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28.10.2013 | Magazin | Freizeitparks

Botanisches Theming im Phantasialand, Teil 2


In einem ausführlichen Interview beleuchtet Michael Jost, Garten-Designer des Phantasialand, den von vielen Besuchern oft unterschätzten Aspekt der Gestaltung von Attraktionen und Themenbereichen in einem Freizeitpark.

Der Themenbereich "Berlin"

parkscout|plus: Nach welchen Gesichtspunkten wird die themenspezifische Bepflanzung der einzelnen Bereiche im Park ausgewählt? Die im Themenbereich Berlin gepflanzten Magnolien wären ja eher dem nordamerikanischen Kontinent zuzuordnen …

Michael Jost: Das ist richtig! Als ich vor elf Jahren die Immergrünen Magnolien (Magnolia grandiflora) als Alleebäume für Berlin ausgesucht habe, war mir wichtig, dass die Bäume auch im Winter grün sind, denn zu dieser Zeit haben wir mit dem Wintertraum begonnen. Außerdem sollten die Bäume nicht zu schnellwüchsig sein, um nicht die schönen Fassaden zu verdecken. Die Auswahl an Immergrünen Bäumen für unser Klima (ausgenommen Koniferen) ist sehr gering. Es stehen nur drei bis vier Arten zur Verfügung. Die großen glänzenden Blätter und duftenden weißen Blüten der Magnolien haben mich überzeugt. Wenn man genau hin sieht, entdeckt man Immergrüne Magnolien auch in China Town, im Hotelgarten von "Ling Bao", in "Deep in Africa" , an der Berggeiststraße und am Mondsee. Diese Pflanzen sind einfach zu schön, um sie nur in einem einzigen Themenbereich zu verwenden!

Es kommt immer darauf an, wie die Pflanzen integriert und kombiniert werden. Als Hochstämme in Kombination mit Blumenkübeln in einer Allee passen sie gut zum historischen Berlin, während sie sich zusammen mit Bambus und kugelig geschnittenen Büschen harmonisch in den chinesischen Themenbereich einfügen. Im afrikanischen Dschungel wirken die Magnolien zusammen mit vielen anderen Bäumen, Sträuchern und Gräsern wiederum ganz urig und exotisch. Es kommt also mehr auf die Wirkung der Pflanzen und der Pflanzkombinationen an, als auf die botanisch korrekte Zuordnung zum jeweiligen Kontinent. Dennoch bemühe ich mich, stets auch einen Teil der Pflanzen entsprechend ihrer Heimat einzusetzen. So findet man in China Town Kamelien, Bambus und Glyzinien (Wisteria sinensis), in Mexiko gibt es die Mexikanische Orangenblume (Choisya ternata) und verschiedene Yucca-Arten (Yucca gloriosa, Yucca rostrata) und in Afrika findet man die Korkeiche, die auch in Nordafrika vorkommt und den Seidenbaum (Albizia julibrissin), den man in Ostafrika finden kann.

Platanen in Berlin

parkscout|plus: A propos Themenbereich Berlin: Die auf dem Kaiserplatz stehenden rund 100 Jahre alten Platanen standen ja bis vor drei Jahren auf dem Brühler Margaretenhof und konnten vom Phantasialand durch eine Umpflanzung vor dem Fällen gerettet werden. Wie kam es dazu und wie wurde dies technisch umgesetzt?

Michael Jost: Der Bauherr, der ein Gebäude an der Stelle des alten Margaretenhofs errichten wollte, hat uns kontaktiert und angefragt, ob wir Interesse an den Platanen hätten. Wir haben natürlich nicht lange gezögert und nach kurzer Beratung zugestimmt. Es war sofort klar, dass die Platanen perfekt auf den gerade in der Entstehung befindlichen Kaiserplatz passen würden. Wir haben ein Spezialgerät aus Nürnberg geordert, das speziell für die Verpflanzung von Großbäumen konstruiert worden ist. Riesige runde Schaufeln werden von dem Gerät so um den Baum herum in die Erde getrieben, dass ein Ballen mit drei Metern Durchmesser entsteht und der Baum aus dem Boden gehoben werden kann. Er wird dann an seiner endgültige Position gefahren und direkt wieder eingepflanzt. Ich finde, die Platanen sehen heute so aus, als würden sie schon immer auf dem Kaiserplatz stehen. Das war wirklich ein besonderer Glücksfall!

parkscout|plus: Wie lange müssen die Vorlaufzeiten für die Bestellung von Pflanzen sein, damit diese rechtzeitig im Park eingesetzt werden können? Und wie hoch ist der Anteil an saisonal blühenden Pflanzen dabei?

Michael Jost: Wenn ein neues Großprojekt geplant ist, beträgt die Vorlaufzeit für die Pflanzen etwa ein halbes Jahr. Die richtigen Pflanzen müssen erst gefunden werden und wir fahren zu verschiedenen Baumschulen in beispielsweise Holland, Belgien oder Spanien, um besondere Exemplare vor Ort auszusuchen. Handelsübliche Pflanzen kann man auch kurzfristiger bekommen, unter Umständen sogar binnen einer Woche. Die saisonale Bepflanzung für den Sommer wird schon im vorherigen Herbst ausgesucht. Die Bestellung erfolgt dann etwa drei Monate vor dem geplanten Lieferzeitpunkt. Manche Sorten werden speziell für uns produziert, was natürlich eine längere Vorlaufzeit bedeutet. Ich würde sagen, dass sich die Menge der saisonalen Pflanzen und der dauerhaften Pflanzen ungefähr die Waage hält. Das hängt natürlich davon ab, welches Projekt in der jeweiligen Saison ansteht.

Palmen und Elefanten

parkscout|plus: Haben Sie vielleicht noch einen Geheimtipp für die Hobby-Gärtner unter den Lesern, die sich für die Bepflanzung ihres Gartens mit Exoten interessieren?

Michael Jost: Wenn man begeistert ist von exotischen Pflanzen und einen entsprechenden Garten anlegen möchte, dann sollte man zunächst ein "Grundgerüst" aus ganz winterharten mediterranen oder ostasiatischen bzw. nordamerikanischen Bäumen und Sträuchern pflanzen. Welche Arten man auswählen sollte, hängt von der Größe und Lage des Gartens ab. Für große Gärten eignen sich zum Beispiel Zedern, Blauglockenbäume und Pinien. Für kleinere Gärten sind Mittelmeerzypressen (in kälteren Gegenden alternativ Raketenwacholder) und Seidenbäume eine gute Wahl. Auch Immergrüne Magnolien eignen sich gut. Als winterharte exotische Sträucher kann ich die Portugiesische Lorbeerkirsche (Prunus lusitanica), die Duftblüte ( Osmanthus heterophyllus) oder die immergrüne Ölweide (Eleagnus ebbingei) empfehlen. Ergänzen kann man diese Pflanzen dann mit Kleineren Sträuchern wie z.B. der mexikanischen Orangenblume (Choisya ternata "Atztek Perl") oder dem Heiligen Bambus (Nandina domestica).

Weiterhin fügen sich in eine solche Anlage sehr schön blühende Stauden und mediterrane Kräuter ein. Auch Gräser in größerer Zahl von einer Art gepflanzt haben eine tolle Wirkung. Generell ist es schön, wenn man mehrere Exemplare der gleichen Art verwendet. Das wirkt natürlich und großzügig. Das I-Tüpfelchen kann dann eine besondere Pflanze sein, die etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt, wie eine Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) oder eine Olive, der man einen besonderen Platz im Exotengarten gibt. Mit Heizkabel beziehungsweise herkömmlichem Lichtschlauch (nicht LED-Schlauch!) und Vliessack sind auch diese empfindlicheren Pflanzen leicht über den Winter zu bringen. Die Auswahl an ganz winterharten und fast winterharten Pflanzen ist sehr groß und der Geschmack sollte entscheiden, was man pflanzen möchte.

© parkscout/MV

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