Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
10.06.2011 | Interviews | Freizeitparks | Magazin
Eine musikalische Reise zur Krake: Interview mit den Machern des Soundtracks zur neuen Heide-Park-Achterbahn
Eine der herausragendsten Neuheiten dieses Jahres war sicherlich der Dive Coaster "Krake" im norddeutschen Heide-Park, der seit Beginn der Saison die Besucher begeistert. Der freie Fall in die Tiefe aus einer Höhe von mehr als 40 Metern, eine große Splash-Zone, ein Immelmann und ein kleiner Airtime-Hügel gehören genauso zu den Highlights der Achterbahn wie die aufwendige Gestaltung der Station und des Wartebereichs. Dabei rückt der tolle Soundtrack, der speziell für diese Neuheit komponiert wurde, etwas in den Hintzergrund – völlig zu Unrecht!
Verantwortlich für den Score der "Krake" ist das Team der Firma "IMAscore music sound design" aus Paderborn, bestehend aus den Komponisten Andreas und Sebastian Kübler, Supervisor und Projektmanager Xaver Willebrand sowie Designer und Motion Artist Dominik Schlipper. Wie die vier zu dem Projekt "Krake" gekommen sind, was sie von Freizeitparks halten und ob sie selbst schon im Kampf gegen die Soltauer Bestie angetreten sind, erzählen sie uns in einem Interview...
Xaver Willebrand, Andreas & Sebastian Kübler, Dominik Schlipper
IMAscore: Da wir schon lange große Achterbahnfans sind, haben wir natürlich die Entstehung der neuen Großattraktion des Heide Parks verfolgt und uns direkt an den Park gewandt und gefragt, was sie denn von einem eigenen Soundtrack für die Bahn halten würden. Auch wenn der Park in den Händen von Merlin ist, muss man ja nicht immer aus Archivsongs wählen. Der Colossos Soundtrack stammt von "Colossus", das Desert Race Getrommle aus "X:No Way Out" und selbst Scream wurde ursprünglich 2001 für den "Detonator" geschrieben – alles Attraktionen aus dem englischen Thorpe Park. Sicher bemerkt das der Parkbesucher erst, wenn er auch mal den genannten Park besucht, aber hat ein Fahrgeschäft nicht sein eigenes Theme verdient? Nach einigen Meetings und Demos aus unserem Hause hat sich dann Merlin dazu entschieden, auf unser Angebot einzugehen und wir bekamen den Job für die Audiountermalung der Krake. Anfangs war nur die Rede von einem kürzeren Musikwerk mit der Länge von vier Minuten, welches im Bahnhof laufen sollte. Letztendlich wurden es dann doch über 80 Minuten Musik für den Themenbereich, Warteschlange und Station. Parkscout: War die Musik zu "Krake" Euer erster Kontakt zu einem Freizeitpark? Für wen habt Ihr vorher gearbeitet?
IMAscore: Ja, das war tatsächlich der erste Auftrag eines Freizeitparks, wir hätten es uns auch schon viel früher gewünscht. Unser erster Anlauf war damals die Holzachterbahn Mammut in Tripsdrill. Allerdings hat der Park leider nicht ganz verstanden, was denn ein Soundtrack auf einer Achterbahn zu suchen hätte und verwies stets auf einen Imagefilm, der schon Musik hätte... verstanden haben wir das bis heute nicht. Zuvor waren wir schon in vielen Bereichen tätig. U.a. haben wir Musik und Sounds für Games, TV Spots, Filmtrailer und sogar Spielautomaten produziert. Nun auch für eine Achterbahn. Klingt für viele unserer Kunden ziemlich verrückt.
Das Logo von IMAscore
IMAscore: Unsere erste Demo war etwas ganz anderes als das, was man jetzt hört. Laute Trommeln, ein dramatischer Chor, schnelle Streicherläufe und eine Aufmachung im mehr epischen Ausmaß sollten die spektakuläre Fahrt musikalisch untermalen. Doch das war Merlin zu viel und nicht düster genug. Auch im Sound-Design sollte die Krake selbst nicht hörbar sein (wir setzten zuvor ein Geschmatze und Grummeln der Krake ein). Also hielten wir uns an die Vorgaben von Candy Holland (Creative Director), dass der Besucher im Unterbewusstsein ein unruhiges Gefühl bekommen soll, während er in der Warteschlange steht. Die Musik- und Soundatmosphäre ist daher auch in der Queue Line deutlich düsterer als zum Beispiel in der Area. In der Station sind nur noch tiefe Klänge zu hören und wenig Musik. Die Zonen müssen trotzdem zueinander passen und so mussten wir kurz vor der Eröffnung, ausgestattet mit Funkgeräten immer wieder im Park über die Anlage testhören. Viel Zeit blieb uns da nicht mehr, da die Soundanlage als allerletztes installiert wurde (währenddessen liefen die finalen Testfahrten der Bahn).
Parkscout: Der Soundtrack klingt vor allem zu Beginn nach John Williams. Habt Ihr musikalische Vorbilder?
IMAscore: Das fassen wir mal als Lob auf. Sicher hat jeder Komponist seine musikalischen Vorbilder, allerdings sollte man sich nicht zu sehr inspirieren lassen, schließlich will man seinen eigenen Sound kreieren. Jeder Komponist möchte immer nach Hans Zimmer oder anderen Größen aus Hollywood klingen. Wir sind da eher von nicht ganz so riesigen Künstlern fasziniert wie etwa John Powell. Kopieren möchten wir aber keinen von ihnen.
Parkscout: Gibt es schon Folgeaufträge aus der Freizeitpark-Branche, über die Ihr sprechen könntet?
IMAscore: Ja, die KRAKE wird nicht das einzige Projekt in der Branche bleiben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diverse Projekte spruchreif sind. Dann werden wir es natürlich auch wieder bekannt geben, wenn neue Musik-und Audiountermalung für einem Freizeitpark aus unserem Hause hörbar sein wird.
Parkscout: Seid Ihr die Krake selbst schon gefahren und wie findet Ihr die Achterbahn?
IMAscore: Wir wurden vom Park zur Jungfernfahrt eingeladen und haben uns das natürlich nicht entgehen lassen. Besonders, weil wir nochmals die ganze Musik- und Soundatmosphäre an einem normalen Besuchertag vor Ort hören wollten. Zur Fahrt: Wir kannten schon Oblivion und hatten daher hohe Erwartungen. Wir waren überrascht, wie weich der Zug über die Schienen gleitet. Auf Grund der Höhe, Schienenbreite und Züge war aber abzusehen, dass der Drop ein wenig dezenter wie bei Oblivion ist. Das macht aber nichts, der nachfolgende Splash und Immelmann kommt einfach gut und die Bahn ist eine tolle Bereicherung für das Heide-Park Resort. Da ist man natürlich auch stolz, dass der Soundtrack vor Ort jeden Tag von tausenden Menschen gehört und hoffentlich auch geliebt wird.
Weitere Informationen zum Team von IMAscore und die bisherigen Projekte finden Sie unter der Homepage www.imascore.com.
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