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21.01.2013 | Kolumnen | Freizeitparks | Zoos und Tierparks

Sklavische Öffnungszeiten


Klirrende Kälte, Schnee und Eis haben Deutschland fest im Griff – ein Wetter, das im wahrsten Sinne des Wortes nicht gerade zu Freizeitaktivitäten im Freien einlädt. Eigentlich also die besten Voraussetzungen für Indoor-Einrichtungen, die gerade jetzt im Winter so richtig auftrumpfen können – müsste man zumindest meinen!

Szenenwechsel CentrO.Oberhausen am vergangenen Samstag. Das Shopping-Mekka im Ruhrgebiet, das sich ohnehin größter Beliebtheit erfreut, schien geradezu überrannt zu sein. Am Nachmittag stauten sich die Autos vor den Parkhäusern, vor denen die große Anzeige den deprimierenden Hinweis gab, dass leider alle Parkplätze schon belegt waren. Genervte BMW-Fahrer hupten sich die Seele aus dem Leib, ganze Heerscharen von konsumwilligen Wochenendlern pilgerten Richtung Eingang des gigantischen Kauftempels. Im Inneren des Shopping Centres sah es ähnlich aus: Menschengedränge in den Läden und den Imbiss-Ständen, überall Familien mit Kindern, die sich wohl auf einen etwas erholsameren Wochenendstart gefreut hatten.

Die Aussicht, einen Kaffee im Stehen trinken zu müssen und sich durch das genervte Käuferknäuel zu schieben, ließ mich schnell auf die Idee kommen, den Konsumtempel wieder zu verlassen und einfach spontan dem dort ansässigen SeaLife einen Besuch abzustatten. Dass ich nicht der einzige war, der auf diese zugegebenermaßen nicht sonderlich abwegige Idee kam, wurde mir schnell klar, als ich auf dem Weg durch die Kälte zur Heimat von Nemo & Co. von zahlreichen Familien überholt wurde. Leider fiel mir nicht sofort auf, dass mir mindestens eine ähnlich starke Anzahl an Menschen fluchend entgegen kam. Am Eingang zum SeaLife wurde mir der Grund hierfür jedoch schlagartig klar: Der letzte Einlass endet dort nämlich an einem Samstag nachmittag um 17 Uhr – danach werden die Türen verriegelt und verschlossen. Noch einmal zum auf der Zunge zergehen lassen: Das bis 20 Uhr geöffnete CentrO. platzt jeden Moment vor Überfüllung, Parkplätze sind Mangelware, und eine Indoor-Einrichtung wie das SeaLife nutzt das Potential nicht aus, sondern verweigert seinen möglichen Gästen ab 17 Uhr den Eintritt. Ganz abgesehen davon, dass man die Kundenfreundlichkeit dieser Praxis zumindest hinterfragen könnte, mag mir das ökonomische Prinzip hinter dieser Firmenpolitik auch nicht ganz einleuchten. Warum hält man sich sklavisch an Öffnungszeiten, wenn vor der Türe noch eine große Menge an Menschen wartet, die Einlass begehrt und zumindest für den Augenblick als Kunde verloren wird? Die Alternatividee, statt des SeaLife das benachbarte neue Institut für Spionage zu besuchen, scheiterte übrigens ebenfalls daran, dass hier um 17 Uhr der letzte Einlass war.

Nicht dass wir uns falsch verstehen: Natürlich wäre es klüger gewesen, vor dem Besuch im Internet die Öffnungszeiten nachzuschauen, aber es handelte sich hierbei wirklich um einen Spontanbesuch – wie vermutlich auch bei all den anderen potentiellen Besuchern, die nach 17 Uhr zum SeaLife pilgerten, um dem Ansturm im Shopping Centre zu entgehen. Warum man bei Bedarf nicht einfach den Einlass um eine Stunde nach hinten schiebt, ist mir schleierhaft – bei einem Freizeitpark werden die Öffnungszeiten bei großem Andrang schließlich auch verlängert ...


Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV

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