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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
10.09.2010 | Musicals und Shows | Magazin

GOP Variete Essen: Beatz


Robert Wolf als "Robeat"
Nach der herausragenden letzten Show "New York, Rio, Ruhrgebiet" präsentierte das Essener GOP gestern abend sein neues Programm "Beatz". Während einer kurzen Ansprache vor dem eigentlichen Beginn machte Matthias Peiniger, Leiter des Variete-Hauses, kurz deutlich, dass man nicht dem Motto "höher, schneller, weiter" verfallen sei und stattdessen etwas völlig Anderes und Neues zeigen wolle. Und in der Tat unterscheidet sich "Beatz" in vielen Punkten von den Darbietungen, die man sonst auf der Bühne des Essener GOP zu sehen bekommt.

Eine Moderation sucht man diesmal vergebens – kein Stand-Up, der die Gäste mit witzigen Monologen durch den Abend führt und die einzelnen Nummern ankündigt. Auch eine stringente Storyline ist nicht wirklich vorhanden – der einzige rote Faden, der sich durch die Show schlängelt, sind die Bundeshauptstadt Berlin, die in Bild und Ton allgegenwärtig zu sein scheint, und deren Kulturformen. Nicht umsonst hat man als ersten Song für Sängerin Jessika Bierik eine seltsam anmutende Version des Marlene-Dietrich-Evergreens "Ich hab' noch einen Koffer in Berlin" ausgewählt, der den Bogen von der nostalgischen Vergangenheit zu den modernen Sounds der Großstadt zieht.

Als Hauptakteur der Show fungiert der 21-jährige Robert Wolf – vielen Besuchern sicherlich noch als Finalist der RTL-Sendung "Das Supertalent" bekannt. Warum statt des sympathischen Beatboxers, der mit seiner Mundakrobatik eine ganze Armada von Snares und Basedrums in das Mikrofon hämmert und es dabei sogar noch schafft, ganze Melodien darin unterzubringen, ein Mundahrmonikaspieler mit einem Ave Maria als Gewinner nach Hause gehen konnte, wissen wohl nur die allmächtigen Fernsehgötter. Spätestens wenn Wolf, der sich übrigens "Robeat" nennt, die altbekannte Tetris-Melodie als Walzer oder als Musikantenstadl-taugliche Volksmusiknummer zum besten gibt, fragt man sich, wie es überhaupt physikalisch möglich sein kann, den Stimmbändern derart viele Töne gleichzeitig zu entlocken.
ThreeStyle
Ähnlich modern geht es weiter im Programm, wenn die Jungs von Tanz 030, deren Name vermutlich auf die Telefonvorwahl von Berlin hindeuten soll, die Kultur des Break Dance auf die Bühne bringen. Auch die Artistik des Rob Alton gehört eher in diese Kategorie: der 39jährige Weltmeister auf dem BMX-Rad zeigt, was man mit einem Bike so alles anstellen kann.

Bis jetzt also ein erdiges Ensemble, das die Jugendkultur von heute und gestern adäquat wiederspiegelt. Wäre da nicht Kai Eikermann, der in Form eines fleischgewordenen Meister Proper durch die Szenerien hüpft und mit seiner Pantomime wie ein Fremdkörper in der Berliner Chekker-Szene wirkt. Fast scheint es, als könne Eikermann jeden einzelnen Muskel seines Körpers separat kontrollieren – sein Bewegungsrepertoire reicht vom klassischen Moonwalk über Robot Dance bis hin zu absurden Verrenkungen, die einfach nur beeindruckend sind.

Was macht ein Geschäftsmann, der morgens unausgeschlafen mit einem Aktenkoffer im Bus steht? Martin Schepers gibt als Herr Benedict die verblüffende Antwort auf diese Frage: er schläft mit der Hand an den Haltegriffen ein und schwingt sich im Traum an Strapaten in die Lüfte, um dort fast schwerelos mit seinem Koffer zahlreiche Kapriolen zu drehen. Ähnlich phantasievoll ist die Bodenakrobatik des ukrainischen Damen-Trios "Three Style", die mit ihren "Kraftakten" schon ganz Europa begeistert haben. Artistischer Höhepunkt hingegen ist sicherlich der Auftritt von Justine Methe-Crozat und Philippe Renaud, Besuchern der Phantasialand-Dinnershow "Fantissima" sicherlich noch gut im Gedächtnis. Die unglaublich ausdrucksstarke Hand-auf-Hand-Akrobatik der beiden gehört einfach zum Besten, was man in diesem Sektor sehen kann.

In seiner Gesamtheit ist "Beatz" ein hervorragendes und vor allem abwechslungsreiches Programm, das allerdings aufgrund des künstlerischen Anspruchs einiger Zwischensequenzen nicht zum "Variete-Fast-Food" gehört. Der Wechsel vom "Streetlife" zu träumerischen Sequenzen und zur Poesie stellt häufig einen harten Kontrast dar, dem der Zuschauer folgen muss. Aber genau das macht letztendlich auch den enormen Reiz der neuen Show aus. Weitere Informationen finden Sie unter www.variete.de.



© parkscout/MV

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