zu stören – notfalls gibt es dort ja immer noch das lustige Mittel des Streiks.

Szenenwechsel Cafe Agrabah: Das orientalische Buffet-Restaurant gehört ganz zweifellos zu den schönsten Lokalitäten im ganzen Resort wenn es um das Thema Gastronomie geht. Liebevoll eingerichtete Bereiche wie ein kleiner Basar oder ein Haremsraum machen das Speisen hier zum Erlebnis. Allerdings hatten wir mal wieder nicht mit der Bequemlichkeit der französischen Cast-Member gerechnet, die uns trotz wenig Andrang und entsprechend vielen freien Tischen prominente Special-Sitzplätze gleich neben dem Kücheneingang zugewiesen hatten, damit sie beim Abräumen nicht so viel laufen müssen. Da kann das Couscous noch so gut sein und das zarte Fleisch noch so auf der Zunge zergehen: wenn Jacques und Louis lautstark bei geöffneten Türen nebenan das Geschirr in die Spüle scheppern und dabei ohne Rücksicht auf die Gäste mit Monique und Gabrielle flirten bis man wünscht, Aladdin höchstpersönlich würde die gesamte Belegschaft in die 1002. Nacht schicken, rückt der geschmackliche Genuss angesichts der akustischen Belästigung schnell in den Hintergrund. Mehr als sechs Mitarbeiterinnen gingen gelangweilt in der Küche ein und aus – mag sein, dass sie auf der Suche nach einem der Köche waren, der währenddessen mit einem hinkenden Fuß und einer dreckigen Schürze an uns vorbei humpelte. Mit märchenhaften arabischen Nächten hatte dieses Szenario in etwa soviel gemeinsam wie Mannis Schnitzelbude mit einem Drei-Sterne-Restaurant, aber da das ganze ja einer gewissen unfreiwilligen Komik nicht entbehrte und unser Französisch auch nicht diskussionssicher war, haben wir das ganze dann über uns ergehen lassen.

Es ist schön zu sehen, dass Disney zur Zeit Unsummen für Renovierungsarbeiten im gesamten Resort ausgibt, um seinen Gästen für das bevorstehende 20jährige Jubiläum im nächsten Jahr einen aufgehübschten Park präsentieren zu können. Auch das Aufstocken des Street Entertainment ist ganz ohne Frage eine feine Sache. Allerdings sollte man tunlichst bald auch den nächsten Missstand angehen – und dieser betrifft sowohl die Motivation der Mitarbeiter als auch die allgemeine Hygiene im Park. Denn was nützt das schönste Dornröschenschloss wenn man Ekelpickel beim Besuch der Toiletten bekommt oder sein Essen auf einer Holzbank einnehmen muss, weil sich keiner der Cast Member bequemt, die Tische zu reinigen? Wer beim Eintritt Premium-Preise verlangt, muss dem Gast auch ein Premium-Erlebnis bieten!

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV

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