25.10.2013 | Magazin | Interviews | Freizeitparks
Botanisches Theming im Phantasialand, Teil 1
Was macht die Faszination eines Freizeitparks für den Besucher aus? Ganz ohne Zweifel haben natürlich die Qualität der einzelnen Fahrgeschäfte und präsentierten Shows einen immensen Einfluss darauf, ob die Bedürfnisse der Gäste adäquat befriedigt werden. Mindestens genauso wichtig für eine allgemeine Zufriedenheit sind jedoch Faktoren, die auf den ersten Blick kaum wahrgenommen werden, sondern subtil das Unterbewusstsein ansprechen und dadurch Emotionen wecken.
Das themenbezogene Design von Attraktionen oder die akkustische Untermalung von Szenerien sind solche Elemente, mit denen ein Freizeitpark wichtige Akzente setzen und sich von der Konkurrenz abheben kann. Dazu zählt allerdings auch ein Bereich, der in vielen Destinationen sträflich vernachlässigt wird: Eine themenspezifische Bepflanzung, die nicht nur eine gut durchdachte Planung voraussetzt, sondern auch fachlich versierte Mitarbeiter, die sich ganzjährig um die botanischen Schätze kümmern. Ein Paradebeispiel für die gelungene Umsetzung landschaftsgärtnerischer Perfektion ist das Phantasialand in Brühl, das mit seiner exotischen Bepflanzung Maßstäbe setzt und den Besucher damit in Afrika, Mittelamerika oder auch Asien wähnt. Was für den Gast ein unterbewusstes Wohlfühl-Kriterium sein mag, bedeutet hingegen für den Park einen immensen Arbeitsaufwand und hohe Investitionen, die kaum direkten Marketingwert haben, sondern einzig und alleine der Emotionalisierung und Zufriedenheit der Besucher dienen.
In einem ausführlichen Interview beleuchtet Michael Jost, Garten-Designer des Phantasialand, diesen von vielen Besuchern oft unterschätzten Aspekt bei der Gestaltung von Attraktionen und Themenbereichen in einem Freizeitpark.
Parkscout: Wie muss man sich die Suche nach der passenden Bepflanzung für einen neuen Themenbereich oder eine neue Attraktion vorstellen und wer ist letztlich alles an der endgültigen Planung beteiligt?
Michael Jost: Nachdem ein Gestaltungskonzept für einen neuen Themenbereich bzw. eine neue Attraktion erstellt worden ist, geht es darum, eine Bepflanzung auszuwählen, die die beabsichtigte Wirkung unterstreicht. Wichtig bei der Pflanzenauswahl ist, dass nach Möglichkeit mindestens zwei Drittel der Pflanzen immergrün sind. Das ist von großer Bedeutung, da das Phantasialand auch im Winter geöffnet hat und in dieser Zeit die Gartenanlagen auch üppig und grün aussehen sollen. Viele außergewöhnliche Pflanzenarten, die man nicht in jedem Garten sieht, unterstreichen den hohen gärtnerischen Anspruch des Parks und helfen mit, die Gäste in Urlaubsstimmung zu versetzen.
An der Planung eines neuen Themenbereichs sind immer mehrere Personen beteiligt. Zum einen ist da der Designer, der sich die Thematisierung und die äußere Gestalt ausdenkt. Dann gibt es Mitarbeiter im Planungsbüro, die sich um die Realisierung des Projektes kümmern. Dabei gibt es viele verschiedene Interessen zu berücksichtigen. Da sind zum Beispiel Restaurants und Snacks zu bauen, Bühnen für Shows, Souvenirläden, Wege, Brücken und Plätze und vieles mehr. Die geplante Attraktion braucht Anstellgänge, Beschallung und Beleuchtung. All das hat auch Einfluss auf die gärtnerische Gestaltung. So dürfen beispielsweise in der Nähe einer Eisdiele keine Pflanzen wachsen, die Bienen anlocken; größere Pflanzen, die in der Nähe einer Fahrattraktion stehen, müssen so platziert werden, dass sie nicht in das Lichtraumprofil hinein ragen, Feuerwehrzufahrten müssen frei gehalten werden usw.. Das heißt, dass die Planung der Grünanlagen zum einen den hohen gestalterischen Ansprüchen genügen muss und zugleich alle Abteilungen berücksichtigen und mit einbeziehen muss. Dazu finden während der Planungs- und Bauphase regelmäßige Besprechungen mit allen Beteiligten statt.
Der Artikel wurde zuerst veröffentlicht in unserem Print-Magazin parkscout|plus
Parkscout: Die Anzahl und Dichte von exotischen Pflanzen im Phantasialand ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Freizeitparks. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die doch teilweise recht empfindlichen Gewächse und Bäume wie beispielsweise die Geleepalmen im Park vor Frost zu schützen?
Michael Jost: Zum Glück ist das Klima im Rheinland recht wintermild. Viele mediterrane, ostasiatische und nordamerikanische Pflanzenarten gedeihen hier problemlos und benötigen keinen Winterschutz. Darunter zählen zum Beispiel der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), die Pinie (Pinus pinea) oder die Steineiche (Quercus ilex). Manche Pflanzenarten brauchen einen leichten Schutz oder einen geschützten Standort wie die Japanische Faserbanane (Musa basjoo), die Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) oder die Kamelie (Camellia japonica). Nur wenige unserer Pflanzen benötigen einen intensiven Winterschutz. Besonders die Geleepalme (Butia yatay) verträgt nur leichte Fröste und wird deshalb zu Winterbeginn mit einem selbstregulierenden Heizkabel, das locker um den Stamm gewickelt wird, und mit Kokosmatten versehen. Die Blätter werden durch Vlies geschützt.
Parkscout: Viele Freizeitparks hatten im harten Winter 2008/2009 Ausfälle in ihren Bepflanzungen zu beklagen. Können aufgrund von Wetterkapriolen auftretende Schäden zeitnah adäquat ersetzt werden – besonders im Hinblick auf Exoten?
Michael Jost: Auch das Phantasialand wurde von den Auswirkungen dieses extrem kalten Winters nicht verschont. Wir haben durch den Frost einige frei stehende Hanfpalmen verloren, während solche Palmen, die in der Nähe von Gebäuden stehen, zum Teil ganz unbeschädigt geblieben sind. Einige Wollmispeln (Eriobotrya japonica) und Baumfarne (Dicksonia antarktica )sind ebenfalls erfroren. Insgesamt gesehen sind wir jedoch glimpflich davon gekommen. Seit dem kalten Winter legen wir noch mehr Wert darauf, dass unsere exotischen Pflanzen gut winterhart sind. Und da ist die Auswahl riesengroß!
Parkscout: Welcher Personalaufwand ist nötig, um die zahlreichen gepflegten Garten- und Naturlandschaften im Phantasialand auf einem qualitativ so hohen Zustandslevel zu halten?
Michael Jost: Neben einer parkeigenen Gärtnerabteilung mit etwa zehn Mitarbeiten sind noch zwei Gartenbaufirmen mit der Pflege der Rasenflächen und der Beete beschäftigt.
Parkscout: Wie sehr ärgert es Sie persönlich, wenn Besucher mutwillig einen Teil dieser liebevollen Gestaltung zerstören?
Michael Jost: Wenn ich sehe, dass Besucher mutwillig Pflanzen beschädigen, dann ärgert mich das natürlich, denn ich liebe jede einzelne Blume und betrachte sie als Lebewesen. Allerdings liegt der Fehler dann auch bei mir, weil ich die Pflanze nicht richtig positioniert habe. Blumen mit Blüten, die leicht abknicken sollten außerhalb der Reichweite von übermütigen Gästen platziert werden. Allerdings muss ich sagen, dass sich die Schäden, die durch mutwillige Zerstörung entstehen, sehr in Grenzen halten. Der überwiegende Teil der Gäste hat Respekt vor schönen Bepflanzungen und der Arbeit der Gärtner.
Lest nächste Woche den zweiten Teil des interessanten Interviews ...
Das themenbezogene Design von Attraktionen oder die akkustische Untermalung von Szenerien sind solche Elemente, mit denen ein Freizeitpark wichtige Akzente setzen und sich von der Konkurrenz abheben kann. Dazu zählt allerdings auch ein Bereich, der in vielen Destinationen sträflich vernachlässigt wird: Eine themenspezifische Bepflanzung, die nicht nur eine gut durchdachte Planung voraussetzt, sondern auch fachlich versierte Mitarbeiter, die sich ganzjährig um die botanischen Schätze kümmern. Ein Paradebeispiel für die gelungene Umsetzung landschaftsgärtnerischer Perfektion ist das Phantasialand in Brühl, das mit seiner exotischen Bepflanzung Maßstäbe setzt und den Besucher damit in Afrika, Mittelamerika oder auch Asien wähnt. Was für den Gast ein unterbewusstes Wohlfühl-Kriterium sein mag, bedeutet hingegen für den Park einen immensen Arbeitsaufwand und hohe Investitionen, die kaum direkten Marketingwert haben, sondern einzig und alleine der Emotionalisierung und Zufriedenheit der Besucher dienen.
In einem ausführlichen Interview beleuchtet Michael Jost, Garten-Designer des Phantasialand, diesen von vielen Besuchern oft unterschätzten Aspekt bei der Gestaltung von Attraktionen und Themenbereichen in einem Freizeitpark.
Parkscout: Wie muss man sich die Suche nach der passenden Bepflanzung für einen neuen Themenbereich oder eine neue Attraktion vorstellen und wer ist letztlich alles an der endgültigen Planung beteiligt?
Michael Jost: Nachdem ein Gestaltungskonzept für einen neuen Themenbereich bzw. eine neue Attraktion erstellt worden ist, geht es darum, eine Bepflanzung auszuwählen, die die beabsichtigte Wirkung unterstreicht. Wichtig bei der Pflanzenauswahl ist, dass nach Möglichkeit mindestens zwei Drittel der Pflanzen immergrün sind. Das ist von großer Bedeutung, da das Phantasialand auch im Winter geöffnet hat und in dieser Zeit die Gartenanlagen auch üppig und grün aussehen sollen. Viele außergewöhnliche Pflanzenarten, die man nicht in jedem Garten sieht, unterstreichen den hohen gärtnerischen Anspruch des Parks und helfen mit, die Gäste in Urlaubsstimmung zu versetzen.
An der Planung eines neuen Themenbereichs sind immer mehrere Personen beteiligt. Zum einen ist da der Designer, der sich die Thematisierung und die äußere Gestalt ausdenkt. Dann gibt es Mitarbeiter im Planungsbüro, die sich um die Realisierung des Projektes kümmern. Dabei gibt es viele verschiedene Interessen zu berücksichtigen. Da sind zum Beispiel Restaurants und Snacks zu bauen, Bühnen für Shows, Souvenirläden, Wege, Brücken und Plätze und vieles mehr. Die geplante Attraktion braucht Anstellgänge, Beschallung und Beleuchtung. All das hat auch Einfluss auf die gärtnerische Gestaltung. So dürfen beispielsweise in der Nähe einer Eisdiele keine Pflanzen wachsen, die Bienen anlocken; größere Pflanzen, die in der Nähe einer Fahrattraktion stehen, müssen so platziert werden, dass sie nicht in das Lichtraumprofil hinein ragen, Feuerwehrzufahrten müssen frei gehalten werden usw.. Das heißt, dass die Planung der Grünanlagen zum einen den hohen gestalterischen Ansprüchen genügen muss und zugleich alle Abteilungen berücksichtigen und mit einbeziehen muss. Dazu finden während der Planungs- und Bauphase regelmäßige Besprechungen mit allen Beteiligten statt.
Der Artikel wurde zuerst veröffentlicht in unserem Print-Magazin parkscout|plus
Parkscout: Die Anzahl und Dichte von exotischen Pflanzen im Phantasialand ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Freizeitparks. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die doch teilweise recht empfindlichen Gewächse und Bäume wie beispielsweise die Geleepalmen im Park vor Frost zu schützen?
Michael Jost: Zum Glück ist das Klima im Rheinland recht wintermild. Viele mediterrane, ostasiatische und nordamerikanische Pflanzenarten gedeihen hier problemlos und benötigen keinen Winterschutz. Darunter zählen zum Beispiel der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa), die Pinie (Pinus pinea) oder die Steineiche (Quercus ilex). Manche Pflanzenarten brauchen einen leichten Schutz oder einen geschützten Standort wie die Japanische Faserbanane (Musa basjoo), die Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) oder die Kamelie (Camellia japonica). Nur wenige unserer Pflanzen benötigen einen intensiven Winterschutz. Besonders die Geleepalme (Butia yatay) verträgt nur leichte Fröste und wird deshalb zu Winterbeginn mit einem selbstregulierenden Heizkabel, das locker um den Stamm gewickelt wird, und mit Kokosmatten versehen. Die Blätter werden durch Vlies geschützt.
Parkscout: Viele Freizeitparks hatten im harten Winter 2008/2009 Ausfälle in ihren Bepflanzungen zu beklagen. Können aufgrund von Wetterkapriolen auftretende Schäden zeitnah adäquat ersetzt werden – besonders im Hinblick auf Exoten?
Michael Jost: Auch das Phantasialand wurde von den Auswirkungen dieses extrem kalten Winters nicht verschont. Wir haben durch den Frost einige frei stehende Hanfpalmen verloren, während solche Palmen, die in der Nähe von Gebäuden stehen, zum Teil ganz unbeschädigt geblieben sind. Einige Wollmispeln (Eriobotrya japonica) und Baumfarne (Dicksonia antarktica )sind ebenfalls erfroren. Insgesamt gesehen sind wir jedoch glimpflich davon gekommen. Seit dem kalten Winter legen wir noch mehr Wert darauf, dass unsere exotischen Pflanzen gut winterhart sind. Und da ist die Auswahl riesengroß!
Parkscout: Welcher Personalaufwand ist nötig, um die zahlreichen gepflegten Garten- und Naturlandschaften im Phantasialand auf einem qualitativ so hohen Zustandslevel zu halten?
Michael Jost: Neben einer parkeigenen Gärtnerabteilung mit etwa zehn Mitarbeiten sind noch zwei Gartenbaufirmen mit der Pflege der Rasenflächen und der Beete beschäftigt.
Parkscout: Wie sehr ärgert es Sie persönlich, wenn Besucher mutwillig einen Teil dieser liebevollen Gestaltung zerstören?
Michael Jost: Wenn ich sehe, dass Besucher mutwillig Pflanzen beschädigen, dann ärgert mich das natürlich, denn ich liebe jede einzelne Blume und betrachte sie als Lebewesen. Allerdings liegt der Fehler dann auch bei mir, weil ich die Pflanze nicht richtig positioniert habe. Blumen mit Blüten, die leicht abknicken sollten außerhalb der Reichweite von übermütigen Gästen platziert werden. Allerdings muss ich sagen, dass sich die Schäden, die durch mutwillige Zerstörung entstehen, sehr in Grenzen halten. Der überwiegende Teil der Gäste hat Respekt vor schönen Bepflanzungen und der Arbeit der Gärtner.
Lest nächste Woche den zweiten Teil des interessanten Interviews ...
© parkscout/MV