Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
25.08.2006 | Freizeitparks | Kolumnen
Vester vs. Herre Folge 3: River Quest
Immer freitags nahmen sich Mike Vester und Tim Herre eine Attraktion vor und "beschrieben" sie auf ihre gewohnt liebenswerte Art und Weise. Und das Beste daran: Sie, liebe Leser, durften sich für die Meinung eines der Kontrahenten entscheiden und auch Ihre Meinung dazu kund tun.
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Folge 3
River Quest
Diese von Hafema gebaute Wasserattraktion bietet nicht nur die höchste Schussfahrt der Welt bei einer solchen Anlage, sondern dürfte auch durch ihre Fahrt über die drei Ebenen des Gebäudes ziemlich einmalig sein. Auch der Aufzug, der die Fahrgäste an den höchsten Punkt des Gebäudes führt, ist eine Besonderheit des Rapids. River Quest steht inmitten dreier Themenbereiche und ist dementsprechend thematisch angepasst. Vorher standen an dieser Stelle - bis zum Jahr 2001 - die Gebirgsbahn und die Grand-Canyon-Bahn, zwei Coaster aus dem Hause A. Schwarzkopf.
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Folge 3
River Quest
Diese von Hafema gebaute Wasserattraktion bietet nicht nur die höchste Schussfahrt der Welt bei einer solchen Anlage, sondern dürfte auch durch ihre Fahrt über die drei Ebenen des Gebäudes ziemlich einmalig sein. Auch der Aufzug, der die Fahrgäste an den höchsten Punkt des Gebäudes führt, ist eine Besonderheit des Rapids. River Quest steht inmitten dreier Themenbereiche und ist dementsprechend thematisch angepasst. Vorher standen an dieser Stelle - bis zum Jahr 2001 - die Gebirgsbahn und die Grand-Canyon-Bahn, zwei Coaster aus dem Hause A. Schwarzkopf.
Mike Vester meint: |
Tim Herre meint: |
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Manchmal kann ich Kollege Herre einfach nicht verstehen. Da baut das Phantasialand eine einzigartige Wasserattraktion mit einem für deutsche Verhältnisse ungemein hohen Nässegrad, und der "Earl of Erbsenzählen" hat mal wieder nichts Besseres zu tun als das Haar in der Suppe zu suchen. Gut, das mag damit erklärbar sein, daß das Phantasialand in Deutschland liegt und nicht irgendwo bei den Rocky Mountains. Bekannterweise erhöht sich bei unserem Hamburger "Prince of Posing" die Attraktivität eines Rides ja eklatant mit der Schwierigkeit, jene zu erreichen: Eine Marienkäferbahn im Süden von Yokohama wird bei ihm so natürlich höher bewertet als einer der besten Coaster der Welt, der sich zufällig in der Pfalz befindet. Und auch "River Quest", so neuartig manche Features der Bahn auch sein mögen, hat es daher natürlich recht schwer, vor den in die Ferne blickenden Augen von Kollege Herre Gnade zu finden, da die Anlage im nahen Nordrheinwestfalen und nicht irgendwo in Timbuktu steht. Grund zu meckern gibt es bei "River Quest" eigentlich kaum. Gut, die Fassade hätte auf der Richtung China Town gelegenen Seite vielleicht etwas sympathischer ausfallen können, das auf die Wand gepinselte Logo wirkt ein wenig "billig" und das eine oder andere Thematisierungselement hätte dem insgesamt recht positiven Eindruck keinen Abbruch getan. Aber dem manchmal aufgeschnappten Eindruck, die Anlage sähe aus wie ein Parkhaus, kann ich nun wirklich nicht zustimmen. Die Außenfassade ist vor allem Richtung Mystery Castle und Westernstadt sehr schön geworden und fügt sich nahtlos in die angrenzenden Themenbereiche ein. Auch der Eingangsbereich und die Station sind durchaus gelungen. Daß der oberere Streckenteil von "River Quest" etwas leer wirkt, mag ja sein, spielt meiner Meinung nach aber nur eine untergeordnete Rolle. Schließlich ist der Gast eher damit beschäftigt, den in das Boot eindringenden Wassermassen zu entkommen und sich anschließend über die Personen zu amüsieren, die nach dem ersten Drop bereits triefend naß sind. Selbst wenn dort überall singende Holzpüppchen stehen würden: Der normale Tagesbesucher würde diese bei der Fahrt schlichtweg kaum wahrnehmen. Denn was "River Quest" wirklich auszeichnet, ist der bereits erwähnte "Soaking-Faktor". Während in anderen Parks hierzulande viel zu viel Rücksicht auf ein paar nörgelnde Besucher genommen wird, schöpft das Phantasialand die Möglichkeiten einer solchen Anlage lobenswerterweise voll aus. Man kann während der Fahrt komplett trocken bleiben. Man kann allerdings auch naß bis auf die Unterwäsche werden. Und exakt das macht ja den Reiz und die eigentliche Bestimmung einer solchen Wasserattraktion aus - sogar wenn sie in Brühl und nicht in Bombay steht, Herr Herre! |
Eines muss ich gleich zu Beginn einräumen: Wo bei den meisten Attraktionen Mike die eine Meinung hat und alle anderen Menschen auf diesem Planeten die andere, teilen sich bei River Quest die Meinungen so gleichmäßig wie Moses das Wasser des Roten Meeres. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das Ergebnis des glücklicherweise bisher einmaligen Versuches, einen Rapids Ride nicht in die Fläche, sondern vielmehr in die Höhe zu bauen, ebenso: bescheiden. Warum? Ganz einfach: Ein Rapids Ride sollte in erster Linie "rapids" haben. Das ist nämlich das englische Wort für "Stromschnellen".
Der Strom von River Quest ist leider eher lahm – und ohne Rapids kein Ride. Zugegeben, die ersten beiden Abfahrten sind beeindruckend, aber das darf bei einer solchen Fahrt niemals im Fokus stehen. Bei allen anderen Attraktionen dieser Gattung, die über eine oder mehrere Abfahrten für zusätzlichen (Achtung: da steht "zusätzlich"!) Thrill sorgen, ist das auch nicht der Fall. Weder in Disney’s Animal Kingdom, noch in Universal’s Islands of Adventure, noch in Disney’s California Adventure. Und überall sonst auch. Dort hat man verstanden, dass eine Abfahrt nur Dreingabe zu einer auch sonst thrilligen, schwungvollen Fahrt sein darf. Und nicht das maßgebliche Element, so wie bei River Quest. Die zudem reichlich holperige dritte Abfahrt, bei der die Boote ja eigentlich anhalten sollten, um dann auf einer Art Kippvorrichtung nach unten zu plumpsen, ist natürlich nicht dem Park zum Vorwurf zu machen, sondern vielmehr der Herstellerfirma, welche dieses Feature zwar anbietet, es hinterher jedoch nicht zum Laufen bekommt. Das Phantasialand muss sich jedoch fragen, warum es solchen halbgaren Klump denn überhaupt erst bestellt. Die Fahrt "gipfelt" dann im Erdgeschoss beim absolut antiklimatischen, bewegungsbefreiten Zurückdümpeln in den Bahnhof – vermutlich mag Kollege Vester die Bahn deshalb so sehr: man müsste hier nur ein paar schäbige Holzpüppchen ein zuckersüßes Liedchen trällern lassen, und schon wähnte man sich in einem gewissen Park in der Nähe von Paris. Von den technischen Schwierigkeiten mal abgesehen ist die größte Pleite allerdings im Theming zu suchen. Flächig wie eine Parkhausfront kommt der wuchtige Bau daher – einfach gewollt und nicht gekonnt. Etwas mehr Kleinteiligkeit hätte dem Hochbunker von Brühl sicherlich gut getan, und was die verrosteten Wellblechteile an der Silver-City-Seite zu suchen haben, weiß wohl nur der Wind. Abschließend bleibt zu sagen: Ich kenne ja viele Leute, die River Quest wenigstens "ganz nett" finden – aber "ganz nett" spricht bei einer Millionen-Investition ja wohl Bände, oder? |
Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.
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Autoreninfo Mike Vester
Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...
Autoreninfo Tim Herre
Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.
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