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07.07.2015 | Erlebnisbäder | Magazin

Der Schwur des Kärnan


Es begab sich in einer unheilvollen, mondlosen Novembernacht, dass der alte König Dänemarks von seinem engsten Vertrauten auf der Jagd erstochen wurde. Ihm folgte sein 12jähriger Sohn Erik auf den Thron, wegen seines Krönungseid und Schwurspruch - "bei allen heiligen Männern / ved alle hellige Mænd" - auch mit dem Beinamen "Erik Menved" versehen. Die Schatzkammer leerend, die Steuern erhöhend, sich nie um die Bedürfnisse des eigenen Volk kümmernd und Revolten niederschlagend, fürchtete er irgendwann um seine Macht und ließ einen gewaltigen Turm, den Kärnan, zum Schutz erbauen - der ihm zum Verhängnis werden sollte.

Ein sichtlich und völlig zurecht stolzer Parkschef (Christoph Andreas Leicht) bei der Presseeröffnung

... so, beziehungsweise noch viel ausgeschmückter und opulenter liest sich die Backgroundstory des neuen Achterbahnhighlight im Hansa-Park: Der "Schwur des Kärnan". Die Story, die von IMAscore entwickelte und vom Budapest Film Orchestra and Choir eingespielte Symphonie, aber natürlich auch die Achterbahn selbst, wurden am 30.06.3015 auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz vorgestellt. Der an diesem Abend eingeweihte Signature Ride ragt mit seinen gewaltigen Ausmaßen zwar jetzt schon in den Sierksdorfer Himmel, das Storytelling bzw. seine Thematisierung wid er aber erst bis zur nächsten Sasion erhalten. Der 79 Meter hohe, noch schmucklose Turm, ein paar angedeutete Zinnen und hübsche Coasterchaisen müssen bislang reichen, um dem Achterbahngiganten - immerhin einer der drei höchsten Hyper Coaster Europas - seinen verdienten Rahmen zu geben. Doch auch ohne Thematisierung durfte die geladene Presse (und seit dem 1. Juli auch das normale Publikum) den Schwur er"fahren", und eins vorweg: der hat es in sich, im wahrsten Sinn des Wortes. Und da wir nicht jedem die Überraschung verderben wollen, sollte den kommenden Abschnitt nur der lesen, der eh schon von den kleineren und größeren nicht von aussen sichtbaren Gimmicks gehört hat oder derjenige, der zu wissbegierig ist, um bis zum ersten eigenen Testritt zu warten.

Die geladene On- und Offline-Presse auf dem Weg zum Turm

Spoiler: Zum einfacheren Lesen den folgenden Abschnitt mit der Maus markieren:
Überraschend ist bereits, das der "Schwur" im Raum vor dem eigentlichen Bahnhof per Zufall darüber entscheidet, in welcher der vier jeweils vier Personen befördernden Sitzreihen des Zuges man Platz nehmen darf. Weniger überraschend ist, das der Hansa-Park auch bei seiner neuesten Attraktion - zumindest so wie es den Anschein hat - auf thematisierte Gänge und Räume statt nerviges Zick-Zack-Queuing setzt. Überraschender wird es dann wieder im Lifthill, dessen 90 Grad Steigung in den bequemen Sitzen flott überwunden werden - scheinbar. Denn nach etwa zwei Dritteln des Lifts stoppt die Chaise um anschließend circa 35 Meter wieder in die Tiefe zu fallen - sanft aber energisch. Ein wahrhaft einzigartiges Feature, das sich der Hansa-Park hier hat einfallen lassen. Was jetzt noch etwas unrund und zeitaufwendig vom Ablauf wirkt, wird mit abgeschlossener Thematisierung vermutlich eines der Highlights der Bahn. Danach befördert das schnelle Liftsystem den 16 Personen fassenden Zug bis an die Spitze des Turms, sprich auf 73 Meter Höhe, um flott über die Kuppe und mit einer 90°-Drehung senkrecht in die Tiefe zu stürzen ...
Spoiler: Ende

Nachdem man rund 70 Meter tiefer den Turm mit kolportierten 127 Stundenkilometern wieder verlässt, geht es erneut - mit ordentlich einsetzenden G-Kräften - Richtung Firmament. Das folgende, gewaltige Herz-Element sieht zwar auf den ersten Blick aus wie eine Inversion, ist aber keine.

Überzeugendes, aber sehr intensives Fahrerlebnis

Spoiler: Zum einfacheren Lesen den folgenden Abschnitt mit der Maus markieren:
Scheinbar ist der gesamte "Schwur des Kärnan" überschlagslos - doch weit gefehlt. Nach der Schlussbremse, verborgen vor neugierigen Blicken innerhalb des Bahnhofsgebäudes, wartet noch eine ultralangsam zu durchfahrende Heartline-Roll mit gepfefferter Hangtime auf die Kärnan-Bezwinger. Surprise, surprise.
Spoiler: Ende

Doch auch so hat es dieses Element, aber auch alle folgenden Streckenbereiche, einschließlich des Terraincoasterabschnitts und des abschließenden, airtimereichen Bunnyhops, in sich. Und auch wenn der Park betont, dass man es hier mit einem familienfreundlichen Thrillride zu tun hat, werden nur wenige Familien diesen alleine schon wegen seiner Ausmaße Respekt einflößenden Ride gemeinsam erleben. Und mal Butter bei die Sierksdorfer Fische: die bereits jetzt vorhandene Intensität des "Schwur des Kärnan" rechtfertigt diesen Respekt vor der wohl nun herausfordernsten Stahl-Achterbahn Deutschlands ...


Nach dem adrenalinfördernden Ride geht es durch einen bereits fertiggestellten Shop mit den üblichen Merchandise-Artikeln hinfort vom Schwur des Erik Menved, erlöst vom Bann des Kärnan! Wir freuen uns schon auf die Fertigstellung 2016, die dann den actionreichen Achterbahnritt mit einem wieder mal großartigen, diesmal sehr bombastischen Sound aus dem Hause IMAscore und dem bis dahin vermutlich visuell eindrucksvoll umgesetzen Storytelling verbindet.
Well done so far, Hansa-Park.

Offizielles Onride-Video zu Kärnan

© AS

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